Heiner Baltes feiert seinen 60. Geburtstag
Beinharter, ausdauernder Sportler mit glänzenden Erfolgen
Heiner Baltes, ehemaliger Akteur in Reihen der Rot-Weißen und auch bei den jüngeren Fans als eine der Legenden der 1970er Jahre bestens bekannt, feiert am heutigen Mittwoch seinen 60. Geburtstag. Fortuna Düsseldorf gratuliert ihrem früheren Verteidiger hierzu herzlichst und wünscht ihm viele weitere Jahre des persönlichen Wohlergehens mit Glück und Gesundheit.
Nicht weniger als 279 Bundesliga-Einsätze hat Baltes im Trikot mit dem F95-Logo auf der Brust absolviert und war nach seiner Juniorenzeit insgesamt elf Saisons für die Flingeraner am Ball. Er galt als "Eisenfuß", der es seinen Gegenspielern mit kompromisslosem Einsatz zumeist sehr schwer machte, dabei aber stets Augenmaß bewies und die sportliche Fairness nie aus den Augen verlor. Baltes kassierte lediglich eine einzige rote Karte - im März 1974 durch Schiedsrichter Karl-Heinz Fork im Spiel gegen den Wuppertaler SV. Ansonsten sah er pro Spielzeit im Durchschnitt keine drei gelben Karten - ein Wert, von dem nicht nur mancher Defensivspieler heute nur träumen kann. Eine besondere Anekdote aus dem Jahr 1971 rankt sich um Baltes und Gerd Müller. Der damalige "Bomber der Nation" und der "Eisenfuß" standen kurz vor einem Feldverweis, als Müller nach einem Zweikampf Baltes in den Oberschenkel biss, der sich daraufhin mit einem Fußtritt revanchierte. Ehe es jedoch zu einem regelrechten Scharmützel kommen konnte, trennte Schiedsrichter Jan Redelfs die beiden Streithähne. Gerd Müller fluchte später noch, während Baltes auf Müllers auch nachträglich noch deutlich erkennbaren Gebissabdruck verwies. Das war ihm bis dahin sicherlich auch noch nie passiert.
Den ersten längeren Ausfall in seiner Karriere musste Baltes in der zweiten Bundesliga-Saison der Fortuna im Oktober 1972 hinnehmen. Da verletzten sich beim Spiel gegen den MSV Duisburg Egon Köhnen und er nacheinander schwer - Baltes erlitt einen Schien- und Wadenbeinbruch, bei einer Spielsituation, die er im Nachhinein selbstkritisch betrachtete: "Da hätte ich den Ball laufen lassen sollen, weil in diesem Moment keine Gefahr für uns bestand. Diese Verletzung wäre mir dann erspart geblieben." Die bittere Folge: Für Baltes war nach diesem siebten Einsatz in der laufenden Spielzeit Schluss und er kam erst in der darauf folgenden Saison wieder zurück, erkämpfte sich jedoch umgehend wieder seinen Stammplatz. Es folgten sechs Spielzeiten, in denen er insgesamt nur dreimal fehlte - vier davon - 1975 bis 1979 - war er in jeder Partie dabei. Herausragend!
Auch wenn er keine ausgesprochenen Torjägerqualitäten entwickelte - er schoss in elf Jahren exakt elf Tore in Meisterschaftsspielen - so wird ein Treffer vielen Fans immer in Erinnerung bleiben: Sein Schuss aus ca. 25 Metern, der zum 4:4 gegen die Münchner Bayern hinter Sepp Meier einschlug und so zu einem wichtigen Bestandteil eines grandiosen 6:5-Sieges im Juni 1975 wurde.
