30.03.2016 | Yesterday

Paul Janes

Der „große Schweiger“ ist Fortunas Rekordinternationaler

Der 12. Juni 1987 ist für alle Fortunen ein Trauertag – ob Fans, Mitarbeiter, ehemalige und noch aktive Spieler oder Funktionäre des Klubs. Denn an jenem Tag verstarb Paul Janes, eine Legende bei den Rot-Weißen und wohl der größte Fußballer, der jemals das F95-Trikot übergestreift hat, im Alter von 75 Jahren an Herzversagen. Über fast drei Jahrzehnte hinweg war er deutscher Rekord-Nationalspieler und gewann mit den Flingeranern 1933 die Deutsche Meisterschaft.

  • Paul Janes an seinem 65. Geburtstag im Jahr 1977

  • Peter Förster mit Toni Turek

  • Die Aufstellung der Meistermannschaft 1933

Seine Gegenspieler empfanden ihn als „beinhart“, Mitspieler schwärmten trotz seiner Spielposition als Verteidiger von einem „filigranen Virtuosen“, der das „Leder“ dank seiner hervorragenden Technik mit höchster Eleganz über den Rasen zu bewegen wusste. Zudem hatte er einen Schuss wie ein Kanonenschlag, der von gegnerischen Torhütern gefürchtet und von den eigenen Teamkameraden bewundert wurde. Wenn er zum Freistoß antrat, dann hatte der Torhüter des jeweiligen Gegners oftmals allergrößte Mühe, genug Freiwillige für die obligatorische Mauer zu finden…

Ohne Zweifel, der im Alter von 18 Jahren nach Düsseldorf gekommene Paul Janes konnte den Unterschied ausmachen. Neben Technik und Schussstärke gehörte das Stellungsspiel zu seinen besonderen Merkmalen. Dass Janes, geboren am 11. März 1912 in Küppersteg, einem heutigen Stadtteil Leverkusens, somit gar kein „echter Düsseldorfer Jong“ war, störte freilich niemanden.

Nationalmannschaft und nationaler Titelgewinn

Sein Debüt für die von Heinrich „Heinz“ Körner trainierte Fortuna gab der damals gerade volljährige Maurerlehrling an Weihnachten 1930. Beim 2:0-Sieg über den Lokalrivalen TuRU krönte der als rechter Verteidiger eingesetzte Janes seine Leistung durch seinen Treffer zum Endstand. Beim Gewinn der dritten Bezirksmeisterschaft und der ersten Westdeutschen Meisterschaft war Janes bereits eine wichtige Stütze im Team der Flingeraner. So ließ die Berufung in die Nationalmannschaft nicht lange auf sich warten. Am 30. Oktober 1932 stand Janes in Budapest gegen Ungarn erstmals in der Elf des damaligen „Reichstrainers“, Prof. Dr. Otto Nerz.

Dem ersten Höhepunkt der Karriere des Mannes, der über die eigenen Belange selten ein Sterbenswörtchen verlor und deshalb der „große Schweiger“ genannt wurde, sollte schon bald der nächste Triumph folgen. Denn ein gutes halbes Jahr nach seinem ersten Einsatz für die deutsche Auswahl gewann er mit der Fortuna am 11. Juni 1933 die Deutsche Meisterschaft. Den 3:0-Erfolg über den großen Favoriten FC Schalke 04 kommentierte der Defensivstratege in gewohnt trockener Manier: „Mittags haben wir uns am Worringer Platz getroffen, nachmittags waren wir Meister“!

In Italien war es warm…

Eine weitere Kostprobe seines puristischen Sprachstils lieferte das jüngste von acht Kindern seiner Familie nach dem 3:2-Sieg im Spiel um Platz drei gegen Österreich bei der WM 1934 in Italien. Zurück in Deutschland antwortete der ehemalige Straßenfußballer auf die Frage eines Reporters, wie es denn auf dem „Stiefel“ gewesen sei: „Warm“!

