15.11.2010 | Verein

In memoriam Stanislaus Kobierski

Der Meisterspieler von 1933 wäre heute 100 Jahre alt geworden

Sein Name steht zweifellos auf einer Stufe mit Paul Janes, Georg "Schorsch" Hochgesang, Ernst Albrecht, Willy Pesch, Jakob "Knöd" Bender oder Felix Zwolanowski. Auf dem Platz verkörperte Kobierski all das, was einen geschmeidigen Linksaußen auszeichnet. Er war schnell, dribbelstark und ein guter Flankengeber. Der "Tau", wie er von allen nur gerufen wurde, war somit einer der besten Linksaußen der 1930er Jahre, deutscher Nationalspieler und vor allem Mitglied von Fortunas Meistermannschaft 1933. Damit erlebte und prägte Kobierski die Glanzzeit der Rot-Weißen.

Am 15. November 1910 wurde Stanislaus Kobierski in Küppersteg geboren. Dort begann er auch mit dem Fußball. Bis 1929 spielte er für den SC Schwarz-Weiß 06 Düsseldorf, bevor er für ein Jahr zur TuRU ging. Von dort wechselte er im jungen Alter von knapp 20 Jahren - gemeinsam mit seinem ehemaligen Mitspieler Paul Janes aus Küppersteg - an den Flinger Broich, was sich für die Fortuna zu einem wahren Glücksfall entwickeln sollte. Denn Kobierski war mit den eingangs bereits erwähnten Meisterspielern von 1933, Janes und Albrecht, einer der ersten Nationalspieler der Flingeraner überhaupt. Außerdem gehören Kobierski und Janes zu den sieben Düsseldorfer "Eigengewächsen", die bei einer Fußball-Weltmeisterschaft zum Einsatz kamen. Damit belegt die NRW-Landeshauptstadt bundesweit den fünften Platz hinter Gelsenkirchen (13), Berlin (11), München (9) und Hamburg (8).

 

Kobierski brachte es von 1931 bis 1941 immerhin auf 26 Länderspiele und erzielte dabei 9 Treffer. Auf sein Konto geht das allererste Tor einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei einer WM überhaupt. 1934 bei der Endrunde in Italien (1930 hatte der DFB auf eine Teilnahme in Uruguay verzichtet) erzielte er im Spiel gegen Belgien in der 26. Spielminute das 1:0 - der Endstand lautete 5:2. Am Ende des Turniers wurde Deutschland Dritter durch einen 3:2-Erfolg über Österreich.

 

Bei der Fortuna war Kobierski längst zu einem Leistungsträger geworden und erlebte mit den Rot-Weißen am 11. Juni 1933 im Müngersdorfer Stadion in Köln den Höhepunkt seiner Fußballer-Karriere. Im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft wurde der FC Schalke 04 (u. a. mit Fritz Szepan, Ernst Kuzorra und Otto Tibulski) durch Treffer von Zwolanowski, Mehl und Hochgesang mit 3:0 besiegt. Die Stärke der Düsseldorfer lag vor allem in ihrem spielerischen Potenzial. Trainer Heinz Körner hatte aus Straßenfußballern aus Flingern sowie einigen Neuzugängen ein starkes Kollektiv geformt. Mit einer nie zuvor (und danach auch nie wieder erreichten) Torbilanz von 19:0 Treffern in den Endrundenspielen wurde die Fortuna der erste Deutscher Meister aus Westdeutschland.

 

Drei Jahre später erlebte Kobierski das zweite Finale mit der Fortuna - und die Tragik einer Verlängerung beim Fußball... Im Berliner Poststadion unterlagen die Düsseldorfer dem 1.FC Nürnberg am 21. Juni 1936 äußerst unglücklich mit 1:2. Die frühe Führung der Rheinländer in der dritten Minute durch Josef Nachtigall konnten die Franken noch vor der Pause ausgleichen - 1:1. Im zweiten Durchgang spielte nur eine Mannschaft, nämlich die in den roten Hosen und Stutzen sowie dem F95-Emblem auf den weißen T-Shirts. Doch es ging in die Verlängerung. Auch da wollte kein weiterer Treffer fallen, als in der 120. Spielminute der Stadionsprecher bereits die Ansetzung des Wiederholungsspiels bekannt gab. Dann landete ein Verzweiflungsschuss der Nürnberger aus 30 Metern unhaltbar in den Maschen des Düsseldorfer Tores - Aus.

 

Im Jahr darauf sollte ein weiterer Rückschlag für die Fortuna und "Tau" Kobierski folgen - diesmal im Endspiel des Tschammer-Pokals, dem Vorläufer des heutigen DFB-Pokals. Wieder hieß der Gegner FC Schalke 04 und erneut war das Müngersdorfer Stadion in Köln der Austragungsort. Diesmal behielten jedoch die "Knappen" mit 2:1 die Oberhand. Paul Janes gelang lediglich kurz vor Schluss mit einem verwandelten Handelfmeter der Ehrentreffer.

 

Während des Zweiten Weltkrieges kam Kobierski in russische Gefangenschaft und kehrte erst 1949 wieder in seine Heimat zurück. Danach startete er mit knapp 40 Jahren noch ein Comeback, doch nach nur vier Spielen zwang ihn eine Verletzung zur Beendigung seiner Karriere. Anschließend führte er eine Lotto- und Totoannahmestelle in Derendorf.

Am 18. November 1972 - nur drei Tage nach seinem 62. Geburtstag - verstarb Kobierski in Düsseldorf.

 

Der Verein Fortuna Düsseldorf wird Stanislaus "Tau" Kobierski stets ein ehrendes Andenken bewahren.

bundesliga.de

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