14.04.2003 |

Im Interview: Marek Lesnaik

Er war immer ein Arbeiter. Deshalb liebten die Fans der Fortuna ihren Marek Lesniak. Mit nunmehr 39 Jahren gehört der gebürtige Pole eigentlich schon zum älteren Fußballer-Eisen, doch in seiner neuen Aufgabe als Spielertrainer bei der SSVg Velbert blüht Lesniak noch einmal auf. Und das - so sagt er selbst - wo seine Karriere langsam zu Ende geht. Bayer Leverkusen, Wattenscheid 09, 1860 München oder der KFC Uerdingen: Viele Stationen passierte er im Fußball-Oberhaus. 1997 wechselte er dann eine Liga tiefer zur Fortuna, wo er sich in nur zwei Spielzeiten in die Herzen der rot-weißen Fans spielte.

Mit "Fortuna Aktuell" sprach Lesniak über seine Vergangenheit im Fortuna-Trikot:

Fortuna Aktuell:
Herr Lesniak, es ist nun schon einige Jahre her, dass Sie das Trikot von Fortuna Düsseldorf trugen. Viele ehemalige Spieler sagen in Interviews oft, dass ihr Herz auch nach der Zeit in Düsseldorf immer noch für die Fortuna schlägt und sie sich gerne an die Zeit hier zurück erinnern. Ist das bei Ihnen auch so?

Marek Lesniak:
Natürlich habe ich auch schöne Erinnerungen an meine Zeit bei der Fortuna. Ich habe es auch nach meinem Weggang nie bereut in Düsseldorf gespielt zu haben. Was mir besonders gut in dieser Zeit gefallen hat war, dass ich von allen so herzlich aufgenommen worden bin.

 

Fortuna Aktuell:
Herzlich aufgenommen wurden sie aber doch auch in der vergangenen Saison, als sie in der Regionalliga Nord für Preußen Münster auf Torejagd gegangen sind. Als die Fortuna zu Gast war, wurden sie von den Fans sogar nach ihrer Auswechslung gefeiert...

Marek Lesniak:
Ja, das stimmt absolut. Das war ungelogen einer der schönsten Momente in meiner langen Fußballer-Karriere. Wo gibt es das schon, dass der gegnerische Stürmer, der Tore "gegen meinen eigenen Verein" erzielen will, so gefeiert wird?! Als ich ausgewechselt wurde und die Fortuna-Anhänger mich minutenlang gefeiert haben und ich "La Ola" mit ihnen gemacht habe, da standen mir richtig die Freuden-Tränen in den Augen. Das hatte ich noch nicht erlebt. Da lief auch mir eine richtige Gänsehaut über den Rücken.

 

Fortuna Aktuell:
Was ist in ihrem Gedächtnis hängen geblieben, wenn sie ihre Zeit bei der Fortuna noch einmal rein sportlich betrachten?

Marek Lesniak:
Große Erfolge konnten wir zugegebenermaßen damals nicht verzeichnen. In meinem ersten Jahr bei Fortuna konnten wir uns gerade eben noch retten und die Klasse halten. Das nächste Jahr war dann etwas grausamer. Ich habe mit der Mannschaft alles versucht, aber irgendwie hat es nicht geklappt.
Es gibt aber auch schöne Erinnerungen. Bei einem Spiel im Rheinstadion gegen den SV Meppen habe ich beispielsweise in der 90. oder 92. Minute noch den Siegtreffer geschossen. Da kannte der Jubel keine Grenzen mehr. In einer anderen Partie gegen Greuther Fürth ist mir mal ein richtig tolles Tor gelungen. Da habe ich nach einem Lauf über 60 Meter mit dem Ball am Fuß das 1:0 geschossen. Das Stadion stand danach Kopf. Oder auch das rheinische Derby gegen Köln. Da habe ich mal bei unserem 2:1-Sieg beide Tore gemacht. 25.000 Fortuna-Fans haben uns damals unter Flutlicht bejubelt. Das sind sehr schöne Erinnerungen, die mir geblieben sind.

 

Fortuna Aktuell:
Sie sprechen das Rheinstadion an. Das ist ja nun Vergangenheit. Sind sie darüber traurig?

Marek Lesniak:
Irgendwie natürlich schon. Schließlich gab es halt auch einige schöne Momente für mich mit Fortuna im Rheinstadion. So viel ich weiß, herrscht am Flinger Broich aber auch eine tolle Stimmung. Das Stadion hier soll sogar noch mehr Atmosphäre haben. Heute denke ich sogar: Wenn Fortuna damals schon im Paul Janes Stadion gespielt hätte, wären wir vielleicht nicht abgestiegen...
Aber im Rheinstadion mit mindestens 20.000 Zuschauern war es auch sehr schön. Das ging auch prima. Das Stadion war auch irgendwie Kult bei den Fans. Trotzdem war in meinen Augen der Gang zurück an den Flinger Broich der richtige Schritt.

 

Fortuna Aktuell:
Woran liegt es ihrer Meinung nach, dass die Fortuna-Fans Sie immer noch so positiv in Erinnerung haben?

Marek Lesniak:
Ich habe mich nie als Star aufgeführt und immer gearbeitet. Und den Fans war ein Arbeiter immer lieber, als ein Star. Die Anhänger haben das nicht vergessen und deshalb haben sie mich augenscheinlich in guter Erinnerung behalten.
Die, die Fortuna seit Jahren unterstützen und immer ins Stadion gehen, sind doch nicht doof. Die sehen, welcher Spieler wirklich Gas gibt und welcher nicht. Die guten Spieler und Kämpfertypen, die sich für Fortuna eingesetzt und aufgerieben haben, werden die Fans nie vergessen. Selbst dann, wenn sie in der nächsten Saison bei einem anderen Verein, beim Gegner spielen.
Schön war es auch vergangenen Samstag in Köln. Ich war zur Spielbeobachtung zwischen Fortuna Köln und Fortuna Düsseldorf. Da haben mich auch viele Fans erkannt und angesprochen. Wir haben viel zusammen gelacht. Da geht deine Karriere zu Ende und trotzdem erinnern die Fans sich an dich, weil du was geleistet hast.

 

Fortuna Aktuell:
Ihr Tipp für das Spiel heute?

Marek Lesniak:
Grundsätzlich ist das heute für mich fast ein Spiel wie jedes andere in der Oberliga auch. Ich freue mich aber auf die Atmosphäre im Stadion. Wenn ich das Siegtor für uns schießen kann, will ich das auch gerne machen. Ein Punkt würde mir aber schon durchaus reichen.

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