Der (un-)perfekte Abschluss

FORTUNA-MOMENTE 2018/19 – Teil 6: Oliver Fink erzielt in Hannover in letzter Minute das Siegtor

Zugegeben: Als Oliver Fink an einem kalten Dezembertag in der Hannoveraner HDI-Arena in der Nachspielzeit mit Links abzog, flog der Ball doch recht mittig auf das 96-Tor – und es war eine gehörige Portion Glück im Spiel, dass Torhüter Michael Esser, der zuvor mit einigen Paraden auf sich aufmerksam machen konnte, den Ball nicht entscheidend abwehren konnte. Doch so wurde der gar nicht so perfekte Torabschluss zum perfekten Abschluss des Spiels, der Woche, der Hinrunde und des Jahres 2018. Und all diese Emotionen ließen Fink und seine Mannschaftskameraden im anschließenden Jubel heraus.

Das Spiel in Hannover war ein vom Kampf geprägtes – wie nicht anders zu erwarten, wenn der 17. der Bundesliga-Tabelle den 15. auf einem Rasen empfängt, dem das Wetter schon zugesetzt hatte.

Die Woche, deren Ende das Spiel markierte, war eine wahnsinnige für die Fortuna. Erst ein unendlich wichtiger 2:0-Sieg gegen den SC Freiburg in der heimischen Arena, dann ein unglaubliches 2:1 gegen den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer Borussia Dortmund an gleicher Stelle.

Die Hinrunde war eine Achterbahnfahrt mit ordentlichem Beginn und einem ebenso ordentlichen Durchhänger, in dessen Zuge die Düsseldorfer sechs Niederlagen am Stück kassierten. Erst zum Ende hin lief es wieder besser – Belege dafür sind abgesehen von der Englischen Woche unter anderem das 4:1 gegen Hertha BSC und das 3:3 in München.

Das Jahr 2018 war eines für die Geschichtsbücher des Traditionsvereins aus Flingern und wird für immer mit dem Bundesliga-Aufstieg unter Friedhelm Funkel in Verbindung gebracht werden. Die Emotionen in Dresden, die Meisterschaft in Nürnberg, die Feier auf dem Rathausbalkon und die wenige Monate zuvor für unmöglich gehaltenen Spiele in München und gegen Dortmund – es ist kaum auszudenken, was in einem Fußballverein alles in einem Jahr passieren kann.

Und all diese Zeitabschnitte drohten, mit einem 0:0 kurz vor Weihnachten in Hannover zu enden. Ziemlich schmucklos, oder nicht? Zum Spiel hätte es womöglich noch gepasst, doch die Englische Woche, die Hinrunde und auch das Jahr 2018 – sie hatten ein anderes Ende verdient. Und dafür sollte ein Mann sorgen, der sich nach einem Jahrzehnt bei der Fortuna in fortgeschrittenem Fußballeralter gerade selbst das Ende besorgt, das er als „Vereinsikone“ (Zitat: Ehrenspielführer Gerd Zewe – und der muss es wissen) verdient hat.

Die Rede ist natürlich von Oliver Fink. Dem Aufstiegskapitän, der in seinen zehn Jahren in Düsseldorf bei Fans und seinen Trainern nicht immer unumstritten war, dessen Wert Friedhelm Funkel allerdings zurecht bei jeder sich bietenden Gelegenheit ausdrücklich hervorhebt.

Ebendieser Oliver Fink also wurde in Hannover in der 83. Minute eingewechselt und gab sich nicht damit zufrieden, dass das Spiel, die Englische Woche, die Hinrunde und das Jahr 2018 mit einem schnöden 0:0 enden würde. „Finki“ fasste sich in der Nachspielzeit ein Herz, dribbelte mit dem Ball auf den Hannoveraner Strafraum zu und zog mit Links ab – Esser konnte den Ball nicht parieren und er landete tatsächlich im Tor. Der anschließende Jubel, bei dem sich die komplette Mannschaft und das halbe Trainerteam auf den Routinier stürzten, kannte keine Grenzen. Es war nicht weniger als der perfekte Abschluss.

ANGEBERWISSEN: Das Tor von Oliver Fink in Hannover war nicht das einzige in dieser Saison, das in der Schlussphase gefallen ist und entscheidende Bedeutung hatte. Dodi Lukebakios Tore zum 2:1 gegen Hoffenheim und zum 3:3 in München fielen in der 88. und der 90. Minute. Kaan Ayhans Siegtor gegen den 1.FC Nürnberg ist in der 83. Minute notiert. Auch Dawid Kownacki bewies langen Atem, als er in Dortmund in der fünften Minute der Nachspielzeit traf. Insgesamt erzielte das Funkel-Team satte 14 Tore in der Schlussviertelstunde.