17.01.2014 | Verein

In Memoriam Toni Turek

Fortunas Weltmeister von 1954 wäre heute 95 Jahre alt geworden

Vor allem dank seiner Glanzparaden schaffte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vor 60 Jahren am 4. Juli 1954 das „Wunder von Bern“. Durch den 3:2-Erfolg über Ungarn wurde sie erstmals Weltmeister. Doch ohne die Heldentaten von Anton „Toni“ Turek wären viele Bücher nicht geschrieben, Filme nicht gedreht und vor allem der damalige Bundestrainer Sepp Heberger im Nachhinein nicht so oft zitiert worden. Heute wäre Toni Turek 95 Jahre alt geworden.

Der gelernte Bäcker Turek erlernte das Fußballspielen in seiner Geburtsstadt Duisburg. Über die Süd-Oberligisten Eintracht Frankfurt und SSV Ulm kam er 1950 zur Fortuna. Hier bestritt er 133 Partien in der Oberliga West, der damals höchsten Spielklasse. 1955 schloss er sich in Folge einer Verletzung, nach der er seinen Stammplatz bei den 95ern verlor, dem VfL Borussia Mönchengladbach an, bevor er 1956 seine Karriere beendete.

Danach arbeitete er noch einige Jahre als Trainer bei der Fortuna, ebenso bei Ratingen 04 und dem FC Büttgen und später als Angestellter bei der Rheinbahn. Denn Reichtümer konnten Fußballer in jenen Zeiten nicht anhäufen. „Ich bedauere aber nicht, dass mir der Fußball nicht das ganz große Geld gebracht hat. Ich bin mir da mit Fritz Walter einig. Wir haben die schönere Zeit mitgemacht, hatten ein besseres kameradschaftliches Verhältnis untereinander als die Profis heute“, sagte Toni Turek einmal im Rückblick.

Im Herbst 1973 erkrankte Turek an einer heimtückischen Krankheit. Als er am 11. Mai 1984 verstarb, hinterließ er seine Frau und zwei Kinder.

Die Ruhe zwischen den Pfosten in Person

Turek galt als exzellenter Torhüter, zu dessen wesentlichen Stärken eine hohe Reaktionsschnelligkeit, mit der er gegnerische Stürmer schier zur Verzweiflung brachte, Übersicht und stoische Ruhe gehörten. Letzteres ließ mitunter sogar Nationaltrainer Sepp Herberger die Haare raufen, denn Turek blieb zuweilen bei Bällen, die nur um Zentimeter das Tor verfehlten, ungerührt auf der Linie stehen, weil er nach eigenen Angaben anhand der Körperhaltung seiner Gegenspieler die Laufbahn des Balles erahnen konnte!

Im DFB-Team kam er insgesamt auf 20 Einsätze - darunter die fünf wichtigen Spiele bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz, wo er im Übrigen als ältester Spieler des Turniers antrat. Zudem ist er der einzige deutsche WM-Torhüter, da er bei der 3:8-Niederlage gegen Ungarn in der Vorrunde nicht eingesetzt wurde, der kein einziges Weltmeisterschaftsspiel verloren hat!

Dabei hatte Turek erst am 22. November 1950, also im durchaus hohen Fußballalter von 31 Jahren, seinen ersten Einsatz in der deutschen Nationalmannschaft - gegen die Schweiz - und dies, obwohl er bereits mit 16 Jahren im berühmten Notizbuch von Herberger stand. Doch bedingt durch den Zweiten Weltkrieg, Fronteinsätze und seine Kriegsgefangenschaft kam er erst so spät zu seinem ersten Länderspiel.

Der „Fußballgott“ sichert Deutschland den WM-Titel

Unvergessen ist bis heute nicht nur der legendäre 3:2-Sieg im Finale gegen Ungarn, sondern auch die Rundfunk-Reportage von Herbert Zimmermann, die bei vielen Fußballfans längst Kult-Status erreicht hat und immer wieder gerne nachgesprochen wird. Denn selbst der ansonsten eher ruhige und besonnene Journalist kommentierte im Endspiel eine Parade Tureks mit den denkwürdigen Worten: „Die ungarischen Verteidiger rücken an, heben den Ball in den deutschen Strafraum, da ist Hidegkuti - drei Meter vor dem deutschen Tor - Schuss! Abgewehrt, abgewehrt zur Ecke! Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott! Entschuldigen Sie die Begeisterung, die Fußballlaien werden uns für verrückt erklären …“ Und nur wenige Minuten später schrie er mit heiserer Stimme ins Mikrofon: „Gehalten von Toni – gehalten! Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus!“ Der Rest ist deutsche Fußballgeschichte. Selbst der damalige Bundespräsident Theodor Heuss wusste diese Worte später aufzugreifen und stellte fest, ein Gott sei Turek nicht gerade, aber ein guter Fußballspieler.
Sein triumphaler Empfang in Düsseldorf bei seiner Rückkehr aus der Schweiz geriet laut Augenzeugenberichten zu einem Rosenmontagszug im Sommer.

In einer Zeit des Wiederaufbaus, in denen Länderspiele regelrechte Volksfeste waren und gleichzeitig Millionen gebannt an den Radios saßen, weil es kaum Fernseher gab und die Fahrten zu Auswärtsspielen purer Luxus gewesen wären, stand Turek für Bodenständigkeit, Zuverlässigkeit und Fleiß. Damit wurde er nicht nur bei der Fortuna zu einer Integrationsfigur.
Seinen letzten Einsatz im deutschen Trikot bestritt er im Oktober 1954 bei einer 1:3-Niederlage gegen Frankreich.

Zahlreiche Ehrungen und Würdigungen nach seinem Tode

Vor zehn Jahren wurde im Stadtteil Unterrath eine Straße nach Toni Turek benannt, die jedoch nie fertig gestellt wurde.
Im Herbst 2004 wurde in Erkrath aus der "Sportanlage an der Freiheitstraße" das "Toni Turek-Stadion Erkrath".
In Duisburg brachte man im Oktober 2007 an der ehemaligen Fugmann-Kampfbahn, der Spielstätte von Tureks erstem Klub TuS Duisburg 1848/99, eine an den Fußballspieler erinnernde Gedenktafel an.

Am 11. Mai 2009, also am 25. Todestag, wurden am Grab von Turek in Mettmann ein Kranz von der Rheinbahn und der Stadt Mettmann niedergelegt. Zudem trägt seitdem eine Bushaltestellte seinen Namen.
Von den Fortuna-Anhängern wurde Toni Turek vor vier Jahren auf seiner Torwartposition in die Jahrhundert-Elf des Clubs gewählt.
Im Frühjahr 2012 wurde die Geschäftsstelle der Rot-Weißen in der Heimat am Flinger Broich offiziell als „Toni-Turek-Haus“ eingeweiht.
In den Städten Münster und Nottuln gibt es eine Toni-Turek-Straße, in Rommerskirchen einen Toni-Turek-Weg.
Ein Toni-Turek-Denkmal an der Düsseldorfer Arena ist in Planung und nur noch eine Frage der Zeit, denn aufgrund zahlreicher Spenden ist die Finanzierung längst gesichert.

Heute wäre Toni Turek 95 Jahre alt geworden. Der Verein Fortuna Düsseldorf wird seinen Weltmeister von 1954 immer in guter Erinnerung behalten und ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren!

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