01.04.2009 | 1. Mannschaft

Der "Ado", der wird 70

Schiedsrichterbetreuer Karl-Heinz Adomat "rundet"

Man braucht ihn nicht zu sehen, seine unverwechselbare Stimme eilt ihm naturgemäß voraus. Denn wenn Karl-Heinz Adomat sich zu Wort meldet, ertönt ein basso profondo, der locker bei Lee Marvins "Wanderin’ star" mithalten würde. Dass der agile Pensionär, der für Fortunas Schiedsrichterbetreuung verantwortlich zeichnet, am Donnerstag sein 70. Wiegenfest begeht, sieht man ihm kein bisschen an. Sport hält jung - und so möge es noch lange bleiben. Die rot-weiße Familie gratuliert ihm an dieser Stelle ganz herzlich - auf viele weitere Jahre der Gesundheit, des Glücks und inniglicher Verbundenheit zur Fortuna.

 

Eigentlich ist er Schiedsrichter. Wie viele Spiele er gepfiffen hat, kann er allerdings nicht mehr sagen. Denn es sind dreieinhalb Jahrzehnte vergangen, seit Karl-Heinz Adomat, der in Solingen geboren wurde und bei Henkel in der Produktion gearbeitet hatte, seine Prüfung als Schiedsrichter abgelegt hat. Lange Zeit pfiff er in der Region Düsseldorf und Solingen - von der Jugend bis in die "alte" Landesliga, was seinerzeit der 5. Klasse entsprach. Doch an seine erste Begegnung kann er sich noch erinnern: Es war eine C-Junioren-Partie zwischen dem SV Weyer (heute VfB Solingen) und Union Ohligs. Es folgten viele Partien auf den unterschiedlichsten Plätzen in Meisterschaft, Pokal oder aus Freundschaft, mit teils schönen, teils weniger erfreulichen Begebenheiten. "Ich habe seinerzeit eine Begegnung mit Manfred Knoch, dem späteren Vorsitzenden der Spruchkammer im Fußballkreis Solingen, zwischen dem Rheydter SV und Kleve 63 in der Verbandsliga gepfiffen. Das war, vorsichtig ausgedrückt, nicht sonderlich angenehm, und wir waren beide froh, dass unser Auto ein gutes Stück weit weg vom Stadion stand." Ein typisches Phänomen? Gewiss nicht, sagt Adomat, denn das genaue Gegenteil von diesem Ausnahmeerlebnis, wie er es herausstreicht, stellte die Atmosphäre beim Ballsportverein 04 aus Derendorf dar. "Beim BV 04 wurde man stets freundlich empfangen, und egal wie das Spiel gelaufen war, man hörte anschließend nie ein böses Wort."

Zur Fortuna stieß Adomat im Jahr 1986, als Ex-Vizepräsident Werner Fassbender ihn angesprochen hatte. Adomat sollte die Schiedsrichter-Abteilung aufbauen und dafür Sorge tragen, die vom Verband vorgeschriebene Anzahl an Unparteiischen bei den Flingeranern zu vereinen. Was ihm gelang und inzwischen von Olaf Oberkalkofen als seinem Nachfolger weitergeführt wird. "Ado" würde möglicherweise sogar heute noch pfeifen, doch ein Bandscheibenvorfall vor einigen Jahren zwang ihn, kürzer zu treten. Doch der Platz auf dem Platz fehlt ihm spürbar. Aber er fügt sich diesem Umstand und sieht inzwischen ein, "dass es nun einmal nicht mehr geht. Ich musste einfach auf meinen Körper hören und auf meine Gesundheit achten."

 

Vielleicht machte es ihm das Ende seiner aktiven Zeit leichter, dass er - inzwischen immerhin seit gut einem Jahrzehnt - bei den Rot-Weißen auch die Spieltagsbetreuung der Unparteiischen bei den Meisterschaftsspielen übernommen hat. "Karl-Heinz Klein war mein Vorgänger, der einen ganz hervorragenden Ruf als Betreuer der Schiedsrichter genoss. Er wurde allerdings später Schiedsrichter-Obmann, seine Zeit wurde immer knapper, und inzwischen ist er in hoher Position beim FVN angelangt." Einige Zeit nach Kleins Ausscheiden hat Adomat das Amt übernommen - auf Ansprache vom heutigen Geschäftsführer Paul Jäger.

