Reisetagebuch aus Polen
Zweite Studienfahrt nach Krakau und Auschwitz
Seit Mittwochmittag befindet sich eine etwa 25-köpfige Gruppe Fortunen zu einer Studienfahrt in Polen. Bei der Neuauflage der Reise von 2015 - gemeinsam organisiert von den Flingeranern und dem Fanprojekt - sind Krakau und Auschwitz die zentralen Anlaufpunkte. Nach etwa 15-stündiger Busfahrt erreichten die Teilnehmer ihr Hotel, um sich direkt dem ersten Punkt des intensiven Programms, das sie bis Sonntag erwartet, zu widmen.
Dies war die inzwischen zu einem Museum umgewandelte ehemalige Fabrik von Oskar Schindler. Auch wenn vielen spätestens seit dem Spielberg-Film „Schindlers Liste“ die Biographie des Unternehmers bekannt war, wusste der Originalschauplatz mit vielen Details aus den 1940-er Jahren nachhaltig zu beeindrucken: Der deutschstämmige Schindler hatte während des Zweiten Weltkriegs gemeinsam mit seiner Frau Fanny dafür gesorgt, dass 1.200 bei ihm angestellte jüdische Zwangsarbeiter der Ermordung in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten entrinnen konnten.
Um dies zu erreichen, hatte er die Häftlinge gegenüber den deutschen Machthabern als unabkömmlich für seine Produktion dargestellt, wenn sie deportiert würden und dadurch kriegswichtige Aufträge verlangsamen worden wären. Auf diese Weise konnte er Ausnahmen erwirken, wenn Juden der Abtransport in Vernichtungslager drohte.
Die ehemalige „Deutsche Emailwarenfabrik“, die zu Spitzenzeiten 45.000 Quadratmeter umfasste, ist heute zwar nur noch rudimentär erkennbar. Das Museumskonzept, die zusammengetragenen Exponate und die fachkundigen Führungen überzeugen jedoch und hinterlassen nicht nur einen bleibenden Eindruck, sondern regen auch zu einem vertiefenden Wiederholungsbesuch an. Denn in dem Museum richtet sich der Fokus nicht nur auf das Schicksal der so genannten Schindler-Juden, sondern dokumentiert auch die Auswirkungen der Besatzung auf die gesamte Krakauer Bevölkerung.
Abgerundet wurden die Impressionen durch eine Führung durch das unmittelbar angrenzende ehemalige Juden-Ghetto der Stadt. Die Ausmaße der wortwörtlich zu verstehenden Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung – durch Mauern, Stacheldraht und Torbögen – sind bis heute nachzuvollziehen. So hat mittlerweile auch die Stadt Krakau ein wichtiges Zeichen gesetzt: Der ehemalige Ghettoplatz, auf dem die Selektionen stattfanden, war über Jahrzehnte als Parkplatz genutzt worden und ist nun ein Ort der Erinnerung mit Stuhlskulpturen.
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