23.02.2012 | 1. Mannschaft

„Gönne der Fortuna von Herzen den Aufstieg!“

Alemannia-Trainer Friedhelm Funkel im Interview

Es ist fast schon ein Kuriosum: Bereits zum zweiten Mal in der laufenden Saison ist Friedhelm Funkel (58) in der ESPRIT arena zu Gast - als oberster Übungsleiter zweier verschiedener Clubs: Zum Saisonauftakt stand Funkel, der seit einiger Zeit in Düsseldorf wohnt, für den VfL Bochum als Chef an der Seitenlinie - und musste sich mit 0:2 geschlagen geben - und am Montagabend kehrt er in gleicher Funktion, aber in Diensten des TSV Alemannia Aachen, zurück. Vor dem West-Duell stand der gebürtige Neusser Rede und Antwort.

Seit sieben Spieltagen hat Ihre Alemannia nicht mehr verloren. Mit welcher Zielsetzung treten Sie in der ESPRIT arena an?
Unsere Mannschaft hat sich in den letzten Monaten gefestigt und gezeigt, dass sie nicht einfach zu schlagen ist. Deshalb rechnen wir uns selbstverständlich auch in Düsseldorf mindestens einen Punkt aus. Wenn der Spielverlauf für uns positiv ist, können wir auch gewinnen. Trotzdem ist die Fortuna gegen uns natürlich klarer Favorit.

Die Fortuna wartet noch auf den ersten Sieg in der Rückrunde und belegt erstmals seit langer Zeit keinen Aufstiegsplatz. Wie beurteilen Sie die Düsseldorfer Aussichten?
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Fortuna beste Chancen besitzt, am Saisonende einen der ersten beiden Tabellenplätze zu belegen und in die Bundesliga aufzusteigen. Seit Norbert Meier in Düsseldorf tätig ist, hat sich die Mannschaft, vor allem zu Hause und mit dem phantastischen Publikum im Rücken, zu einer Macht entwickelt, verliert im Schnitt maximal ein Heimspiel pro Saison. Das zeigt schon, wie stark die Fortuna ist.

Trotz der Positiv-Serie von sieben Spielen ohne Niederlage hat es die Alemannia durch die zahlreichen Unentschieden noch nicht geschafft, sich von der Gefahrenzone der Liga zu entfernen. War da nicht mehr drin?
Es war auf jeden Fall mehr drin. In Braunschweig wurde beispielsweise ein klares Tor nicht anerkannt, zuletzt gegen Rostock ein Elfmeter verweigert. Grundsätzlich wissen wir, dass wir ein paar Remis zu viel dabei hatten, um uns ein wenig abzusetzen. Wir waren aber von Beginn an darauf eingestellt, dass der Abstiegskampf bis zum Saisonende andauern wird. Ich bin mir jedoch sicher, dass wir die Situation erfolgreich meistern werden.

Auch im letzten Heimspiel gegen Rostock reichte es „nur“ zu einem 0:0. Nach heftigen Schneefällen stand die Partie lange Zeit auf der Kippe und wurde erst mit 40 Minuten Verspätung angepfiffen. Eine richtige Entscheidung?
Dass die Partie angepfiffen wurde, dafür habe ich auch im Nachhinein noch kein Verständnis, auch wenn am Ende alles gut gegangen ist und sich niemand verletzt hat. Aber alle Verantwortlichen der beiden Vereine waren sich einig, das Spiel lieber zu einem späteren Zeitpunkt auszutragen, denn das war eindeutig Glücksspiel unter freiem Himmel. Bei diesen Bodenverhältnissen war es unmöglich, guten Fußball zu spielen. Die Sache ist allerdings abgehakt, wir konzentrieren uns ganz auf die heutige Aufgabe in Düsseldorf.

In Neuss geboren, inzwischen in Düsseldorf wohnend und schon bei zahlreichen Vereinen in der unmittelbaren Umgebung gearbeitet. Warum waren Sie eigentlich noch nie Fortuna-Trainer?
Das hat sich nie ergeben. Wenn der Verein einen Trainer gesucht hat, war ich immer bei anderen Clubs im Amt. Als Spieler wäre ich aber 1983 fast von Kaiserslautern zur Fortuna gewechselt. Damals waren die Gespräche mit dem Präsidenten Bruno Recht und Trainer Willibert Kremer schon weit fortgeschritten und die Fortuna war für mich auch sehr reizvoll. Ich habe mich dann aber doch für Bayer 05 Uerdingen entschieden, was meine weitere Laufbahn sehr beeinflusst hat. Schließlich habe ich dort auch die Gelegenheit bekommen, meine Trainerkarriere zu starten.

Aus Ihrer Sympathie zu Düsseldorf machen Sie aber trotzdem keinen Hehl...
Das stimmt. Ich wohne gerne hier, fühle mich sehr wohl, hege große Sympathien für die Stadt und auch für den Verein. Ich gönne der Fortuna von ganzem Herzen den Aufstieg in die Bundesliga. Ihre Siegesserie sollte die Mannschaft aber erst ab dem nächsten Spiel starten.

 

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