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Reisetagebuch aus Polen – Teil 2
Auch am zweiten Tag ihrer Polen-Studienfahrt blieb die Fortuna-Gruppe weiterhin in Krakau. Der Vormittag war dabei bestimmt von einem Vorbereitungsseminar zum Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz, während am Nachmittag eine Führung durch die Altstadt von Krakau folgte.
Wie konnte es zu der Shoa, dem Holocaust während des Drittem Reiches kommen? Wer wusste wie viel? Wer war verantwortlich? Warum hat sich niemand zu wehren versucht? Als Einführung zu diesem komplexen Thema wurde der Film „Auschwitz war auch meine Stadt“ gezeigt: Eine frühere Mitarbeiterin der IG Farben, ein Jude, der in Auschwitz geboren wurde und dessen bester Freund aus Jugendtagen, der wiederum Christ war, sowie eine Polin. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln erläutern die vier Zeitzeugen, wie sie die Zeit damals erlebt haben und wie sie sie mit dem Abstand mehrerer Jahrzehnte bewerten. So erhält man ein Gespür für die Verhältnisse vor etwa achtzig Jahren und wie die Nationalsozialisten eine ganz normale Stadt namens Oswiecim in die deutsche Massenvernichtungsmaschinerie Auschwitz verwandelten. Ein Gebiet, in der einerseits tausende deutsche Siedler, SS-Angehörige und Angestellte der IG Farben unter vergleichsweise hervorragenden Bedingungen lebten, während zeitgleich und in unmittelbarer Nachbarschaft Millionen Menschenleben ausgelöscht wurden.
Dies sorgte auch unter den Teilnehmern für eindeutige Reaktionen - vor allem mit Blick auf die Täter und Mitwisser: „Man sieht, wie leicht es sein kann, wenn man Menschen ein Ziel vorgibt, sie zu manipulieren und zu verführen.“, „Ich will nicht glauben, dass, wenn man in unmittelbarer Umgebung gelebt hat wie die Leute von der IG Farben, sie so gar nichts von den Gräueltaten mitbekommen haben.“ oder „Diese systematische Vernichtung ist in jeder Hinsicht menschenunwürdig." waren nur einige der Reaktionen. Einig waren sich alle, dass die Einschätzung der Historikerin Cornelia Muggenthaler zutrifft: „Der Holocaust wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht alle mitgemacht hätten. Es gab ein billigendes Inkaufnehmen nach dem Motto: 'Mir schadet es nichts, dass der Jude wegkommt – es kann mir ja nur nützen.'"
So abstrakt die Vielzahl an Schicksalen ist, umso klarer wurde dies durch konkrete Beispiele von Düsseldorfer Juden untermauert, deren Biographien von der Mahn- und Gedenkstätte zur Verfügung gestellt wurden. Hier beeindruckten die transparenten Bezüge mit Ortsverweisen und verdeutlichten einmal mehr, wie erbarmungslos und grausam die Nationalsozialisten mit ehemals gestandenen und geachteten Düsseldorfer Bürgern umgegangen sind - bis hin zur Veranlassung der Ermordung im Konzentrationslager Auschwitz.
Wer den Film sehen möchte, findet ihn hier.
Am Nachmittag ging es - wiederum unter fachkundiger Leitung - in die Altstadt von Krakau. Kaum ein Ort in Polen besitzt so viele Sehenswürdigkeiten wie die alte Königsresidenz und Kulturmetropole an der Weichsel. Seit 1978 ist sie daher auch UNESCO-Welterbe. Krakau ist die Stadt der Geschichte und Sehenswürdigkeiten, mit zahlreichen Kirchen, reich ausgestatteten Schlössern und Palästen sowie historischen Bürgerhäusern. Insgesamt gibt es etwa 3.000 Sehenswürdigkeiten.
Der wichtigste Teil der Krakauer Altstadt ist der Altstadtmarkt (Rynek Główny). Der größte Platz des mittelalterlichen Europas ist der eigentliche Salon der Stadt, belebt von unzähligen Kleinkünstlern, Cafés und natürlich Touristen. Allein die Tuchhallen (Sukiennice) und die Marienkirche mit dem einzigartigen Schnitzaltar aus der Hand des Nürnberger Meisters Veit Stoß sind alleine schon eine Reise wert.