15.08.2016 | Verein

Was macht eigentlich… Karl-Heinz „Kalli“ Hoffmann?

Vor 60 Jahren war er Olympia-Teilnehmer in Melbourne

Seit über einer Woche werden in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro die Medaillen unter den Teilnehmern der Olympischen Sommerspiele 2016 verteilt. Vor genau 60 Jahren war auch ein Fortune bei diesem größten Sportereignis der Welt mit dabei - damals im australischen Melbourne. Den Sprung aufs Treppchen hat „Kalli“ Hoffmann mit der deutschen Fußball-Auswahl zwar verpasst, doch im Interview mit der Redaktion von „Fortuna Aktuell“, die ihn in seinem Haus in Langenfeld besucht hat, blickt der heute 80-Jährige nicht nur auf diese einmaligen Erinnerungen zurück, sondern spricht vor allem auch über seine wunderbare Zeit - immerhin waren es elf Jahre – als Aktiver bei den Rot-Weißen mit 299 Pflichtspielen im F95-Trikot, die ihn mehrmals um die halbe Welt gebracht haben.

Herr Hoffmann, Sie waren 1956 in Melbourne dabei, wobei die Anreise nach Australien damals wohl etwas kurios war…?!

Das war sie in der Tat! Wegen der Suez-Krise in Ägypten konnten wir nicht über Afrika fliegen. Also ging es mit dem Flugzeug über den Nordpol bis nach Anchorage in Alaska. Von dort flogen wir über San Francisco weiter Richtung Süden bis nach Hawaii. Am Waikiki-Beach haben wir unser Trainingslager abgehalten - herrlich! (lacht)

Unglücklicherweise war dann am 24. November (!) das Turnier schnell vorbei, weil im Viertelfinale (Deutschland war vorqualifiziert) nach einer 1:2-Niederlage gegen den späteren Olympiasieger Sowjetunion die Heimreise angetreten werden musste. Eine andere, deutlich kürzere Anreise gab es drei Monate zuvor am 8. August 1956 nach Essen zu einem ganz besonderen Freundschaftsspiel?!

In der Tat, denn in Essen haben wir das erste Flutlichtspiel an der Hafenstraße ausgetragen. Heute sind wir ja daran gewohnt: Wenn es dunkel wird, dann wird das Licht angemacht. Aber das war damals etwas ganz Besonderes und Aufregendes!

Ohnehin hat die Fortuna in der damaligen Zeit neben den Liga- und Pokalspielen viele Freundschaftsspiele absolviert. Wie kam es dazu?

Die Fortuna hatte überall einen guten Ruf. Außerdem waren wir für die Stadt Düsseldorf ein Aushängeschild. Es wurde daher immer viel Wert auf das äußere Erscheinungsbild gelegt. Bei Spielen im Ruhrpott hieß es: ‚Da kommen die Beamten, die wollen ihre neuen Anzüge zeigen.‘ Danach ging es dann im Trikot hart zur Sache.

Aber nicht nur national, sondern auch international war Fortuna Düsseldorf ein gefragter Gegner, wie das Freundschaftsspiel am 14. Januar 1959 gegen eine gemeinsame Auswahl von Atletico und Real Madrid beweist!?

Das war für uns eine ganz tolle Sache. Fortuna hatte ja auch im Ausland einen hohen Stellenwert und guten Namen. Mein Gegenspieler war Alfredo di Stefano. Das war schon ein außergewöhnlicher Fußballer. Es waren wohl über 80.000 Zuschauer im Stadion; das war einfach unvergesslich, auch wenn wir 1:4 verloren haben!

Damit nicht genug. Ein Jahr später folgte die bis heute legendäre Ghana-Reise, nach der sogar mit Charles Kumi Gyamfi der erste afrikanische Spieler nach Deutschland geholt wurde. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diesen ungewöhnlichen Trip?

Ghana war ja erst kurz zuvor (am 6. März 1957, Anm. d. Red.) von Großbritannien unabhängig geworden. Und wieder war es die Fortuna, die für dieses Freundschaftsspiel angefragt wurde – sozusagen als Botschafter des deutschen Fußballs. Danach spielten wir noch in Nigeria, wobei wir direkt nach dem Spiel mit dem Flugzeug zurück nach Ghana mussten, weil wir vor Einbruch der Dunkelheit landen mussten. Mit dem Auto ging es weiter nach Togo. Dort sind wir ein paar Tage länger geblieben.

Sie sind im Jahr 1955 im Alter von 19 Jahren vom VfL Benrath an den Flinger Broich gewechselt. Haben Sie noch Erinnerungen an die Anfangszeit?

Mein Ziehvater war damals Matthes Mauritz. An ihm haben wir jungen Spieler uns aufgerichtet. Bei uns hieß es immer nur: Der Matthias weiß alles und kann alles. Außerdem konnte er Englisch sprechen, was wichtig war, wenn wir eben mal im Ausland waren.

Sie sind mit der Fortuna 1966 aufgestiegen, haben aber nach einer schweren Verletzung in der Folge nur noch wenig gespielt und den Verein nach der Saison verlassen. Wie kam es dazu?

Der Kuno (Trainer Kuno Klötzer, Anm. d. Red.) hat mich da ein wenig hängen lassen - und das nach zehn Jahren. Er hätte mir ruhig etwas früher mitteilen können, dass er nicht mehr mit mir plant. Aber er lebt heute nicht mehr und deshalb will ich auch nichts Schlechtes über ihn erzählen.

Außerdem haben Sie mit der Fortuna dreimal das DFB-Pokalendspiel erreicht, haben zweimal gespielt und mussten einmal - 1957 - wegen einer Verletzung zuschauen… eine bittere Erfahrung?

Ja, sicherlich. Wir waren immer ganz nah dran am Pokal, aber letzten Endes erging es uns genauso wie in den letzten beiden Jahren Borussia Dortmund.
Bedauern Sie heute, dass sie keinen Titel in Ihrer Karriere gewonnen haben?
Das würde ich gar nicht einmal sagen. Es ist halt so. Es gibt in einem Endspiel immer einen Sieger und einen Verlierer. Entscheidend ist, dass wir überhaupt solch ein Finale erreicht und erlebt haben. Und da hatten wir leider zweimal in der Verlängerung das schlechtere Ende auf unserer Seite…

Karl-Heinz „Kalli“ Hoffmann:

Von 1955-66 als Spieler (Außenläufer) bei F95
258 Liga-Spiele (5 Tore)
33 Spiele im Westdeutschen Pokal
8 Spiele im DFB-Pokal
Olympia-Teilnehmer 1956 in Melbourne
3 Amateurländerspiele
10 Jugend-Länderspiele

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