Oberliga Nordrhein: Die Saison 2003/2004 in der Statistik
Velberter Verzicht, Fortunas Fanschar und Bonner Trainer-Karussell
Düsseldorf (MSPW). Eigentlich hatte Fortuna Düsseldorf das Double angestrebt. Den Gewinn der Meisterschaft in der Fußball-Oberliga Nordrhein und ein Sieg im Niederrhein-Pokalfinale. Doch in der Liga musste die Mannschaft von Trainer Massimo Morales nach nur einem Sieg aus den letzten fünf Partien der punktgleichen SSVg. Velbert (je 71 Zähler) auf Grund des besseren Torverhältnisses den Vortritt lassen. Und das Pokalfinale in Krefeld ging gegen Regionalligist Rot-Weiss Essen 0:2 verloren.
Dass an der "längsten Theke der Welt" am Saisonende die Stimmung trotzdem groß war, lag an zwei Aspekten, die die Fortuna allerdings nicht beeinflussen konnte. Erstens: Oberliga-Meister SSVg. Velbert hatte sowohl aus finanziellen Gründen, als auch auf Grund des damaligen 13-Punkte-Rückstands auf die Düsseldorfer am Stichtag 1. März keine Regionalliga-Lizenz beim Deutschen Fußball-Bund beantragt - Fortuna stieg deswegen als Vizemeister auf! Zweitens: Niederrhein-Pokalsieger RWE schaffte den Aufstieg in die 2. Liga - Fortuna nimmt deswegen ebenso wie Essen an der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals teil!
Unangefochtene Nummer eins war Fortuna Düsseldorf jedoch in der Zuschauer-Statistik. 89.805 Fans wollten die 17 Heimspiele im Paul Janes-Stadion sehen (Schnitt pro Partie: 4.800). Besonders eindrucksvoll: An den 28 bestbesuchten Spielen in dieser Saison war immer der Ex-Bundesligist beteiligt. Gern gesehen waren die Morales-Mannen, weil ihnen stets zahlreiche Fans folgten. Da die Fortuna die Kassen klingen ließ, bedienten sich die Düsseldorfer dafür reichlich vom Punkte-Konto in der Fremde. Mit 37 Zählern stellen die "Kö-Kicker" die stärkste Auswärtself.
Ebensfalls sehr erfolgreich außerhalb der "eigenen vier Wände" waren die Amateure von Borussia Mönchengladbach (34 Auswärtspunkte), die SSVg. Velbert (33), der bestplatzierte Aufsteiger PSI Yurdumspor (27) und der SV Adler Osterfeld (26). Nur wenig Glück in der Fremde hatten stattdessen Absteiger Ratingen 04/19 (14 Punkte), der ETB Schwarz-Weiß Essen, Borussia Freialdenhoven und der Bonner SC (je 13) sowie das abgeschlagene Tabellenschlusslicht SSG Bergisch Gladbach (4).
Die "Rote Laterne" hatte seit dem 12. Spieltag in Bergisch Gladbach gebrannt. Kein Wunder! War der Aufsteiger am Ende doch nicht nur die Mannschaft mit den wenigsten Punkten (21), sondern auch die Elf mit den wenigsten Siegen (6), den wenigsten Unentschieden (3) und den wenigsten Toren (30). Dafür hatte die Truppe von Trainer Uli Bartsch die meisten Niederlagen (25) und die meisten Gegentore (76) kassiert.
Eine kuriose Bilanz weist Borussia Freialdenhoven auf. Mit 70 Toren stellt der Tabellenvierzehnte nach Velbert, Düsseldorf und den Amateuren von Bayer 04 Leverkusen (je 72 Treffer) die viertbeste Offensive der Liga. Mit dem 8:2 gegen Borussia Wuppertal und dem 7:1 in Bergisch Gladbach erzielte Freialdenhoven sowohl den höchsten Heimsieg, als auch den höchsten Auswärtssieg der Saison. Doch damit nicht genug!
Auch an den drei torreichsten Partien der Saison war die Truppe von Trainer Rob Hutting beteiligt: 3:6-Niederlage in Leverkusen, der Heimsieg gegen Wuppertal (8:2) und der 6:4-Heimerfolg gegen die Mönchengladbacher Amateure. Dabei gelang Freialdenhoven das Kunststück, einen 0:4-Pausenrückstand umzudrehen!
In der Heimspiel-Statistik rangieren die Grenzstädter dennoch nur auf Platz neun mit 24 Zählern. Beste Heimelf war die SSVg. Velbert (38) vor Leverkusen A (37), Düsseldorf (34) und Wuppertal (31). Freundliche Gastgeber waren andererseits die beiden Absteiger SCB Viktoria Köln und Bergisch Gladbach (je 17 Heimzähler), Union Solingen (20), Absteiger Ratingen (21), der Bonner SC, Fortuna Köln und der 1. FC Kleve (je 23).
