Auch gegen Union an die Grenzen gehen
Chefcoach Norbert Meier vor dem Spiel in Berlin
Ohne Michael Melka und Jens Langeneke hat die Fortuna am Freitagnachmittag die Reise nach Berlin angetreten, wo am Samstag ab 13 Uhr mit dem 1. FC Union der nächste Gegner wartet. Der Spielplan der 2. Bundesliga macht es möglich, dass die beiden aktuell besten Teams, die letztjährig noch in Liga 3 gegeneinander angetreten sind, am 2. Spieltag in der runderneuerten "Alten Försterei" aufeinandertreffen. Von einem Spitzenspiel will Chefcoach Norbert Meier indes nichts wissen - eher von einer spannenden Partie vor dem Hintergrund einer Momentaufnahme.
Sicherlich war der Dreier gegen den SC Paderborn im Auftaktspiel am vergangenen Samstag wichtig für das Selbstvertrauen der Mannschaft. Denn ein 3:0 war nicht unbedingt zu erwarten gewesen gegen ein Team, das man noch in der Vorsaison nicht bezwingen konnte. Und das in seiner Qualität durchaus in die Rubrik "souverän" eingeordnet werden durfte, obwohl man wenige Tage zuvor in einem Pokalfight dem HSV knapp unterlegen war, das über 120 Minuten plus Elfmeterschießen doch sehr kräftezehrend gewesen sein muss.
Union hat ihrerseits jedoch ebenso ein Ausrufezeichen gesetzt. Ein Sieg in gleicher Höhe am ersten Spieltag, der sogar in der Fremde, bei den Kleeblättern in Oberhausen, zeigt, dass "die Eisernen" ein Team von Format sind. "Erfahren, routiniert, abgezockt", charakterisiert auch Norbert Meier die Köpenicker kurz und knapp. Und der Fortuna ebenso nicht in sonderlich guter Erinnerung, denn gegen die Berliner war in der abgelaufenen Spielzeit nichts zu holen: In beiden Begegnungen unterlagen die Flingeraner, knapp, mit 0:1. Es bedarf also keiner sonderlichen Warnung, was auf die Rheinländer zukommt, zumal Union seit wenigen Wochen in ihrer grundsanierten Heimstätte, die "Alte Försterei" antreten, wo ein begeisterungsfähiges Publikum für eine sehr lebhafte Atmosphäre sorgt.
Neben Jens Langeneke, der erst unter Woche wieder ins Training eingestiegen ist, und Kai Schwertfeger, der weiterhin an Knieproblemen laboriert, musste die sportliche Leitung am Freitagmorgen das Aus von Michael Melka akzeptieren. Der Stammtorhüter hatte eine Stauchung am Zeh erlitten, die schmerzhaft genug ist, dass er nicht zum Einsatz kommen kann. Daher wird er von Michael Ratajczak vertreten, während sich Maximilian Schulze Niehues als Ersatz bereit hält.
Dass es Reizpunkte unter einzelnen Spielern seiner Mannschaft geben könnte, will Norbert Meier nicht bestätigt sehen. Die unter der Woche lebhaft ausgetragene Meinungsverschiedenheit zwischen Ranisav Jovanovic und Robert Palikuca werde für eine spürbare Aufbesserung der Mannschaftskasse sorgen, aber mit nachhaltigen rechnet Meier nicht: "Ich denke, die beiden werden wieder zueinander finden." Eine nachvollziehbare Entwicklung, denn die beiden spielen lange genug zusammen und werden sich auch noch eine ganze Weile für den gleichen Verein engagieren.
Da ist die Frage interessanter, ob sich im Miteinander und auf den Rängen Nachwirkungen einer skandalträchtigen Begebenheit aus der letzten Saison feststellen lassen: Im April-Spiel zwischen beiden Clubs soll Olivier Caillas seinen Gegenspieler Macchambes Younga-Mouhani rassistisch beleidigt haben. Dessen einziger Zeuge, ausgerechnet der erst kurz davor an die Spree gewechselte Kenan Sahin, stand, wie sich bei der anschließenden Verhandlung und der Auswertung von Fernsehbildern herausstellte, viel zu weit weg vom Geschehen, um das Geschehen verfolgt zu haben. Die Folge: Caillas erhielt einen Freispruch erster Klasse.
Für Stimmung dürfte am Samstagnachmittag auch deshalb gesorgt sein, denn auch aus Düsseldorf wird reichlich Unterstützung mit bis zu 3.000 rot-weißen Fans erwartet. "Mich hat es immer positiv beeinflusst, wenn Stimmung im Stadion ist", sagt Norbert Meier rückblickend auf seine aktive Zeit. Seine Mannschaft sei vernünftig gestartet mit dem ersten Spiel, man müsse nun an diese Leistung anknüpfen. "Wir werden auch gegen Union wieder an unsere Grenzen gehen müssen."
Bevor das Team die Reise in die Bundeshauptstadt antrat, war sie im Übrigen zu Gast bei Fortuna-Sponsor Flughafen Düsseldorf. Der sorgte für eine Abfertigung über den VIP-Eingang, der nicht nur eine angemessene Bewirtung beinhaltete, sondern auch einen Rollfeld-Shuttle bis zur Maschine von Fortunas Premium-Sponsor Air Berlin. Trainer, Funktionsteam und Spieler bedankten sich bei Flughafen-Geschäftsführer Christoph Blume mit einem gerahmten Trikot, auf dem die Unterschriften des aktuellen Kaders verewigt sind.