Auch sonst ist die Laufbahn des Heiner Baltes als außergewöhnlich zu bezeichnen. Er ist nämlich einer der wenigen Spieler, der durchgängig die besten Zeiten der jüngeren Fortuna-Geschichte miterlebt hat. Baltes wechselte 1967 als A-Jugendlicher von Unterbach an den Flinger Broich - damals spiele er noch auf der Position des Mittelstürmers. Das hatte sich bis 1971 gründlich geändert, er avancierte zum Verteidiger, der, am zweiten Aufstieg der Mannschaft beteiligt, sich umgehend als Stammspieler bei Trainer Heinz Lucas etablierte. Dies tat er im Range eines Amateurs, weil er gleichfalls als Stammspieler bei der Deutschen Olympia-Nationalmannschaft gesetzt war. 1972 stand Baltes somit auch bei den Olympischen Spielen in München im Team und spielte dort unter anderem mit Uli Hoeneß (FCB), Bernd Nickel (Eintracht Frankfurt), Manfred Kaltz (HSV), Roland Worm, Rudi Seliger und Klaus Wunder (MSV Duisburg), sowie Ottmar Hitzfeld (FC Basel). Trainer war seinerzeit der ehemalige Fortune Jupp Derwall. Gemeinsam mit Egon Schmitt und Bernd Nickel bestritt er alle sechs Spiele des Turniers von Anfang bis Ende. Insgesamt trat Baltes 23-mal für die Deutsche Amateur-Nationalmannschaft an und bestritt daneben auch Partien für die B- und die U23-Nationalelf.
Experten rechneten der Fortuna nach ihrem zweiten Aufstieg 1971 im Übrigen keine sonderlich großen Chancen im Oberhaus des deutschen Fußballs aus. Doch gerade Typen wie Baltes sorgten dafür, dass die von Fred Hesse angeführte Mannschaft mit zwei dritten Plätzen in den Spielzeiten 1972/1973 und 1973/1974 zu überraschen wusste. Somit betrat Baltes also auch mit seinem eigenen Verein die internationale Bühne, wenn auch mit mäßigem Erfolg. Doch der sollte noch vor ihm liegen, denn er war auch - unvergessen bis heute - 1979 mit beim Endspiel im Pokal der Pokalsieger gegen den CF Barcelona am 16. Mai 1979 dabei, bei dem den Flingeranern nur denkbar knapp eine Sensation versagt blieb.
Dafür hatte er aktiven Anteil daran, dass Fortuna Düsseldorf kurze Zeit später, im sechsten Anlauf, erstmals den DFB-Pokal gewann. Ein Kunststück, das ein Jahr später und ebenfalls unter seiner Beteiligung, wiederholt werden konnte und bis heute der größte Erfolg des Vereins geblieben ist.
Als er sich im Sommer 1980 erneut schwer verletzte - ein Haarriss im Mittelfußknochen - neigte sich seine Profi-Karriere dem Ende entgegen und ein Jahr später verließ er gemeinsam mit weiteren wichtigen Spielerpersönlichkeiten wie Egon Köhnen, Jörg Daniel, Hubert Schmitz und Dieter Brei den Verein. Es sollte ein nachhaltiger Umbruch werden.
Nach seiner Karriere wurde es ruhiger um Baltes, auch wenn er sich stark im Brauchtum engagierte, Mitglied der St. Hubertus Schützenbruderschaft Unterbach und auch Karnevals-Prinz von Unterbach wurde, wo er heute noch dem Beirat des Ausschusses angehört.
Den ehemals professionell betriebenen Sport und erst recht seine Fortuna hat Baltes nie aus den Augen verloren, auch wenn er nur selten bei Spielen zu Gast ist. Zuletzt drückte er gemeinsam mit ehemaligen Mannschaftskollegen beim Meisterschaftsspiel gegen Borussia Dortmund II die Daumen und auch kurz vor den entscheidenden Spielen um den Aufstieg im Mai fieberte der Ex-Profi mit. Seinen runden Geburtstag feiert er unterdessen außer Landes, wo er sich gewiss auch mit dem einen oder anderen Gedanken an seine außergewöhnliche Karriere erinnern wird.
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Das Portrait von Heiner Baltes - zu aktiven Zeiten
Foto 2 + 3 (Horstmüller) - Text:
Heiner Baltes wie man ihn kannte: Hier klärt er vor einem Spieler des FC Turin beim UEFA-Cup-Spiel am 25. September 1974. Fortuna gewann mit 3:1 im Rheinstadion.