„Wollen von Anfang an das Stadion mitnehmen“
Florian Kastenmeier im Interview der Woche
Im Interview der Woche spricht Torhüter Florian Kastenmeier über den Saisonstart der Fortuna, ordnet seine persönliche Leistung ein und blickt auf das Rheinderby am Samstag gegen den 1. FC Köln.
Florian, bevor wir über das Derby morgen reden, lass uns noch einmal kurz auf das 2:0 in Berlin zurückblicken. Woher kommt dieser enorme Erfolgshunger, den die Mannschaft momentan verkörpert?
Florian Kastenmeier: „Es ist der Hunger, im Mai so kurz davor gewesen zu sein, in die Bundesliga aufzusteigen. Wir hatten genug Zeit, das Geschehene Revue passieren zu lassen und es zu verarbeiten. Der Blick ist nun nach vorne gerichtet. Es ist eine attraktive zweite Liga mit vielen guten Gegnern, aber auch einigen potenziellen Stolpersteinen, wie beispielsweise in Ulm. Dort haben uns die Einwechselspieler zum Sieg geschossen. Auch jetzt am Sonntag waren die Jungs, die von der Bank kamen, wieder stark – Jona hat ja zum 2:0 getroffen. Wir wissen, welche Qualität wir im Kader haben. In der Breite sind wir sehr gut aufgestellt, weshalb wir auch mit vollem Selbstvertrauen Woche für Woche auf den Platz gehen. Es zeichnet uns derzeit aus, dass wir wissen, was wir können, und wir insbesondere defensiv einfach sehr gut arbeiten.“
Du sprichst es an: In den ersten fünf Spielen habt ihr erst ein Gegentor kassiert – und das nach Elfmeter – und sonst viermal zu Null gespielt. Das hört man als Torwart bestimmt gern.
Kastenmeier: „Natürlich. Vergangene Saison hatten wir anfangs ein paar Schwierigkeiten. Dann haben wir defensiv umgestellt und sind viel besser in die Spiele gekommen. Defensiv stehen wir sehr gut, sind kompakt und machen es dem Gegner so schwer, in die gefährlichen Räume zu kommen. Falls sich dann mal eine Lücke auftut, verteidigen es die Jungs gut weg. Und wenn sie auch noch da durchkommen, bin ich ja noch da. Das zeichnet uns einfach aktuell aus. Das macht uns stark, weil wir wissen, vorne sind wir immer für ein Tor gut. Wir haben die Galligkeit und die Gier, vorne das Tor zu machen. So war es jetzt am Wochenende auch wieder. Es sah zwar so aus, als hätten wir weniger Chancen gehabt. Vielleicht war es am Ende auch so. Aber die Chancen, die wir hatten, haben wir dann voll genutzt. Jona haut einfach drauf, Dawid hält seinen Fuß instinktiv hin: Das zeigt, dass wir geil auf die Tore sind, und hinten haben wir einfach Bock zu verteidigen.“
Kommen wir zu Dir. Du wurdest von unseren Fans in Berlin bereits zum dritten Mal in dieser Saison zum „Man of the Match“ gewählt. Wie ordnest Du deine persönliche Leistung bisher ein?
Kastenmeier: „Ich finde es ein bisschen komisch, dass als Spitzenreiter dreimal der Torwart ,Man of the Match’ wird. Aber so ist es, wenn die Defensive gutsteht. Aktuell geht es einfach um meinen Job, Bälle zu halten. Da bleibt vielleicht das Fußballerische auf der Strecke. Aber dann schieße ich lieber mal den zweiten oder dritten Ball ins Aus und schau nicht auf mich. Am Ende des Tages ist es mein Job, der Mannschaft in Situationen zu helfen, in denen es brenzlig wird, wo die Gegner allein vor mir stehen. Das gelingt mir aktuell sehr gut und deswegen ist das Fußballerische im Moment zweitrangig. Deswegen stehen wir da oben. Weil wir defensiv sehr, sehr gut dastehen. Wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann, freut mich das umso mehr.“
Blicken wir auf das Derby am Samstag gegen den 1. FC Köln. Was erwartest Du für ein Spiel?
Kastenmeier: „Ich sehe die Kölner so wie viele Vereine derzeit in der zweiten Liga. Ihre Leistungen schwanken ein wenig, trotzdem holen sie ihre Punkte. Das ist das Berüchtigte in der zweiten Liga. Du spielst richtig gut, hast 30 Torschüsse und verlierst am Ende, weil einfach alles möglich ist in der Liga. Und das hat man auch jetzt am Wochenende wieder gesehen, als sie gegen Magdeburg verloren haben. Die Kölner werden mit viel Wut im Bauch hierherreisen. Für uns gilt es, unser Spiel durchzuziehen und uns gar nicht davon beeinflussen zu lassen, was das für ein Spiel ist. Sondern einfach bei uns zu bleiben, alle Nebensächlichkeiten auszublenden, die Fans und das ganze Stadion mitzunehmen.“
Bereitet man sich auf so ein Derby anders vor als auf andere Spiele?
Kastenmeier: „Ich persönlich nicht. Am Ende liegt es am Trainer, wie er das Training händelt oder die Abläufe ändert. Aber wir sind ein Freund davon, nichts zu verändern und bei uns zu bleiben. Wir wollen das Spiel angehen wie jedes andere. Dann bin ich mir sicher, dass wir auch von Minute eins an wieder voll da sind. Wir wollen von Anfang an das Stadion mitnehmen.“
Hand aufs Herz, Flo: Samstag, volles Stadion, Derbyzeit – es kribbelt schon ein bisschen, oder?
Kastenmeier: „Ja, es kribbelt auf eine andere Art und Weise im Bauch. Ich freue mich drauf, es ist ja das erste Derby vor Zuschauern für mich, wo ich dann noch auf dem Platz stehe – wenn man jetzt Gladbach mal ausklammert. Deswegen habe ich einfach Bock drauf. Als Mannschaft werden wir alles reinschmeißen!“
Das gesamte Interview der Woche gibt's als Video bei F95TV auf YouTube.