Mit dem Glück der Tüchtigen
Der Blick auf die Mannschaftsaufstellung war für die geneigten Beobachter der Zwoten ein durchaus ungewohnter. Nicht jedoch wegen eines konkreten anwesenden oder abwesenden Namens, sondern weil die Startelf exakt identisch zur Vorwoche war – von Natur aus durch den oft fluktuierenden Kader ein seltenes Ereignis bei einer U23. Mit Alemannia Aachen wartete ein unberechenbarer Gegner auf das Team von Nico Michaty. Nach der schwachen letzten Saison dieses Mal wieder höher gehandelt, hat der frühere Bundesligist nur einen Punkt aus den ersten beiden Spielen geholt.
Vor über 1000 Zuschauern am Flinger Broich erwischte die Zwote einen Blitzstart. Bei einer eigentlich ungefährlichen flachen Hereingabe von Kapitän Mert Göckan produzierte Aachens Verteidiger Uzelac einen Querschläger, der plötzlich Soufiane El-Faouzi (3.) im Strafraum an den Ball brachte. Der kampfstarke Mittelfeldspieler zeigte in dieser Situation Stürmerqualitäten, indem er gedankenschnell an Torwart Bangsow vorbeizog und den Ball zum 1:0 über die Linie schob. Wie bereits im ersten Heimspiel, wusste die Zwote mit der Führung nicht viel anzufangen, im beinah direkten Gegenzug hätte sogar fast der Ausgleich fallen können. Mause (5.), der von der Abwehr der Fortunen einfach laufen gelassen wurde, schob jedoch frei vor Gorka ans Außennetz. In der Folge begannen die Gäste einen regelrechten Sturmlauf, aus dem sich die Rot-Weißen wenig bis gar nicht befreien konnten. Mit einer tief reingedrängten Viererkette und kaum eigenen Ballbesitzphasen über mehrere Stationen lief das Spiel nur in eine Richtung. Nichtsdestotrotz verteidigte die Zwote leidenschaftlich und ließ nur wenige klare Einschussmöglichkeiten für die Gäste zu, die sich über die Zeit natürlich dennoch unweigerlich ergaben. So wurde ein Flachschuss von Korzuschek (9.) geblockt, Uzelac (25.) zielte nach einem Einwurf zu hoch und einen Dropkick von Bajric (30.) parierte Zwote-Torwart Dennis Gorka glänzend. Kurz vor der Halbzeit schienen die Alemannen eine kleine Verschnaufpause zu brauchen, im Zuge derer sich der Spielverlauf beinah völlig auf den Kopf gestellt hätte. El-Faouzi fand nach einem Lauf durch die Mitte Justin Seven im Strafraum mit einem tollen Pass, der wiederum überwand den rausstürmenden Bangsow beinah auf der Grundlinie mit einem Hackentrick. Hätte sich in der Mitte ein Spieler zum Abstauben gefunden, wäre der Zwoten ein Platz in jedem Jahresrückblick sicher gewesen. Umso bitterer, dass nach dieser Szene doch noch der Ausgleich in der ersten Hälfte fiel. Bei einem Einwurf schlug ausgerechnet Adam Bodzek ein glattes Luftloch – Mause (45.) bedankte sich und netzte zum 1:1 ein.
In der zweiten Hälfte ging es nahtlos weiter wie vor der Pause, allerdings gelang es der weiter konzentriert verteidigenden Zwoten sogar besser, klare Chancen zu verhindern. Dennoch war der Druck immens, nicht zuletzt durch die hohe Zahl an Standardsituationen, die die Gäste gefühlt im Minutentakt hatten. In der Mitte der Hälfte gelang den Flingeranern ein kurzes offensives Aufflackern, aber die Versuche von Nicolas Hirschberger (65., 73.) führten beide nicht zum Erfolg. In der Schlussphase kamen die Gäste dann doch noch einmal zu Riesenchancen, den Sieg spät einzutüten. Hier hatten sie ihre Rechnung jedoch ohne Dennis Gorka gemacht, der gegen Mause (84., 90.) zwei Glanzparaden zeigte. Die letzten Sekunden bestritt die Zwote dann sogar noch zu zehnt, da Tim Corsten ein taktisches Foul ziehen musste, nachdem seine Teamkollegen einen eigenen Einwurf zu hektisch ausspielten. Der anschließende Freistoß (90.+) aus dem Mittelfeld fiel unberührt fast als Aufsetzer ins Tor, wenn nicht Gorka erneut überragend reagiert hätte. So rettete die Zwote einen von außen betrachtet vielleicht mehr als glücklichen Punkt, man könnte jedoch konstatieren, dass sie das Glück durch ihre akribische Abwehrarbeit im gesamten Mannschaftsverbund erzwungen hat. (PL)
Aachen-Trainer Fuat Kilic: „Für uns ein bitterer Ausgang. Der Ertrag steht in keinem Verhältnis zu dem, was wir investieren. Den frühen Rückstand haben wir gut weggesteckt, aber wir schaffen es erst kurz vor der Pause zu egalisieren. In der zweiten Hälfte hat jeder gesehen, dass die Mannschaft wollte. Der Sieg wollte uns auch aufgrund des Torwarts des Gegners nicht gelingen, aber auf dieser Leistung können wir aufbauen.“
Zwote-Trainer Nico Michaty: „Wir können mit dem Ergebnis sehr gut leben. Wir sind früh ins Spiel gekommen, aber Aachen hat dann sofort viel Druck ausgeübt. Wenn wir es mal geschafft haben, spielerische Lösungen zu finden, hatten wir auch unsere Chancen, aber das war leider zu selten. In der zweiten Hälfte hatten die Aachener gefühlte 30, 40 Standards, wir hatten einen überragenden Dennis Gorka und eine gute Innenverteidigung. Dass wir es am Ende überstehen, war schon etwas glücklich.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
GorkaAdamskiCorstenEl-Faouzi (66. Monteiro)SevenBodzekHirschberger (83. Kalonji)Göckan (C)Mansfeld (90.+2 Marcinek)NdouopBrechmann (66. Bird)
Trainer
Nico Michaty
Alemannia Aachen
BangsowHeldUzelacBajric (80. Schwermann)MauseKorzuschek (72. Baum)RamajMüller (C, 64. Schlösser)SchmittImbongo Boele (75. Andzouana)Heinze
Trainer
Fuat Kilic
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
1232
Schiedsrichter
Vanessa Arlt