12.07.2012 | Verein

In memoriam – Felix Zwolanowski

Fortunas Meisterspieler und Torschütze von 1933 wäre heute 100 Jahre alt geworden

Er war keiner, der groß Aufhebens um seine Person machte. „Irgendwie war der Ball dann drin“, kommentierte Felix Zwolanowski Jahre später lakonisch sein Tor für die Fortuna. Es war jedoch nicht irgendein Führungstreffer. Vielmehr war es das 1:0 im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft am 11. Juni 1933 gegen den FC Schalke 04 im Müngersdorfer Stadion in Köln. Im gegnerischen Strafraum nahm er in der 11. Minute nach Zuspiel von Paul Mehl den Ball an, um dann nach einer blitzschnellen Drehung den Torhüter der „Knappen“, Hermann Mellage, mit einem nicht ganz unhaltbaren Schuss zu düpieren.

Dieser Treffer war der Wegbereiter zum 3:0-Sieg der Rot-Weißen und damit grundlegend für den größten Triumph der Vereinsgeschichte, die Deutsche Meisterschaft 1933. So sollte es für immer und ewig auf der bronzenen Siegestrophäe, der „Viktoria“, stehen. Diese kam jedoch in den Wirren des Zweiten Weltkrieges abhanden; so ist der Name Fortuna Düsseldorf auch auf der alljährlich im Frühjahr vom erfolgreichsten Bundesliga-Team gen Himmel gehaltenen „Salatschüssel“, der Nachfolge-Trophäe der Viktoria, verewigt.

 

Sprinterqualitäten und ein gutes Kopfballspiel

Felix Zwolanowski hatte seinen entscheidenden Beitrag dazu geleistet. Ohnehin konnte er sich in seiner Premierensaison bei den 95ern als Linksaußen bzw. linker Läufer schnell einen Stammplatz erkämpfen. Nach eigener Aussage zeichneten ihn vor allem seine Schnelligkeit (mit einer persönlichen Bestzeit von 11,2 Sekunden über 100 Meter), die Sprungkraft und damit einhergehend seine Kopfballstärke sowie „der gewisse Torriecher“ aus.

So hatte er unter anderem in jenem Frühjahr 1933 im Vorrundenspiel um die Deutsche Meisterschaft beim 9:0-Erfolg (!) über Vorwärts Gleiwitz als vierfacher Torschütze seinen großen Auftritt. Darüber hinaus galt Zwolanowski als tadelloser Sportsmann, der in seiner langen Karriere weder einen Platzverweis noch eine Verwarnung erhielt. Demnach war sein Spitzname „Sir“ wohl keineswegs eine Übertreibung.

1932 war der damals 20-jährige Flügelstürmer von DJK Rheinfranken (heute SC Flingern 08) zur Fortuna gekommen. Insofern war es für den gebürtigen Düsseldorfer ein Wechsel über nur wenige Meter und noch nicht einmal auf die andere Straßenseite. Schließlich waren und sind noch heute beide Klubs in trauter Nachbarschaft am Flinger Broich beheimatet. Er selbst war eben auch „ein echter Flingerer Jung und Straßenfußballer“. Rund um die Dorotheenstraße waren in seiner Kindheit die Straßen und Plätze sein Fußballrevier.

Gleich in seinem ersten Jahr bei der Fortuna erlebte der vielseitig einsetzbare und quirlige Techniker folglich den großen Triumph. „Die bestellten Betten im Hotel waren umsonst. Wir haben in dieser Nacht kein Auge zugemacht“, sagte er immer wieder gerne im Rückblick auf die Meisterfeier in einem Kölner Hotel, die bis in die frühen Morgenstunden andauerte.

 

Weitere Höhepunkte einer großen Karriere

1936 gehörte er noch der Fortuna-Elf an, die abermals um den Titel der besten Fußballmannschaft Deutschlands kämpfte. Doch das Endspiel um die Fußballmeisterschaft ging äußerst unglücklich mit 1:2 nach Verlängerung gegen den 1. FC Nürnberg im Berliner Poststadion verloren; der Stadionsprecher hatte Sekunden vor dem Siegtreffer der Franken in der 120. Spielminute bereits den Termin für ein mögliches Wiederholungsspiel verkündet...

Und er stand auch in der Mannschaft, die das Endspiel um den Tschammer-Pokal, den damals so genannten und heutigen DFB-Pokal, 1937 in Köln gegen Schalke 04 auf dem Platz. Doch statt an gleicher Stelle wie schon 1933 zu triumphieren, zogen die Rot-Weißen mit 1:2 den Kürzeren.

Der bereits angesprochene Krieg, der von 1939 bis 1945 dauerte, machte einen regulären Spielbetrieb ab einem gewissen Zeitpunkt unmöglich. Im Jahr 1940 kam er unter dem damaligen Reichs- und späteren Bundestrainer Josef Herberger zweimal in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zum Einsatz. Und Zwolanowski spielte, anders als manch anderer Akteur zu jener Zeit, nicht bei einem Armeeclub oder einem Verein, der frontnah gelegen war. So weist seine Biographie eine Karriere aus, die 1931 mit begann und erst 1949 bei der Fortuna endete. Im Alter von 37 Jahren hängte er aufgrund einer hartnäckigen Schulterverletzung seine Fußballschuhe an den Nagel. Nicht selten kam es am Flinger Broich bei den Spielen der Fortuna vor, dass während der Begegnung über Lautsprecher nach einem Arzt gerufen wurde, der die ausgekugelte Schulter von Felix Zwolanowski wieder einrenken konnte...

 

Trainerlizenz, Montagsclub und die Jagd

Eine Trainertätigkeit im Anschluss bei der Fortuna lehnte er ab und blieb vielmehr bei der Rheinbahn, für die der Maler schon zuvor tätig gewesen war. Erst einige Jahre später absolvierte er an der Deutschen Sporthochschule in Köln seine Ausbildung zum Trainer, infolgedessen er mehrere Vereine in Düsseldorf (Oberkassel und Wersten) und am Niederrhein übernahm. Zur Fortuna kehrte der „Sir“ jedoch nicht wieder zurück.

Und dennoch blieb er in seiner Zeit nach dem Fußball der Fortuna treu, indem er noch jahrelang im legendären „Montagsclub“ mit vielen anderen Alt-Fortunen sein großes Können unter Beweis stellte. Und wenn er nicht mehr dem runden Leder nachlief, dann beschäftigte er sich in seiner Freizeit gerne mit seiner umfangreichen Bücher- und Briefmarkensammlung, löste Kreuzworträtsel oder schaute sich im Fernsehen die Übertragungen von sämtlichen großen Sportveranstaltungen an. Die größte Freude war für ihn aber die Jagd. Im Hunsrück ging er jahrelang seinem wohl größten Hobby neben dem Fußball nach.

Am 26. November 1998 verstarb Felix Zwolanowski im Alter von 86 Jahren. Er war über lange Zeit das letzte lebende Mitglied der legendären Elf von 1933.

 

Am heutigen 12. Juli wäre er 100 Jahre alt geworden. Der Verein Fortuna Düsseldorf wird einen der Schlüsselspieler des Deutschen Meisters von 1933 immer in bester Erinnerung behalten und ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

 

Quellennachweis: Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle an Vereinsarchivar Marco Langer für die Bereitstellung von Fotos und historischen Artikeln.

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