Das verrückte Jahr der Fortuna-Torhüter
Saisonrückblick – Teil 6: Mit Wolf, Rensing und Wiesner stehen gleich drei Keeper im Fortuna-Tor
„Stopp! Torwartwechsel!“, war früher auf Bolzplätzen, Garagenhöfen und Wiesen mit vier Wasserflaschen als Torpfosten ein häufiger Ausruf, wenn kickende Kinder ihren Schlussmann während der laufenden Partie austauschen wollten. Doch auch bei der Fortuna gab es in der vergangenen Saison ungewöhnlich viele Umstellungen auf der Torhüter-Position. Das verrückte Jahr der Keeper in fünf Phasen.
Phase eins: Der Saisonstart
Schon im Sommer wird klar, dass sich auf der Torhüter-Position bei der Fortuna etwas verändern würde. Nachdem der Traditionsverein aus Flingern in den letzten drei Spielzeiten stets mit Michael Rensing als erstem und Lars Unnerstall als zweitem Torwart in die Saison gegangen war, verlässt letzterer die Rot-Weißen zum Ende der Saison 2016/17 und wechselt zu VVV Venlo in die niederländische Eredivisie. Als Ersatz verpflichten die Rot-Weißen Raphael Wolf von Werder Bremen, der einen Einjahresvertrag am Rhein unterschreibt. Cheftrainer Friedhelm Funkel vertraut aber weiter Rensing, der die ersten vier Pflichtspiele in der 2. Bundesliga und im DFB-Pokal absolviert – und in diesen lediglich drei Gegentore kassiert.
Phase zwei: Zu Wechseln gezwungen
Michael Rensing gilt eigentlich nicht als verletzungsanfälliger Keeper, doch ab August ist der Schlussmann der Rot-Weißen außer Gefecht gesetzt. Nach dem starken Saisonstart von Rensing und dem gesamten Team – sieben Punkte aus den ersten drei Ligaspielen, dazu das Weiterkommen im DFB-Pokal – macht dem Torwart eine Rippenverletzung zu schaffen. Raphael Wolf springt ein und hütet am 4. Spieltag zum ersten Mal das F95-Tor. In Sandhausen muss er direkt ein paar Glanzparaden auspacken, verhilft seinem Team damit zum 2:1-Erfolg. Bis zum 9. Spieltag steht Wolf im Kasten der Rot-Weißen – bis das Schicksal ein zweites Mal zuschlägt. Im Derby gegen den MSV Duisburg scheidet der Keeper nach 62 Minuten verletzungsbedingt aus und Tim Wiesner, der dem eigenen NLZ entspringt, feiert sein Debüt im Profifußball. Der damals 20-Jährige hält sein Gehäuse sauber, feiert mit den Rot-Weißen einen 3:1-Derbysieg und darf nach dem Spiel vor der Fankurve die „Humba“ anstimmen. Ein unvergessliches Erlebnis! Wolf hat unterdessen keine schlimme Verletzung davongetragen, sodass er schon im nächsten Spiel bei Arminia Bielefeld wieder mit von der Partie ist.
Phase drei: Komplikationen im Winter
Im Verlauf der Hinrunde wird klar, dass sich die Verletzung von Michael Rensing langwieriger gestaltet, als angenommen. Bis zur Winterpause, in die die Rot-Weißen als Tabellenführer gehen, steht Raphael Wolf auf dem Rasen und sitzt Tim Wiesner auf der Bank. Im Wintertrainingslager will das Trainerteam allerdings drei Torhüter dabei haben und so bekommt U19-Keeper Maduka Okoye seine Chance, sich im Profikader zu beweisen. Im spanischen Marbella plagen Wolf zudem Rückenprobleme, sodass Wiesner in allen Testspielen den Kasten hütet. Zurück in Düsseldorf muss der gebürtige Münchner weiter pausieren, sodass ein weiteres neues Gesicht das Torhüter-Team ergänzt: Thorsten Stuckmann, 36 Jahre alt, im November eigentlich als Führungsspieler für die U23 verpflichtet worden. Auch der Routinier kommt von nun an in Testspielen zum Einsatz, da sich Wiesner verletzt.
Phase vier: „Eine Bereicherung vom ersten Tag an“
Raphael Wolf wird rechtzeitig zum Rückrundenauftakt fit, doch Tim Wiesner und Michael Rensing fallen weiter aus. Aus dem Zwote-Leitwolf Thorsten Stuckmann wird plötzlich der Ersatzkeeper in der 2. Bundesliga – drei Monate zuvor wäre damit nicht im Ansatz zu rechnen gewesen. An elf Spieltagen hält „Stucki“ Wolf den Rücken frei und nimmt auf den Ersatzbänken in Kaiserslautern, Duisburg oder Berlin Platz. Der Routinier erhält unglaublichen Zuspruch von allen Seiten: „Er war eine Bereicherung vom ersten Tag an“, erklärt Trainer Friedhelm Funkel. „‚Stucki‘ hat viel positive Energie ins Training und in die Mannschat gebracht. Er war eine Riesen-Stütze für das gesamte Team“, spricht auch Wolf nur in höchsten Tönen von seinem Keeper-Kollegen. Auch auf zusätzliche Hilfe aus der U19 konnten sich die Fortunen verlassen: Am letzten Spieltag unterstützte Rensing die U23 und da kein anderer Keeper fit war, reiste U19-Keeper Mario Zelic mit nach Nürnberg und stand erstmals in einem Profi-Kader.
Phase fünf: Rensings Rückkehr rundet die Saison ab
Am 30. Spieltag verliert die Fortuna zwar mit 1:3 in Heidenheim, einen Grund zur Freude gibt es dennoch. Michael Rensing steht erstmals wieder im Profi-Kader der Rot-Weißen – acht Monate waren seit seinem letzten Einsatz am 3. Spieltag vergangen. Dass der Torwart, der die so erfolgreiche Spielzeit eröffnet hatte, nun wieder gesund ist, rundet das für alle Fortunen besondere Jahr auch für das Torhüter-Team standesgemäß ab. Und auch Tim Wiesner befindet sich auf bestem Wege, bald wieder ins Training einzusteigen.