Ob mit der Fortuna oder im Trikot der deutschen Nationalmannschaft: „Der große Schweiger“ sollte noch häufiger die Gelegenheit bekommen denkwürdige Spiele und große Triumphe kommentieren zu können. So unterlag Janes 1936 mit der Fortuna im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft dem 1. FC Nürnberg erst in der Verlängerung mit 1:2. Gegen die „Clubberer“, wie auch anderthalb Jahre später, als die Rot-Weißen Schalke nach einer dramatischen Begegnung im Endspiel um den deutschen Pokal mit 1:2 unterlagen (Janes erzielte das einzige Tor für die 95er), war er der beste Spieler auf dem Platz.

Rekordnationalspieler und Kapitän

Die WM 1938 in Frankreich sollte der letzte Auftritt des Düsseldorfer Jahrhundertspielers bei einem internationalen Turnier werden. Das frühe Ausscheiden der von Sepp Herberger trainierten Auswahl musste er ebenso hinnehmen, wie die Tatsache, dass die deutsche Nationalmannschaft wegen der Kriegswirren 1942 für längere Zeit ihr letztes Länderspiel bestritt. Beim 5:2-Sieg in Pressburg (das heutige Bratislava) gegen das Team der Slowakei bestritt Janes sein 71. Spiel im Dress der deutschen Auswahl. In 31 Einsätzen hatte Janes die Nationalmannschaft als Team-Kapitän auf den Rasen geführt. Damit war der Fortune von 1941 bis zum 9. September 1970 deutscher Rekordnationalspieler, ehe er von Uwe Seeler abgelöst wurde. In diesen knapp sechs Dutzend Spielen erzielte der spätere Betreiber einer Sportlerklause sieben Tore. Es erscheint fast logisch, dass vier seiner Treffer nach einem Freistoß im gegnerischen Netz zappelten und dreimal nach einem verwandelten Elfmeter.

Die Zeit danach

Der Spieler-Karriere folgte nach dem Krieg das Traineramt bei der Fortuna. Als die Rot-Weißen 1948/49 in die Zweite Liga West abstiegen, schnürte der ehemalige Internationale erneut die Fußballstiefel und verhalf seinem Club durch sein unnachahmliches Mitwirken auf dem Platz zum direkten Wiederaufstieg. Erst 1951 beendete Paul Janes endgültig seine aktive Laufbahn.

Im Juni 1987 nahm das Leben der Fortuna-Legende ein plötzliches Ende. Auf dem Rückweg vom freitäglichen Frühschoppen mit Freunden in seiner Stammkneipe „Uerige“ erlitt er auf der Heimfahrt in einer Straßenbahn eine Herzattacke.

Die Fortuna setzte „ihrem“ Paul Janes 1990 ein ganz besonderes Denkmal. Das Stadion am Flinger Broich wurde in „Paul-Janes-Stadion“ umbenannt. Bis heute bleibt dieser Ausnahme-Fußballer, einer der ganz Großen der Fortuna, im Gedächtnis aller Rot-Weißen.

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Paul Janes im Nationalsozialismus

Janes war ein unpolitischer Mensch, der sein Leben dem Fußball widmete. In zahlreichen Briefen mit Reichstrainer Sepp Herberger (ab 1936) ist nichts von einer Kriegseuphorie zu spüren; vielmehr lehnte er die Politik der Nationalsozialisten ab und ließ sich nicht mehr als nötig von ihnen vereinnahmen und schon gar nicht instrumentalisieren. In einem Brief vom 28. August 1944 an Herberger schreibt er offen, dass er hoffe, „dass der Krieg bald ein Ende nimmt“.

Janes war Mitglied im DAF (Deutsche Arbeitsfront - ein Verband für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, der nach der Zerschlagung der Gewerkschaften 1933 gegründet wurde) sowie im NS-Reichsbund für Leibesübungen. In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde er in die Kategorie V, als entlastet, eingestuft.

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