Toni-Turek-Haus offiziell eingeweiht
Fortuna Düsseldorf huldigt dem Weltmeister von 1954
In Erinnerung an Ex-Fortunen und Weltmeister von 1954 Anton „Toni“ Turek wurde am Donnerstagmittag die Geschäftsstelle der Fortuna im Rahmen einer Feierstunde offiziell als „Toni-Turek-Haus“ eingeweiht. Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers und Fortunas Vorstandsvorsitzender Peter Frymuth enthüllten zusammen mit Familienangehörigen des ehemaligen Torhüters symbolisch den neuen Schriftzug an der Gebäudefassade am Flinger Broich.
Die Geschäftsstelle der Fortuna trägt bereits seit dem 18. Januar 2012 den Namen des ehemaligen Rot-Weißen und Weltmeister von 1954, der an diesem Tag sein 93. Lebensjahr vollendet hätte. Nun ist auch der Schriftzug „Toni-Turek-Haus“ deutlich sichtbar an dem Gebäude zu sehen.
Oberbürgermeister Dirk Elbers: „Hier am Flinger Broich ist es bereits gute Tradition, durch die Namensgebung der sportlichen Heimstätten an die sportlichen Vorbilder und Aushängeschilder zu erinnern. Somit steht das Toni-Turek-Haus unmittelbar neben dem Paul Janes Stadion genau an der richtigen Stelle. Für diese Würdigung des Sportlers und Menschen Toni Turek spreche ich Fortuna Düsseldorf meinen besonderen Dank aus."
„Wir freuen uns sehr, dass wir durch diese Umbenennung unserer bewegenden Vereinstradition erneut die entsprechende Bedeutung beimessen. Die Heimat am Flinger Broich und die Historie der Fortuna sind eng verbunden mit dem Namen Toni Turek“, so Fortunas Vorstandsvorsitzender Peter Frymuth.
Auch der Sohn des Weltmeisters, Hans-Jürgen Turek, der an der Feierstunde krankheitsbedingt leider nicht persönlich teilnehmen konnte, freut sich über die Umbenennung: „Das ist eine schöne Würdigung, die mein Vater dadurch erfährt. Es ist wirklich toll, dass die Fortuna das umgesetzt hat.“
Das war Anton „Toni“ Turek“:
Toni Turek, gelernter Bäcker, spielte als Kind beim Duisburger Sportclub und wechselte von seinem Stammverein Duisburg 1900 über die Süd-Oberligisten Eintracht Frankfurt und SSV Ulm zur Fortuna. Hier bestritt er 133 Partien in der Oberliga West. 1955 schloss er sich VfL Borussia Mönchengladbach an, wo er ein Jahr später seine Karriere beendete.
Erst 1950, mit 31 Jahren, hatte Turek seinen ersten Einsatz in der Nationalmannschaft - gegen die Schweiz - und dies, obwohl er bereits mit 16 Jahren im legendären Notizbuch von Sepp Herberger stand. Er ist damit bis heute ältester Debütant im DFB-Team auf der Position des Torhüters. Doch bedingt durch den 2. Weltkrieg und Fronteinsätze in Frankreich, Italien und Russland kam er erst so spät zu seinem ersten Länderspiel.
Turek galt als exzellenter Torhüter zu dessen wesentlichen Stärken eine sehr hohe Reaktionsschnelligkeit, mit der er gegnerische Stürmer zuweilen zur Verzweiflung zu bringen vermochte, Übersicht und stoische Ruhe gehörten. Letzteres ließ mitunter sogar Nationaltrainer Herberger die Haare raufen, denn Turek blieb zuweilen selbst bei Bällen, die nur Zentimeter den Kasten verfehlten, ungerührt auf der Torlinie stehen, weil er nach eigenen Angaben anhand der Körperhaltung seiner Gegenspieler die Balllaufbahn antizipieren konnte. Im DFB-Team kam er insgesamt auf 20 Einsätze - darunter die fünf wichtigen Spiele bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz, wo er im Übrigen als ältester Spieler des Turniers antrat.
Unvergessen ist bis heute nicht nur der 3:2-Sieg im Finale gegen Ungarn, sondern auch die Rundfunk-Reportage von Herbert Zimmermann, der im Endspiel eine Parade Tureks mit den denkwürdigen Worten zu kommentieren wusste: „Die ungarischen Verteidiger rücken an, heben den Ball in den deutschen Strafraum, da ist Hidegkuti - drei Meter vor dem deutschen Tor - Schuss! - Abgewehrt, abgewehrt zur Ecke! Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott!“ Selbst der damalige Bundespräsident Theodor Heuss wusste diese Worte später aufzugreifen und stellte fest, ein Gott sei Turek nicht gerade, aber ein guter Fußballspieler.
Seinen letzten Einsatz im deutschen Trikot bestritt er im Oktober 1954 - bei einer 1:3-Niederlage gegen Frankreich. Anschließend arbeitete er als Angestellter bei der Rheinischen Bahngesellschaft AG, denn Reichtümer konnten Fußballer in jenen Zeiten nicht anhäufen: Für den WM-Titel gab es gerade einmal 2.000 Mark. „Ich bedauere aber nicht, dass mir der Fußball nicht das ganz große Geld gebracht hat. Ich bin mir da mit Fritz Walter einig. Wir haben die schönere Zeit mitgemacht, hatten ein besseres kameradschaftliches Verhältnis untereinander als die Profis heute“, sagte Toni Turek einmal in den frühen 1980er Jahren.
In einer Zeit des Wiederaufbaus, in denen Länderspiele regelrechte Volksfeste waren und gleichzeitig Millionen gebannt an den Radios saßen, weil es kaum Fernseher gab und die Fahrten zu Auswärtsspielen purer Luxus gewesen wären, stand Turek für Bodenständigkeit, Zuverlässigkeit und Fleiß. Damit wurde er nicht nur bei der Fortuna zur Integrationsfigur.
Im Herbst 1973 erkrankte Turek an einer heimtückischen Krankheit in deren Folge er am 11. Mai 1984 verstarb. Er hinterließ seine Frau Wilhelmine, die unlängst verstorben ist, sowie seine beiden Kinder Hans-Jürgen und Ute.