"Eine Sensation liegt immer in der Luft"
Wolf Werner und Norbert Meier vor dem heutigen Spiel gegen den HSV
Am heutigen Montagabend findet die letzte Partie der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals statt - mit dem Aufeinandertreffen der Fortuna und dem Hamburger SV. Ein besonderes Spiel in vielerlei Hinsicht, bei dem die Düsseldorfer sich zwar ihrer Rolle als Außenseiter bewusst sind, aber keinerlei Lust zu verspüren scheinen, vorgeführt zu werden. Chefcoach Norbert Meier: "In neun von zehn solcher Spiele gewinnt der HSV. Vielleicht erwischen wir heute das eine, das zehnte." Und auch Manager Wolf Werner meint vor der Partie: "Im DFB-Pokal liegt immer eine Sensation in der Luft."
Die Mannschaft machte unterdessen einen sehr lockeren, aber konzentrierten Eindruck, als sie am Sonntagabend ihr Training in der ESPRIT arena bestritt. Norbert Meier ließ dort noch einmal alle 24 Mannen auflaufen, die sich im Kandidatenkreis für einen Einsatz befinden. Denn erst im Laufe des Montags entscheidet sich wohl, wer gegen die Hanseaten auf dem Spielberichtsbogen stehen wird.
Dass mit dem Gegner HSV eine sehr gute Mannschaft in der ESPRIT arena aufläuft, ist allgemein bekannt. Nicht umsonst schätzen viele Experten, dass das Team von Coach Bruno Labbadia, der die Nordlichter vor wenigen Wochen übernommen hat, am Ende der nächsten Bundesliga-Saison unter den besten Vier der Liga zu finden sein wird. Auch die herausragende Frühform des HSV ist der sportlichen Leitung der Fortuna nicht entgangen. Denn sie wurde beim Europa League-Spiel der "Rothosen" Zeugen eines souveränen 4:0-Sieges gegen den dänischen Club Randers FC. "Sehr spielstark, sehr ballsicher, sehr schnell und mit Spielern, die eine große individuelle Klasse haben", charakterisiert Norbert Meier den Gegner.
Da scheint die Sache zumindest auf dem Papier eine klare Angelegenheit zu sein, denn die Fortuna ist - nach zehn Jahren Abstinenz vom Profifußball - bekanntlich erst am allerletzten Spieltag der vergangenen Saison aufgestiegen. Dennoch will man das Spiel nicht einfach herschenken: "Wir wollen den Fans im Stadion und den Zuschauern an den Fernsehbildschirmen zeigen, dass auch wir Fußball spielen können." In Ehrfurcht werden die Flingeraner demnach also nicht versinken. Außerdem sei, so Meier, ein solches Spiel etwas ganz Besonderes, worauf man sich als Spieler freuen kann. "Schließlich hat es eine solche Partie als Pflichtspiel in Düsseldorf schon seit über zehn Jahren nicht mehr gegeben. Für manche Spieler ist dies außerdem das erste Mal, gegen einen solchen Gegner vor einer solchen Kulisse anzutreten."
Schließlich hatte man noch gegen Werder Bremens Zweitvertretung Ende Mai gesehen, dass die Massen in Düsseldorf wie elektrisiert sind, wenn es um etwas geht. "Wir möchten mit einem großen Publikum im Rücken den HSV fordern und werden dabei sicherlich nicht nur Defensiv-Fußball anbieten."
Mindestens ein Handicap lastet allerdings auf den Aufstellungsplänen Meiers. Denn definitiv nicht dabei sein wird Abwehrchef Jens Langeneke bei dieser ersten DFB-Pokal-Herausforderung seit fünf Jahren. Und auch Kai Schwertfeger scheint doch schwerer verletzt. Der langjährige Jugendspieler der Rot-Weißen befindet sich seit dem Testspiel bei DSC 99 in medizinischer Behandlung, wobei weiterhin keine endgültige Diagnose vorliegt. Ebenfalls mindestens fraglich scheint der Einsatz von Kapitän Andreas Lambertz zu sein, auch wenn dieser am vergangenen Mittwoch im Testspiel zum Einsatz gekommen war. Lambertz hatte sich bekanntlich während der Vorbereitung verletzt und war erst in der vergangenen Woche wieder voll ins Training eingestiegen.
Alle anderen sind hingegen einsatzfähig und spielberechtigt - also auch die Neuverpflichtungen, wie der Burkiner Patrick Zoundi oder der erst vor wenigen Tagen in Düsseldorf angekommene russische Ex-Nationalspieler Dmitri Bulykin. "Hier gilt mein Sonderlob an Wolf Werner, der das Vertragswerk ausgearbeitet hat und mit dem ich noch nachts in Anderlecht war." Ob Bulykin gegen die Hamburger schon zum Einsatz kommen werde, wollte Meier von den Trainingseindrücken abhängig machen. Über den körperlichen Zustand braucht sich Fortunas oberster Übungsleiter indes keine Gedanken machen. Bulykin hat beim RSC Anderlecht die komplette Vorbereitung absolviert und dürfte somit topfit sein. Dennoch warnt Norbert Meier vor überzogenen Erwartungen: "Jeder muss sich darüber im Klaren sein, dass wir mit ihm keinen Messias verpflichtet haben." Tore schießen würde den Fans der Fortuna wahrscheinlich auch schon reichen...
Eine seit zwei Jahren eingespielte Einheit, in die die Neuzugänge gut integriert worden sein - darauf kann der Cheftrainer vertrauen. "Letztlich wird dies gerade bei diesem Spiel wichtig sein, denn der Pokal ist nun einmal, anders als bei der Meisterschaft, ein Wettbewerb mit Ausschließlichkeitsspielen."
Wolf Werner ergänzte in diesem Zusammenhang, dass "dieses Spiel noch mehr Zuschauer verdient, als bislang Tickets verkauft wurden. Im Pokal liegt immer die Möglichkeit einer Sensation liegt in der Luft - so etwas sollte man sich nicht entgehen lassen."
Der Manager hat positiv ausgemacht, dass sich in Düsseldorf etwas bewegt - "wir wollen das Gegenteil beweisen, dass Düsseldorf keine Fußballstadt ist." Ein Vorurteil, das nicht nur Werner gerne begraben sehen würde - am besten gleich am heutigen Abend mit einer ansprechenden Leistung der Fortunen.