Das kleine Pflänzchen gießen
Chefcoach Norbert Meier vor dem Spiel gegen Alemannia Aachen
Am Montagabend bestreitet die Mannschaft von Chefcoach Norbert Meier das letzte Pflichtspiel des 7. Spieltages der 2. Bundesliga. In der ESPRIT arena wird der TSV Alemannia Aachen erwartet - ein traditionsreiches Derby also, das mehr als 30.000 Fußballfans anzuziehen verspricht. Außer auf der Torhüter-Position kann Meier dabei fast aus dem Vollen schöpfen und seine Bestbesetzung aufs Feld schicken.
Ein sichtlich entspannter Norbert Meier begrüßte die versammelten Medienvertreter bereits am Freitag zur turnusgemäßen Pressekonferenz vor dem anstehenden Heimspiel gegen den Tabellen-Zwölften aus der Kaiserstadt. "Es handelt sich um ein Westderby wie gegen den MSV Duisburg. In solchen Spielen steckt immer Brisanz, das macht es ja so interessant." Ältere Fortuna-Fans dürften diese Einschätzung teilen, denkt man an die packenden Begegnungen gegen Alemannia Aachen in der Saison 93/94, als die Flingeraner den damaligen direkten Konkurrenten um den Aufstieg in die 2. Bundesliga in zwei dramatischen Spielen in die Schranken verweisen konnte.
Der oberste Übungsleiter der Rot-Weißen konnte bis zuletzt auf alle 24 Feldspieler zurückgreifen (Meier: "Ein Luxus, den man nur selten hat."), so dass er Kai Schwertfeger und Kozo Yuki sogar zur Zwoten für deren Pflichtspiel in Mannheim abstellte. Leichte Sorgen bereiteten ihm unter der Woche lediglich seine beiden etatmäßigen Schlussleute. Während Michael Melka verletzungsbedingt immer noch nicht zum Einsatz kommen kann, plagte auch die Nummer 2, die in dieser Spielzeit zumindest von den Einsatzzeiten zur Nummer 1 avanciert ist, Michael Ratajczak, nach einem Magen-Darm-Virus zuletzt eine Erkältung. Doch schon nach dem Training am Sonntagabend war klar: "Rata" wird spielen. Für den schlimmsten Fall ist die Fortuna dabei weiterhin gewappnet, denn Maximilian Schulze Niehues aus dem Regionalligateam steht als Ersatz zur Verfügung.
Lediglich Marcel Gaus musste sich knapp 24 Stunden vor der Partie abmelden, da er während des Trainings im Arena-Sportpark einen Schlag auf den Fuß erhalten hatte.
Sieben Feldspieler werden also dem Kader noch weichen und am Montagabend neben Gaus auf der Tribüne Platz nehmen müssen. Dort werden sie jedoch in bester Gesellschaft sein, rund 24 000 Karten sind bisher an den Fan gebracht worden, ca. 3 500 gingen dabei an den Gegner aus der Stadt am Dreiländereck. Mit noch dem einen oder anderen weiteren verkauften Ticket, darf sich der Zweitliga-Aufsteiger sicherlich auf eine lautstarke Unterstützung von etwa 30 000 Anhängern freuen.
Die Alemannia aus Aachen wird ihrerseits am Montag aber kaum bereit sein, Gastgeschenke zu verteilen. Norbert Meier hob vor allen Dingen die gute Organisation und die Leidenschaft der Schwarz-Gelben auf dem Platz mit einem gut bestückten Kader hervor - und sieht beim kommenden Gegner positive Signale - nicht nur wegen des Trainerwechsels: "Das Spiel gegen 1860, das wir beobachtet haben, zeigte eine aggressive, eine forsche Alemannia. Und auch lange verletzte Spieler sind wieder zurück, da ist Veränderung zu spüren." Außerdem stehen wichtige Spieler wie Polenz, Herzig und Demai dem Team wieder zur Verfügung - ein Umstand, der dem neu an der Seitenlinie stehenden Coach Michael Krüger, der vor wenigen Tagen das Amt des beurlaubten Jürgen Seebergers übernahm, durchaus gefallen dürfte.
Zusätzlich haben die Aachener, die noch vor zwei Jahren in der 1. Bundesliga beheimatet waren, im Gegensatz zur Fortuna höhere Saisonziele, die immer noch erreicht werden wollen. Daher fordert Meier, seine Mannschaft auf müsse dem Platz in allen Bereichen gut organisiert sein und große Leidenschaft zeigen, denn "dann spielen wir auch guten Fußball und unsere Fans haben Spaß." Er erwarte ein Spiel, "wo sich ein Besuch für die Fans ganz sicher lohnen wird."
Auch wenn die Fortuna in der heimischen ESPRIT arena noch unbesiegt ist und die Alemannia auf fremden Plätzen noch auf den ersten dreifachen Punktgewinn warten muss, sind die Vorzeichen bei diesem Derby also keineswegs eindeutig. Bei einem Sieg könnte die Fortuna ihr Punktekonto auf 13 Zähler hoch schrauben und so fordert Norbert Meier: "Das kleine Pflänzchen gießen, so dass alle Leute weiter Spaß haben!" Dem würde wohl kein Fortuna-Fan widersprechen wollen.