Vom Skispringen zum Rosenmontagszug

Blinde und sehbehinderte Fortuna-Fans auch abseits der ESPRIT arena unterwegs

Auch wenn das runde Leder gerade mal nicht über den Rasen der ESPRIT arena läuft, treffen sich Fortunas blinde und sehbehinderte Fans regelmäßig zu gemeinsamen Aktivitäten. Während sie am vergangenen Wochenende noch beim Skispringen in Willingen Severin Freund die Daumen drückten, ist nun bereits die Vorfreude auf den diesjährigen Rosenmontagszug groß. Erneut ermöglicht die AOK Rheinland/Hamburg vielen Menschen mit Handicap ein besonderes Karnevalserlebnis. An diesem beteiligt sich auch die Fortuna, die den blinden und sehbehinderten Fans ihre Kommentatorenanlage zur Verfügung stellt.

„Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwierig es ist, blinde oder sehbehinderte Menschen dafür zu begeistern, einen Ort zu besuchen, der ihnen nicht vertraut ist“, betont Stefan Felix, bei der Fortuna hauptamtlicher Mitarbeiter für den Bereich Inklusion und Behindertenfanbetreuung. „Umso mehr freut es mich, dass sich in diesem Jahr bereits viele Leute bei der AOK gemeldet haben, um wieder den Rosenmontagszug zu erleben.“ Nach den Erfahrungen aus den letzten beiden Jahren ist dies für Felix allerdings auch keine große Überraschung: „Man kann fünf Stunden lang komplett abschalten und das normale Leben genießen. Die Leute fühlen sich wohl, weil sie bestens betreut werden.“

Und den interessanten Schilderungen der Kommentatoren lauschen können. Einer von ihnen ist Frank Breuers, dessen „Heimat“ normalerweise auch die ESPRIT arena ist. Aber auch im Karneval hat er im Rahmen des letztjährigen Rosenmontagszugs erste Erfahrungen gesammelt. „Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht“, erinnert er sich an 2015. „Für mich ist eine gute Vorbereitung sehr wichtig. Um möglichst viele Einzelheiten zu schildern, muss ich genau wissen, was vor allem die Mottowagen aussagen wollen und von welcher Karnevalsgesellschaft diese sind.“ Nur bei einem Gefährt muss er nicht lange blättern: „Aber der Fortuna-Wagen fährt ja nur einmal vorbei.“

Insgesamt bietet die Tribüne Platz für 50 Rollstuhlfahrer, 20 blinde und sehbehinderte Menschen, sowie für 100 weitere Personen. „Im vergangenen Jahr war die Tribüne komplett voll und die Menschen mit Handicap feierten jeck“, betont Jürgen Vogt von der AOK. „Unsere Gäste kommen aus der ganzen Republik.“ Prinz Hanno I. begrüßt das Angebot sehr: „Alle Menschen – ob mit oder ohne Behinderung – sollen ein Recht haben, am Rosenmontagszug teilzuhaben.“

Wenn Fortunas blinde und sehbehinderte Anhänger das jecke Treiben verfolgen, liegt hinter ihnen und der Mannschaft bereits das erste Heimspiel im neuen Kalenderjahr gegen den 1.FC Heidenheim. Während das Team von Cheftrainer Marco Kurz sich auf diese Partie und die Rest-Rückrunde vorbereitet, erlebten Stefan Felix und Co. eine andere Sportart hautnah: Mit dem Mannschaftsbus machten sich 17 blinde und sehbehinderte Fans auf den Weg nach Willingen, um dort dem Skisprung-Weltcup beizuwohnen.

Wieder als Kommentator mit dabei: Frank Breuers, der schon seit über 20 Jahren das Willinger Presseteam unterstützt. Gemeinsam mit seinem Kollegen Andrey Myrokis schilderte er diesmal keine Zweikämpfe, Pässe oder Schüsse, sondern das Verhalten der Springer am Schanzentisch und in der Luft sowie die Auswirkungen der Weiten und Noten auf das Gesamtklassement. Trotz des ungewohnten Terrains machten sie einen tollen Job, wie Felix, der selbst seit seinem 18. Lebensjahr eine Sehbehinderung hat: „Den Beiden gelingt es wirklich sehr gut, die Dinge bildlich darzustellen.“

Dies wird Breuers dann sicherlich auch wieder am 8. Februar gelingen, wenn die Karnevalswagen und die Fußgruppen an ihm vorüberziehen und er den blinden und sehbehinderten Besuchern gemeinsam mit Karnevalsexperte Robby Stürtzer ein unvergessliches Rosenmontags-Erlebnis beschert…