Horst Häfner verstorben
Aufsteiger von 1966 wurde 79 Jahre alt
Horst Häfner ist tot. Der ehemalige Fortune, der zur Mannschaft von 1966 gehörte, die den ersten Bundesliga-Aufstieg des Vereins feierte, verstarb am Montag im Alter von 79 Jahren nach langer schwerer Krankheit.
Schon früh hatte Häfner seine Leidenschaft für den Fußball entdeckt und mit Gleichgesinnten im Düsseldorfer Norden gekickt. Seine erste Vereins-Station war der SV Lohausen, wo er in der D-Jugend das Spiel von Grund auf erlernte. Einen ersten Höhepunkt erlebte Häfner, als er als B-Jugendlicher mit seiner Mannschaft nach 16 Spieltagen eine Bilanz von 32 Punkten bei 100:0 Toren vorweisen konnte. Häfners Anteil: sensationelle 78 Treffer.
Trotz seiner offensiven Qualitäten galt er als variabel einsetzbarer Spieler. Noch als Jugendspieler wechselte er zum BV 04, wo er auch seine ersten Partien im Seniorenbereich bestritt.
Sein Leistungspotential blieb auch in Flingern nicht unbemerkt, doch eine Offerte, für die Amateurmannschaft der Rot-Weißen auflaufen zu dürfen, lehnte Häfner recht selbstbewusst ab. Stattdessen nahm er als 19-Jähriger ein Vertragsangebot der Sportfreunde 07 aus Duisburg-Hamborn an, die im Mittelfeld der seinerzeit höchsten Liga rangierten und unter anderem mit Fortuna im sportlichen Vergleich standen.
Und genau ein solches sportliches Aufeinandertreffen brachte Bewegung in das Verhältnis zwischen Spieler und Club - als nämlich im April 1963 die Hamborner im Rheinstadion mit 2:0 gewannen. „Wir waren gut eingespielt und ließen der Fortuna an diesem Tag keine Chance“, erzählte Häfner noch Jahrzehnte später mit unüberhörbarem Stolz, denn „es war schon etwas Besonderes, gegen den renommiertesten Club seiner Heimatstadt zu gewinnen.“
Es war nicht nur irgendein Sieg, den die Ruhrstädter an diesem Tag einfuhren. Vielmehr kletterten sie durch den doppelten Punktgewinn in der Abschlusstabelle auf Rang 12 - einen Platz vor Fortuna. Aus Sicht der Rot-Weißen war diese Niederlage im Nachhinein jedoch eine mittlere Katastrophe, weil sie Einfluss nahm auf die Qualifikation für die Bundesliga, die auch dadurch verpasst wurde.
Kurz darauf setzten sich Fortunas Verantwortliche abermals mit Häfner in Verbindung und machten ihm ein neues Vertragsangebot - diesmal allerdings für die Lizenzmannschaft. Häfner schlug ein und kam im Juli 1963 in der Intertoto-Runde gegen Wormatia Worms zu seinem ersten Einsatz.
Als „meinen größten persönlichen Erfolg“ bezeichnete Häfner immer den erstmaligen Bundesliga-Aufstieg der Fortuna im Jahr 1966. Dabei war er gar nicht einmal einer der Auffälligen im Team von Trainer Kuno Klötzer, sondern ein mannschaftsdienlicher, aufopferungsvoller Akteur, zu dessen Stärken das „Ballschleppen“ aus der Abwehr in den Angriff gehörte. Dass er dabei zuweilen sehr ballverliebt auftrat, sah man ihm nach.
Dass Fortuna nur eine Spielzeit in der Bundesliga blieb, ärgerte Häfner zeit seines Lebens. „Uns fehlten eigentlich nur zwei Punkte und wir hätten die Klasse gehalten.“ Als mit dem Abstieg das große Aufräumen bei Fortuna angesagt war, stand Häfners Name mit einigen anderen auf einer Streichliste. Doch bevor ihm der Verein „den Laufpass geben konnte“, nahm er von sich aus Abschied - nicht nur von Fortuna, sondern vom ganzen Profifußball. Er ließ sich reamateurisieren und ging zurück zum SV Lohausen, für den er noch lange Jahre im Einsatz war.
Dabei passte dieses Ende, denn Horst Häfner war ein bodenständiger Typ, der früh an seine Zeit nach seiner Karriere dachte. Und als er eines Tages ein Angebot erhielt, sich eine berufliche Existenz zu schaffen - da war er noch Profi -, kam ihm das sehr gelegen. „Präsident Bruno Recht baute auf der Irenenstraße ein Haus. Und er fragte mich, ob ich dort nicht eine Gaststätte aufmachen wollte.“ Der 25-jährige Häfner wollte und blieb über 40 Jahre Chef in dieser klassischen Eckkneipe mit Frühschoppen und Herrengedeck, Bierdunst und Zigarettenqualm. „Der Laden war fast zu meinem Wohnzimmer geworden. Ich hätte gar nicht gewusst, was ich ohne ihn machen soll.“
2006 war Schluss für ihn und er ging, sehr zum Leidwesen seiner vielen Stammgäste, in Ruhestand. Er blieb jedoch in Unterrath wohnen, denn er fühlte sich dem Stadtteil zu sehr verbunden und wollte die Zeit dort genießen. In den letzten Jahren klagte er jedoch über zunehmende gesundheitliche Probleme. Keine leichte Zeit für einen ehemaligen Leistungssportler und rheinischen Lebemann.
Denn Häfner war nicht nur für seine Leistungen auf dem grünen Rasen bekannt. Der „Brave Heinz“ auf der Bolkerstraße, so erzählte er gern, war regelmäßige Anlaufstelle von Häfner und einigen seiner Mannschaftskameraden. „Wir wussten halt schon immer das Leben zu genießen.“ Zusammen mit Peter Meyer und Hans-Josef Hellingrath bildete er das legendäre „Dreigestirn“, das nicht immer zur Freude der Trainer so manche Stunde in Düsseldorfs Altstadt verbrachte.
Insbesondere Kuno Klötzer war das Verhalten manches Spielers ein Dorn im Auge. Der Coach ließ zeitweilig sogar einige von ihnen beschatten oder begab sich selbst auf die Pirsch, um einen Spieler zu überführen. Auch Horst Häfner wurde so erwischt, als er frühmorgens aus dem legendären „Armen Mann“ in Lohausen kam, für den er Schlüsselgewalt hatte. Der Ärger, den es danach gab, „war nicht schön. Aber solange ich meine Leistungen brachte, konnte auch der Trainer nicht meckern.“
176-mal trug Horst Häfner von 1963 bis 1967 das Trikot der Fortuna. 98-mal in der Regionalliga West, 17-mal in der Bundesliga, neunmal im Westdeutschen Pokal und in fast allen Aufstiegsspielen 1966.
Fortuna Düsseldorf trauert um einen verdienten Spieler und wird ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren. Das tiefe Mitgefühl gilt seinen Anverwandten und Freunden.
Ehrenrat, Aufsichtsrat, Vorstand, Trainer, Spieler und Mitarbeiter*innen der Fortuna