02.09.2024 | Traditionsmannschaft

Marathon für Atli Eðvaldsson

Fortuna-Fan Andreas Turnsek lief in der Heimat von Fortunas Ex-Torjäger

Mit Ísak Jóhannesson und Valgeir Lunddal Friðriksson, die in dieser Woche auf Länderspielreise unterwegs sind, sind derzeit zwei Isländer im Kader der Fortuna. Einer ihrer Vorgänger war Atli Eðvaldsson, der von 1981 bis 1985 für die Rot-Weißen die Schuhe schnürte. In Gedenken an den 2019 verstorbenen ehemaligen Torjäger der Fortunen lief F95-Fan Andreas Turnsek einen Marathon in Reykjavik und schildert im Erfahrungsbericht seine Eindrücke.

Der Plan, einen Marathon in Reykjavik zu laufen, war schon länger gefasst. Im Vorfeld des fünften Jahrestages von Atlis Tod, kam dann der große Wunsch auf, mit dem Marathon an Atli Eðvaldsson zu erinnern – für ihn, für seine Familie, Fans und für alle Menschen in Island, die ihn so ins Herz geschlossen haben.

Fortunas Ehrenmitglied Benno Beiroth war so nett, mir auf meinen Wunsch hin, das aktuelle Fortuna-Trikot „offiziell“ mit Atlis Namen versehen zu lassen. Ich ließ noch ein Bild Atlis im 80er-Jahre-Fortuna-Trikot darauf drucken und ein Zitat von Atli (auf Englisch, damit es in Island gelesen werden kann). Es ist ein Satz, den Atli mir kurz vor seinem Tod schrieb: „Du verlierst nicht durch eine Niederlage. Du verlierst, wenn Du aufgibst.“

Ein typischer Satz für ihn – und Ansporn genug für mich, die 42,1 km durch Islands Hauptstadt zu Ende zu bringen.

Eine sehr emotionale und isländische Reise
Wenige Stunden nach der Landung brach erneut eine Erdspalte auf, die Lava spuckte, eine riesige Rauchwolke hing seitdem am Horizont Reykjaviks. Während meine letzten Trainingseinheiten im schwül-heißen rheinischen Sommer stattfanden und es in Düsseldorf am Marathon-Tag (24.8.) 32 Grad waren, zeigte das Thermometer in Island 7 Grad an – dazu Sturmböen.

Doch das alles war vergessen, als es an den Start zur Jubiläumsausgabe des Marathons ging (Nummer 40). Schon vor dem Startschuss legten mir Menschen die Hand auf die Schulter und sagten danke, dass jemand an „ihren Atli“ denkt. Unterwegs wurde ich immer wieder auf das „In-Memoriam-Atli“-Trikot angesprochen. Alle schienen auch fünf Jahre nach seinem Tod immer noch geradezu „beseelt“ von ihm gewesen zu sein. So wurde ich – trotz Wikinger-Wetter und vielen Anstiegen kurz vor Kilometer 42 – geradezu ins Ziel getragen von dieser Sympathie für Atli (mit unter diesen Umständen noch passablen 4 Stunden und 9 Minuten).

Überwältigende Anteilnahme an der Aktion „Run for Atli“
Der Isländische Fußball-Verband hat einen Facebook-Post dazu veröffentlicht und wünschte mir Glück. Der staatliche Rundfunksender lud mich mit Trikot vor dem Marathon zum langen Interview ein. Die größte Zeitung Islands brachte die Geschichte am Tag des Rennens. Noch am Tag der Ankunft wurde aus dem abendlichen Zeitungsinterview ein stundenlanger Austausch zu Atli mit dem Sport-Reporter. Meine wichtigste Botschaft bei den Interviews war, dass Atli auch in Deutschland, vor allem in Düsseldorf, unvergessen bleibt. Und zwar nicht nur als großartiger Fußballer und einfühlsamer Fußball-Lehrer, sondern vor allem als außergewöhnlich herzlicher und buchstäblich guter Mensch. Ich erzählte den Journalisten, dass immer, wenn Atlis Name in Düsseldorf fällt, zwar auch seine legendäre Spielweise und sein berühmtes 5-Tore-Spiel gegen Eintracht Frankfurt am 4. Juni 1983 zur Sprache kommen – aber immer erst ein Lächeln im Gesicht der Menschen erscheint. 

Es gab nach dem Marathon ein herzliches Wiedersehen mit seiner Tochter Sif, gebürtige Düsseldorferin, die gerade ihre Karriere im National-Team beendet hat. Die Zeit reichte gar nicht, um sich gemeinsam an ihren Vater zu erinnern. Sie schenkte meiner Frau Stephanie und mir das Trikot ihres letzten Einsatzes für Island.

Atlis Schwester Anna schrieb mir warmherzig zur Marathon-Aktion, genauso Atlis Tochter Sara, die im Osten der Insel lebt. Mit Sif waren wir dann noch vor der Abreise beim Erstliga-Heimspiel von Stjarnan. Bei diesem Verein spielt ihr Bruder Emil als umjubelter Mittelstürmer (sein Bruder Egill ist Physiotherapeut des Teams).

Nach dem 2:0-Sieg warteten wir ab, bis eine große Traube von Fans all ihre Autogramme von Atlis Sohn bekommen hatten. Dann gab es ein emotionales Wiedersehen mit Emil, dem man anmerkte, was ihm sein Vater bedeutet hat und was ihm das Andenken an ihn noch bedeutet.

Atlis Heimat ist faszinierend. Wir haben Lava gesehen und Wale, Wind und Wetter – aber das Schönste war das Wiedersehen mit seiner warmherzigen (und durch und durch fußball-verrückten) Familie und das Beeindruckendste, wie sehr sein ganzes Land Atli Eðvaldsson für immer ins Herz geschlossen hat.

bundesliga.de

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