 

Viel erlebt hat er - auf und neben dem Platz. Viele Gesichter gesehen, viele Charaktere kennen und schätzen gelernt. Und wer waren die beeindruckendsten Persönlichkeiten, die Adomat bislang bei einem Spiel in seiner Obhut hatte? Wie aus der Pistole geschossen antwortet der Jubilar: "Menschlich als auch sportlich Florian Meyer und Lutz Wagner von der jüngeren Generation. Und von der alten Garde Dieter Pauly aus Rheydt, ein Pfundskerl, mit dem ich auch heute noch Kontakt habe."
Und wer ist ihm in weniger guter Erinnerung geblieben? Karl-Heinz Adomat lächelt, schweigt einen Augenblick und sagt schließlich: "Es ist eine Frage des Anstandes, diese Frage nicht zu beantworten." Auch wenn ihn das Geschehen auf dem Platz nicht kalt lässt, da es schließlich um "seine" Fortuna geht, sei er stets um Neutralität bemüht. Dies sei eine Frage des Prinzips. "Man muss die Schiedsrichter schützen. Vielleicht hatte der Kollege einfach einen schlechten Tag, als er bei uns angetreten ist." Das ist typisch "Ado", der pauschale Kritik an den Männern in Schwarz nicht gerne sieht, Kritik von Rängen mitunter für überzogen hält und zumeist Verständnis für die Referees zeigt. "In jedem Stadion herrscht die gleiche Situation: Zwei Gruppen, die jeweils zu einer Mannschaft halten. Dazwischen der Schiedsrichter. Da kann man nur in seltenen Fällen ein Freund des Publikums werden." Es sei denn, man begegnete jemandem wie dem im vergangenen Jahr verstorbenen "Schiedsrichterfan" Gotthard Dikty, mit dem Adomat sein bestes Auskommen fand. "Er war eine große Hilfe, weil er die Männer an der Pfeife genauestens zu charakterisieren wusste. Er war ein ganz feiner Kerl, den ich sehr vermisse."

 

Der "Ado", der ist jetzt 70 - eine Grenze, an der man ans Aufhören denkt? Adomat schüttelt den Kopf: "Es macht mir immer noch großen Spaß, auch wenn dies eine ehrenamtliche Aufgabe ist." Wenn man ihn etwas besser kennt, weiß man, dass er es als Fan des Vereins und als Liebhaber des Fußballs ernst meint. Und man kann nur hoffen, dass einer wie Karl-Heinz Adomat so schnell nicht abtreten wird.

 

Das skurrilste Erlebnis widerfuhr Adomat im Übrigen erst vor ein paar Jahren, als er seinen ersten und einzigen Auftritt in der 3. Liga hatte. Die Auswärtsbegegnung der Fortuna mit dem FSV Salmrohr in der Saison 1999/2000 musste seinerzeit bereits wegen schlechter Platzverhältnisse abgesagt werden, und die Fans aus der Landeshauptstadt waren zum zweiten Mal in die Südeifel, in die Nähe von Trier gereist. Das Spiel war an jenem Herbsttag kaum angepfiffen, als eine Verletzung für eine längere Pause sorgte: Doch nicht etwa ein Spieler sorgte für diese Unterbrechung, sondern der Schiedsrichter, der sich wegen eines Muskelfaserrisses auswechseln lassen musste. Über Stadionlautsprecher wurde händeringend nach einem Ersatzmann gesucht - und in Karl-Heinz Adomat gefunden, der an diesem Tag als Assistent an der Seitenlinie einsprang. Das 1:1 war sicherlich kein herausragendes Ergebnis aus Sicht der Rot-Weißen, doch beide Mannschaften als auch die Medien attestierten anschließend zumindest dem Mann an der Linie eine gute Leistung. Auch eine Erinnerung, die man immer wieder und gerne mit Karl-Heinz Adomat verbinden wird.

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