„Bei allem Wirtschaftlichen: Es geht immer noch um Sport“
Vier Fragen an… Thomas Röttgermann
Die Bundesliga kehrt am Samstag zurück. Auf die Fortuna wartet mit dem Heimspiel gegen den SC Paderborn das erste Meisterschaftsspiel ohne Zuschauer in der 125-jährigen Vereinsgeschichte. Bevor der Spielbetrieb fortgesetzt wird, hat sich Fortunas Vorstandsvorsitzender Thomas Röttgermann zur aktuellen Situation der Bundesliga und möglichen Szenarien für die nächsten Wochen geäußert.
Herr Röttgermann, wie lautet der Standpunkt der Fortuna hinsichtlich einer Fortsetzung der Saison über den 30. Juni hinaus?
Wir haben uns bei der Abstimmung, ob die Saison auch nach dem 30. Juni fortgeführt werden kann, enthalten, weil die Rahmenbedingungen Stand heute nicht klar sind. Wir würden die Saison natürlich zu Ende spielen, auch wenn es über den 30. Juni hinaus geht. Wir können das aber nur, wenn wir auch die Spieler unter Vertrag haben, mit denen wir im Ligabetrieb gespielt haben. Das ist vor allem vor dem Hintergrund von siebzehn auslaufenden Verträgen bedeutsam. Die DFL hat zugesichert, dass sie sich aus Verbandssicht massiv dafür einsetzt, hierfür die Voraussetzungen zu schaffen und hat auch klargestellt, dass sie die entsprechenden FIFA-Vorschriften in diesem Sinne interpretiert. Jedoch sind zum heutigen Tag nicht alle relevanten Fragen beantwortet.
Zum Beispiel?
Insbesondere ist unklar, ob bei unseren Leihspielern die jeweils ausleihenden Vereine einer Regelung zustimmen, die es diesen Spielern erlaubt, auch über den 30. Juni hinaus bei uns zu spielen. Hier müssten unter anderem Manchester City, Hoffenheim, Fenerbahce Istanbul, Lazio Rom, der VfB Stuttgart, Schalke 04 und Eintracht Frankfurt zustimmen, damit unser Kader komplett und schlagkräftig bleiben kann. Wir müssen hier sowohl die sportliche Integrität des Wettbewerbs als auch die Interessen der Fortuna und ihrer Mitglieder vertreten. Daher konnten wir dem DFL-Antrag zum heutigen Zeitpunkt nicht uneingeschränkt zustimmen.
Zuletzt wurde viel über Szenarien bei einem eventuellen Saisonabbruch gesprochen.
In den letzten Wochen haben die Vereine der DFL konsequent an einem Strang gezogen. Darauf können wir als Liga sehr stolz sein. Auch wir haben stets konstruktiv daran mitgewirkt und waren unter Bauchschmerzen bereit, die Kröte „Geisterspiele“ zu schlucken, um die Liga in ihrer Gesamtheit zu schützen. Mit etlichen anderen Vereinen sind wir nun der Meinung, dass es völlig ausreicht, erst dann über die sportlichen Konsequenzen nach einem Abbruch der Saison zu befinden, falls und wenn es soweit ist. Dann kann man nämlich die Gründe, die dann dazu geführt haben würden, in die Entscheidung einbeziehen.
Warum sind Sie dagegen, im Falle eines Saisonabbruchs die dann aktuelle Tabelle zu werten?
Wir können im Namen unserer Mitglieder den Klassenerhalt der Fortuna nicht dem Zufall einer tabellarischen Momentaufnahme überlassen, sondern nur einem fairen sportlichen Wettbewerb. Diese Diskussion wird übrigens keinesfalls nur von den sogenannten Abstiegskandidaten geführt, sondern ist ein Thema in der ganzen Liga. Wir wollen die Saison zu Ende spielen und werden hier alle weiterhin an einem Strang ziehen. Dabei muss aber ein sportlich integrer Wettkampf gewährleistet sein, denn bei allen wirtschaftlichen Themen, geht es immer noch um Sport – und der muss fair bleiben.