19.06.2017 | Verein

„Im Angesicht des Todes“

Reisetagebuch aus Polen – Teil 3

Die Polen-Studienfahrt von Fortuna und Fanprojekt fand am Freitag ihre planmäßige Fortsetzung. Bereits in den frühen Morgenstunden ging es mit dem Bus in die Umgebung der etwa 65 Kilometer entfernten Ortschaft Oswiecim, die seit den Nationalsozialisten mit dem Namen Auschwitz mit millionenfachem Massenmord in Verbindung gebracht wird.

Das deutsche Regime hatte bekanntlich im September 1939 durch den Überfall auf Polen und die anschließende Besetzung des Landes den Zweiten Weltkrieg angezettelt. In der Folgezeit - sprich von 1940 bis 1945 - richteten die Nationalsozialisten einen Lagerkomplex mit Doppelfunktion als (weiteres) Konzentrationslager und vor allem als industriell geführtes Vernichtungslager ein. Nachdem die SS eine ehemalige polnische Kaserne zunächst in ein sogenanntes Stammlager (Auschwitz I) umgewandelt hatte, folgte ab 1941 im etwa drei Kilometer entfernten Birkenau die Errichtung eines regelrechten Vernichtungslagers. Ein weiteres Jahr später siedelte man die I.G. Farben im Lagerbereich Monowitz an. Das gesamte Territorial - mit fast 50 Außenstellen - wurde von der von Heinrich Himmler geführten SS als "Interessengebiet Konzentrationslager (KL) Auschwitz" genannt.

Wiederum unter fachkundiger Führung begann die Gruppe ihre Tagesexkursion in Brzezinka - von den Deutschen in Anlehnung an die eigentliche Bedeutung des Ortsnamens Birkenau genannt. In knapp fünf Stunden erkundeten die rot-weißen Fans das etwa 40 Quadratkilometer große Terrain mitsamt Lagerbaracken, Sanitäranlagen, Krematorien mit Vergasungsanlagen und weiteren Gebäuden, soweit diese nicht von den Nazis kurz vor der Befreiung gesprengt und nur noch als Ruinen zu betrachten sind.

Besonders ergreifend waren der Gang auf die Wachebene im Haupteingangsgebäude, die eine Übersicht über einen großen Teil des Geländes bietet, die allgegenwärtigen, seinerzeit unter Starkstrom stehenden Stacheldrahtumzäunungen und insbesondere die "Entladerampe". Hier kamen die Züge mit den Deportierten an und die Selektion erfolgte. Entweder endete die Fahrt unmittelbar danach im Gas oder die Menschen "durften" - zumindest für eine Weile - noch als Arbeitskräfte bei unmenschlicher Unterbringung herhalten. In den allermeisten Fällen ein verzögertes Todesurteil. Auf bedrückende Art wurde jedem in der Gruppe klar, warum diese Studienführung mit „Im Angesicht des Todes“ übertitelt war.

Nach einer kurzen Pause führte der weitere Weg ins Stammlager. Die Fortunen erhielten hier die seltene Gelegenheit, die normalerweise der Öffentlichkeit nicht zugängliche Kunstsammlung von Auschwitz zu sehen. Neben „Auftragsarbeiten“ von SS-Bediensteten, einem detailliert ausgearbeiteten Lagermodell oder kunstfertig hergestellte Gegenstände für den Alltag, finden sich manche Karikatur und Gemälde, die die Zustände, die sich mit den Verhältnissen im Lager befassen. Die ehemaligen Lagergebäude sind inzwischen unter dem Begriff „Auschwitz im Gedächtnis der Nationen“ zu Ausstellungsgebäuden verschiedener Länder umgewandelt worden - wie die Schau über Sinti und Roma, die nach den Juden die zweitgrößte ethnische Gruppe stellt, die damals rücksichtsloser Vernichtung zum Opfer fielen.

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