Demokratie schützen und bewahren
Erinnerungstag im deutschen Fußball
Heute ist ein Tag des Nachdenkens und des Erinnerns: Denn es jährt sich zum 74. Mal der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Eines der Symbole für das Ende des 12 lange Jahre währenden Terrors der Nationalsozialisten.
Im Deutschland des Jahres 2019 gibt es keinen Grund, hierüber zu schweigen. Vielmehr sollte der Tag ein weiterer Anlass sein, sehr deutlich auf die Werte und die Wichtigkeit der Demokratie hinzuweisen.
Fortuna schließt sich daher, wie auch in den vergangenen Jahren, dem „Erinnerungstag im Deutschen Fußball - !Nie wieder“ an: Ganz im Sinne der Philosophie und der DNA des Vereins, seiner Mitglieder und Fans.
Der Fußball in Deutschland, vertreten durch die Fanszenen und Fanprojekte, die Amateur- und Profivereine, sowie ihre Spitzenverbände und Repräsentanten, setzt sich für ein Deutschland und ein Europa ein, in dem die Würde und Unverletzlichkeit jedes Menschen geachtet und verteidigt werden.
„!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ nimmt diese Botschaft und die der Überlebenden des NS-Regimes auf. Damit versteht sich die Initiative seit 15 Jahren als ein starker Beitrag für eine wertschätzende, wehrhafte und demokratische Gesellschaft, in der die Achtung vor der Würde jedes Menschen unveräußerlich ist.
Diese gesellschaftspolitische Einstellung wird inspiriert durch Fußballpioniere wie Walther Bensemann. Der Begründer des Sportmagazins „Kicker“ forderte schon im November 1923 in einer seiner berühmten Glossen in einem bewegenden Plädoyer Humanität und Frieden - in einem geeinten, demokratischen Europa, den „Vereinigten Staaten von Europa“. Seinerzeit war es eine Vision, die zum Ende des 20. Jahrhunderts Wirklichkeit werden sollte.
Die Befreiung vom Nationalsozialismus war eine Wende und muss in Erinnerung bleiben: Als Sieg des Rechts auf ein Leben in Würde und Freiheit für jedermann, zu feiern mit Respekt und Dankbarkeit.
Die 15. Kampagne ist somit wiederum eine Kampagne für die Freiheit des Einzelnen, gegen die Verächter von Demokratie, die mit ihren nationalistischen Spaltungsattacken Europa bewusst beschädigen wollen.
Die Kampagne richtet sich gegen die, die gleichzeitig mit „Vogelschiss-Provokation“ die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur und ihre Familien verhöhnen.
Sie richtet sich gegen jene, die Amateurvereine attackieren, weil am Tor zum Vereinsgelände das Schild „Kein Platz für Rassismus und Gewalt“ angebracht ist.
Sie richtet sich gegen jene, die geflüchtete Menschen auf der Straße verfolgen und verletzen und die deutsche Bürgerinnen und Bürger so genannter Minderheiten schmähen und bedrohen - mit immer aggressiver auftretender Fremdenfeindlichkeit, mit Antisemitismus, Antiziganismus oder Homophobie.
2019 ist die Einmischung durch die Fußball-Familie stärker denn je geboten. Menschen, die den Fußball lieben, ihn spielen, strukturieren und Leitungsverantwortung tragen, bekennen sich für ein wertschätzendes demokratisches Gemeinwesen und setzen Zeichen gegen den wachsenden Rassismus im Stadion und in der Zivilgesellschaft.
So auch die Fortuna, die im März erneut eine Studien- und Gedenkfahrt in ein ehemaliges Konzentrationslager, Theresienstadt, anbietet und dem Leben dort wie in Prag während der NS-Zeit nachgeht.
Vor dem heutigen Spiel setzt auch die Mannschaft selbst erneut ein Zeichen und wird sich in Shirts mit dem „!Nie wieder“-Logo aufwärmen. Als Zeichen für ein gerechtes, ein faires Miteinander - ungeachtet dessen, woher ein Mensch kommt, welchen Geschlechts, welcher Ethnie oder Religion sie oder er ist.
„!Nie wieder“ will eine starkes Element in über sieben Jahrzehnten aktiv gestalteter und gelebter Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sein. Einer Erfolgsgeschichte der offenen Gesellschaft, die es als höchstes Gut gegen alle Bedrohung zu schützen gilt.
„!Nie wieder - Erinnerungstag im deutschen Fußball“ will so die Sinne schärfen. Mit einem widerständigen „ES REICHT!“ aufrütteln, zum Mitdenken anregen, zur Einmischung auffordern und Einsicht fördern.
Ausgrenzung, Diskriminierung, Rassismus und blinder Hass sind Übel, die sich in Deutschland und Europa nicht weiter ausbreiten dürfen.
Denn unter diesen Umständen musste ein Dr. Waldemar Spier, Fortunas bis heute einzig nachweislicher Mitstreiter mosaischen Glaubens, Demütigung und Terror erleiden - die für ihn letztlich den Tod bedeuteten.
Mit Mut und Ideen unsere Werte und Vorstellungen verteidigen und neue Mehrheiten gewinnen. Der Fußball kann das und Menschen wie Waldemar Spier und Walther Bensemann gefiele das.