18.07.2013 | Verein

„Ich denke gern an meine Zeit bei Fortuna zurück“

Cottbus-Trainer Rudi Bommer im Interview

Insgesamt neun Jahre lang war Rudi Bommer Spieler von Fortuna Düsseldorf. In diese Zeit fielen drei Endspiel-Teilnahmen im DFB-Pokal und das legendäre Finale im Europapokal der Pokalsieger in Basel gegen den FC Barcelona. Heute ist Bommer Trainer des FC Energie Cottbus und damit am 1. Spieltag in der ESPRIT arena zu Gast. Im Interview mit „Fortuna Aktuell“ spricht der Gästecoach über seine Jahre bei der Fortuna, die jetzige Mannschaft von Mike Büskens und sein Team als Aufstiegskandidat.

Herr Bommer, sind Sie froh, dass es endlich wieder los geht?
Natürlich, das geht uns wohl allen so. Eine Vorbereitung ist schön und gut, die „Wahrheit“ erfahren wir aber erst, wenn es um die Wurst geht. Und um Punkte. Erst wenn der Saison-Anpfiff ertönt, wissen wir, ob die vergangenen fünf Wochen wirklich sinnvoll genutzt wurden.

Wie lautet Ihr Fazit der Vorbereitung Ihrer Mannschaft?
Wir sind sehr zufrieden. Mit der Bereitschaft ausnahmslos aller Akteure, mit den erarbeiteten Inhalten, mit den Leistungen in unseren Testspielen, mit den Bedingungen im Trainingslager, mit der Stimmung in der Mannschaft, mit der Tatsache, dass wir von Verletzungen weitgehend verschont geblieben sind. Aber auch all das ist Makulatur, wenn es wieder los geht. Es fangen alle bei Null an, es gibt keine Bonuspunkte aus erfreulichen Vorbereitungen.

Der Spielplan hat für den FC Energie als erstes ein Auswärtsspiel in Düsseldorf vorgesehen. Ist das für Sie persönlich eine besondere Partie?
Selbstverständlich. Ich habe lange in Düsseldorf gespielt, Fortuna ist als Bundesliga-Absteiger einer der Meisterschaftsfavoriten, das Stadion wird voll sein, unsere Spieler Robert Almer und André Fomitschow kamen aus Düsseldorf zu uns. Für uns ist das ein toller Auftakt, zumal als Top-Spiel am Montagabend. Eine bessere Standortbestimmung gibt es kaum.

In Ihre Zeit bei der Fortuna fallen – abgesehen vom Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1933 – die größten Erfolge der Vereinsgeschichte. Sind Sie stolz, ein Teil davon gewesen zu sein?
Ja, es war eine tolle Zeit in einer starken Mannschaft. Klar denke ich gern daran zurück und werde immer wieder mal darauf angesprochen. Aber wer zu sehr in der Vergangenheit lebt, verpasst die Gegenwart.

Wen oder was behalten Sie aus Ihren neun Jahren bei der Fortuna in besonders guter Erinnerung?
Das Finale im Europapokal gegen Barcelona natürlich, drei DFB-Pokalendspiele mit der Fortuna und den Umstand, dass ich im Düsseldorfer Trikot Nationalspieler geworden bin.

Haben Sie den Werdegang der Fortuna auch nach Ihrem Abgang 1985 immer weiter verfolgt?
Man schaut automatisch intensiver auf die Vereine, bei denen man gespielt und zu denen man einen Bezug hat. Allerdings auch nur interessehalber, weil man sich logischerweise vor allem auf die aktuelle Mannschaft konzentriert. Die Entwicklung der Fortuna in den vergangenen vier, fünf Jahren ist schon erstaunlich und aller Ehren Wert.

Wie haben Sie den Bundesliga-Abstieg in der vergangenen Saison aufgenommen?
Ich habe ihn registriert und natürlich erlebt, wie bitter er am letzten Spieltag zustande kam. Ich bin sicher, dass Düsseldorf nicht allzu lange Wunden geleckt hat. Die neuen Ziele sind nicht weniger ehrgeizig als im Vorjahr.

Kommen wir zum Spiel: Wie schätzen Sie die Fortuna ein?
Mein Kollege Mike Büskens hat eine gute Mannschaft beisammen, wir haben sie beobachtet. Mehr möchte ich zu den Stärken und Schwächen des Teams nicht sagen, all meine Aufmerksamkeit gilt unserer Elf – und dem Erfolg zum Auftakt.

Fortuna Düsseldorf gegen Energie Cottbus wurde direkt als Topspiel am Montag ausgewählt. Trägt die Begegnung dieses Prädikat in Ihren Augen zurecht?
Das werden die 90 Minuten und vielleicht der Werdegang beider Mannschaften in den nächsten Wochen zeigen. Zumindest ist es für beide Teams eine Wertschätzung, auserkoren worden zu sein. Nun liegt es an den Spielern, ein Top-Spiel daraus zu machen.

Nicht wenige Leute haben Ihre Mannschaft als Aufstiegskandidat auf der Rechnung. Wie denken Sie darüber?
Das ist das übliche Geplänkel vor dem Saisonstart, wenn die Sommerpause mit allerlei Informationen aufgepeppt werden soll. Wir lassen uns davon nicht beeindrucken, haben einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel ausgegeben und freuen uns, wenn wir Rang 8 des Vorjahres bestätigen oder gar etwas besser abschneiden. Favoriten sind andere wie eben Düsseldorf und Fürth als Absteiger, Köln und Kaiserslautern mit ihren überdurchschnittlichen Möglichkeiten, 1860 und Union mit ihren Investitionen, Ingolstadt mit Audi im Rücken. Diese Mannschaften wollen wir ärgern. So lange wie möglich.

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