Leiden und Leidenschaft
Fortuna gastiert auf der "Bielefelder Alm"
Das zweite Auswärts- und vierte Freitagabendspiel in Folge bestreiten die Flingeraner bei Tabellenschlusslicht DSC Arminia Bielefeld (Schüco-Arena, 18 Uhr). Für beide Teams geht es um wichtige Punkte im Abstiegskampf.
Der DSC Arminia hält im deutschen Profifußball einen fragwürdigen Rekord. Mit insgesamt 14 Auf - oder Abstiegen zählen die Ostwestfalen gemeinsam mit dem 1. FC Nürnberg und dem FC St. Pauli zu den bekanntesten "Fahrstuhlmannschaften" in der Fußballrepublik.
Bei Betrachtung der Ligazugehörigkeit seit 1963 kann man die bewegte Geschichte des 1905 gegründeten Bielefelder Traditionsvereins - mit vielen Höhen und mindestens ebenso vielen Tiefen - nur teilweise erahnen. Ärzte würden bei diesem Anblick von einem nicht stabilen Zustand sprechen. Nach vielen Jahren zwischen der 1. und 2. Bundesliga belegten die Arminen Anfang der Achtziger zwei Mal in Folge den achten Platz in der Fußball-Bundesliga - gleichzeitig der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. In den Folgejahren wurden die Ostwestfalen bis in die Oberliga Westfalen durchgereicht und der Verein stand zu dieser Zeit kurz vor dem ersten Herzinfarkt. Die Arminia verbrachte daraufhin zwischen 1988 und 1994 sieben Spielzeiten auf der Intensivstation "Oberliga", um anschließend mit zurückgekehrten Kräften einen fulminanten Durchmarsch in die 1. Bundesliga hinzulegen. Daraufhin ergab sich für die treuen Arminia-Fans wieder das altbekannte Spiel. Kaum in die Beletage aufgestiegen, dauerte es nicht lange, bis die Bielefelder wieder den Weg in die Zweitklassigkeit antreten mussten. Aktuell befindet sich die der "Patient" DSC Arminia Bielefeld erneut in einer kritischen Phase.
Vor der laufenden Saison 2010/11 fand bei der Mannschaft mit den Vereinsfarben Schwarz, Weiß und Blau ein großer Umbruch statt. 13 Abgänge, darunter so gestandene Zweitligaspieler wie Oliver Kirch, Andre Mijatovic und Giovanni Federico, verließen den Verein und wurden größtenteils durch junge Spieler aus unteren Spielklassen oder dem Jugendbereich ersetzt. Die neu formierte Arminia-Mannschaft unter Trainer Christian Ziege konnte die Erwartungen mit nur einem Sieg aus elf Spielen nicht erfüllen. Die Verantwortlichen des Bielefelder Traditionsvereins zogen daraufhin die Notbremse und stellten den ehemaligen Arminia-Spieler Ewald Lienen als neuen Mann an der Seitenlinie vor. Der 57-jährige Fußballlehrer konnte beim 2:1-Sieg vor zwei Wochen gegen den VfL Osnabrück gleich einen gelungenen Einstand feiern.
Für das Spiel gegen die Fortuna stehen dem Arminia-Coach mit Arne Feick (Bänderriss) und Markus Bollmann (Bluterguss) mit großer Wahrscheinlichkeit zwei absolute Hoffnungsträger wieder zur Verfügung. Zudem entpuppten sich die bei Baldo di Gregorio im Spiel gegen Oberhausen (0:3) aufgetretenen muskulären Probleme nach einer gründlichen Untersuchung nur als Verhärtung.
Zwei Arminen dürften gegen Fortuna besonders motiviert sein. Sebastian Heidinger und Collin Quaner trugen in ihrer Karriere bereits das Trikot mit den rot-weißen Farben. Heidinger, der drei Spielzeiten in der Landeshauptstadt kickte (62 Einsätze, sechs Tore), zählt zu den Leistungsträgern im Kader der Ostwestfalen und kam in dieser Saison bereits elf Mal zum Einsatz. Mit zwei Toren ist er zusammen mit Routinier Oliver Neuville der Top-Torjäger. Für Collin Quaner, der in Düsseldorf geboren wurde und bei Fortuna alle Jugendmannschaften durchlief, ist Bielefeld die erste Station als Fußballprofi. Der 1,91 m große Stürmer stand unter dem neuen Arminia-Coach Ewald Lienen zuletzt zweimal in der Startformation und zeigte dabei ansprechende Leistungen.