Insgesamt fielen in den 306 ausgetragenen Begegnungen (letzte Saison nur 272 wegen des Insolvenzverfahrens des Rheydter SV) 935 Tore (letzte Saison 811). Im Vergleich zur vorletzten Spielzeit 2001/2002, als ebenfalls 306 Partien gespielt wurden, sank der Schnitt von 3,19 auf 3,06 Treffern pro Begegnung. Die meisten Tore (204) wurden zwischen der 76. und 90. Minute erzielt (21,82 Prozent), während in der Anfangsviertelstunde (98) am schlechtesten getroffen wurde (10,48). 57,25 Prozent aller "Buden" wurden in der zweiten Halbzeit markiert.
Zum zweiten Mal in Folge stellt Borussia Wuppertal den Torschützen-König der Oberliga Nordrhein. Auf Holger Gaißmayer, der in der letzten Saison 22 Mal traf, folgte Krzysztof Benedyk, der es auf 21 Saisontore brachte. Der Pole wird in der nächsten Saison für den 1. FC Kleve auf Torejagd gehen, bei dem er den Weggang von Stürmer Sascha Brouwer auffangen soll, der gemeinsam mit Ahmed Sieah (Bonner SC) mit 20 "Hütten" auf Rang zwei der Schützenliste landete. Ebenfalls treffsicher: Anderson Faluyi (PSI Yurdumspor/15 Tore) und Michael Kruskopf (Freialdenhoven/14).
Ungebrochen blieb der Zuschauer-Boom in der Oberliga Nordrhein. Nach 171.403 Besuchern (Saison 2001/2002) und 249.970 Fans (2002/2003) pilgerten in dieser Spielzeit 308.082 Fußball-Freunde in die Stadien. Der Schnitt wurde seit 2002 von 560 über 890 auf 1.007 Zuschauer pro Partie gesteigert.
Neben Zuschauer-Krösus Fortuna Düsseldorf, der seine Gesamtzahl von 59.750 Fans aus der letzten Saison auf 89.805 verbesserte, waren der Aufsteiger 1. FC Kleve (insgesamt 36.500) und der 1. FC Union Solingen (30.600) die Menschen-Magneten. Kein Wunder, dass das Spiel zwischen Solingen und Düsseldorf mit 9.000 Fans das bestbesuchte in dieser Saison war.
Mit dem 1. FC Bocholt (16.620), Viktoria Köln (12.350), Ratingen (11.600), Bayer Leverkusen A (11.515), Fortuna Köln (10.803) und Bergisch Gladbach (10.503) durchbrachen gleich sechs weitere Vereine die Zehntausender-Schallmauer. Nicht zuletzt dank der reisefreudigen Düsseldorfer Anhängerschaft! Schlusslichter in der Besucher-Statistik sind Bonn (7.470), Freialdenhoven (8.327), Essen (8.410), Yurdumspor (8.541) und Osterfeld (8.512).
Bei 25 Partien mehr als in der Vorsaison zückten die Schiedsrichter auch mehr Rote und Gelb-Rote Karten. Gab es 2002/2003 genau 134 Hinausstellung (50 Rote/84 Ampelkarten), mussten diesmal 140 Spieler vorzeitig unter die Dusche (50/84). Sehr erfreulich ist diese Zahl im Vergleich zur Saison 2001/2002, als ebenfalls 306 Spiele ausgetragen und dabei 185 Spieler (78 Rote und 107 Ampelkarten) vorzeitig duschen geschickt wurden.
Besonders ruppig ging es wie schon in der letzten Saison unter dem Kölner Dom zu. 13 Platzverweise (7 Rote/6 Gelb-Rote) gab es für den SCB Viktoria, zwölf (5/7) für die Fortuna und zehn (2/8) Hinausstellungen für Aufsteiger PSI Yurdumspor Köln. Besonders traurig: Viktorias Spielertrainer flog gleich vier Mal vom Feld, sah eine Rote und drei Ampelkarten. Friedlich und gesittet ging es stattdessen beim 1. FC Bocholt (1/2), in Ratingen (1/4), in Mönchengladbach (1/4), und Velbert (2/3) zur Sache.
Während insgesamt nur fünf Vereine im Laufe der Saison den Trainer wechselten, ging es beim genaueren Hinschauen beim Bonner SC richtig zur Sache. Sechs (!) verschiedene Trainer saßen beim BSC auf der Bank, ehe sich der Club aus der ehemaligen Bundeshauptstadt am letzte Spieltag unter dem Niederländer Danny Hoekman den Klassenerhalt sicherte. Zuvor waren Gino Lettieri, dessen Bruder Giani Lettieri, Reinhold Höck, Mario Kentschke und Günter Borr erfolglos geblieben.
Die weiteren Trainerwechsel erfolgten bei Borussia Freialdenhoven (Rob Hutting für Heinz Otten), beim GFC Düren (Gerd Kehrberg für Wilfried Hannes), beim ETB Schwarz-Weiß Essen (Klaus Täuber für Frank Benatelli) und bei Viktoria Köln (Spielertrainer Daniel Janssen für Präsident Winfried Pütz, der nach dem Rücktritt von Matthias Hönerbach verantwortlich war).