03.03.2003 |

Nach roter Karte wie im Rausch... [1993]

Fortuna vs Schwarz Weiß Essen

Es ist noch gar nicht so lange her, da eröffnete Frank Schön mit seinem Treffer in der 90. Minute eine wahre Party der Fortuna-Anhänger am Uhlenkrug in Essen. Nach einem hart umkämpften Spiel, bei dem die rot-weißen schon früh den verletzten Augustine Fregene ersetzen mussten, verließen die Spieler aus der Landeshauptstadt den Rasen des ETB Schwarz-Weiß Essen nicht nur als Sieger. Einige von ihnen wurden sogar auf Händen getragen.

o auch Publikumsliebling Frank Mayer, der kurz nach der Pause ein wichtiges Tor für sein Team geköpft hatte. Den Sieg machte aber der bereits erwähnte Frank Schön perfekt. Nach einem Bilalovic-Freistoß hatte der Fortuna-Kapitän das Leder noch über die Linie des Gastgeber-Tores befördert. Der Jubel kannte keine Grenzen mehr. Die rund 2000 mitgereisten Fans feierten, als sei Fortuna aus der Oberliga aufgestiegen.

 

Ähnliche Szenen hatten sich schon einmal nach einem Spiel gegen die schwarz-weißen aus Essen abgespielt.


ZEITSPRUNG
Es war vor über neun Jahren, am 05. September 1993, als sich der ETB Schwarz-Weiß Essen und Fortuna Düsseldorf schon einmal in der Ruhrmetropole gegenüber standen. Zwar fand die Partie auch in der Oberliga statt, doch bedeutete das seinerzeit noch, dass beide Teams drittklassig spielten. Eine Regionalliga heutigen Zuschnitts war noch Zukunftsmusik.


Trainer der Fortuna war Aleksandar Ristic, der mit der Mannschaft noch einen unglaublichen Triumphzug antreten sollte: Von der Oberliga direkt in die erste Bundesliga.


Sorgen und Nöte gab es vor der Partie in Essen aber genug: Coach Ristic hatte bei seinem Mini-Kader von nur 16 Spielern gleich vier Ausfälle zu beklagen. Peter Rada war gesperrt und neben Darko Drazic, der an einer Muskelquetschung in der rechten Wade laborierte, fehlten auch noch Mario Block mit einem lädierten Knöchel und Carsten Kremer, den die Windpocken heimgesucht hatten. Auf der Bank saßen daher mit Majid Azzagudi, Markus Paslak und Bobo Petrovic (nicht verwandt oder verschwägert mit dem heutigen Coach unserer Mannschaft) drei Verbandsliga-Amateure. Das alles hinderte rund 4.000 Düsseldorfer Fans aber nicht daran in einer riesengroßen, rot-weißen Karawane in Richtung Essen zu ziehen. Überall im Essener Gruga-Gelände (Spielort war das Gruga-Stadion) mit rot-weißen Schals geschmückte Autos. Folge: Die Partie zwischen Schwarz-Weiß Essen und der Fortuna musste mit 19minütiger Verspätung angepfiffen werden. So lange dauerte es nämlich, bis sämtliche 7.000 Zuschauer einen Platz gefunden hatten. Die Fortuna belohnte ihre mitgereisten Fans und fegte die Gastgeber mit 6:1 vom Platz.


Nach der Verspätung ging alles ganz schnell. Andrzej Buncol brachte die Fortuna bereits in der zweiten Minute in Führung. Sein Linksschuss aus 16 Metern schlug unhaltbar für Schwarz-Weiß-Torwart Antczak neben dem rechten Pfosten ein.


Wie hatte Essens Trainer Detlef Pirsig vor der Partie zu den Chancen seiner Mannschaft noch gesagt? "Ich sage nur Buncol, Adler und Cyron. Was soll ich den drei Klasseleuten entgegensetzen?"
Völlig unverständlicherweise bekamen die Ex-Profis aus Düsseldorf das Spiel trotz des Blitzstarts lange Zeit nicht in den Griff, wirkten übernervös. So kam was kommen musste: Ralf Schiefelbein traf nach 22 Minuten für die Gastgeber zum Ausgleich. Harald Gärtner hatte den Ball unhaltbar für Keeper Georg Koch abgefälscht. Die spielentscheidende Szene dann in Minute 33. Essens Dirk Kremer holt Thomas Adler von hinten von den Beinen, Schiri Schuckart zeigt Rot. Adler revanchierte sich auf seine Weise. Nach einem 40-Meter-Traumpass von Sven Mollenhauer schießt er aus vollem Lauf zum 2:1 für die Fortuna ein. Das war auch gleichzeitig der Halbzeitstand.


Nach dem Pausentee ging’s dann aber Schlag auf Schlag. Der überragende Buncol hämmerte einen indirekten Freistoß aus zehn Metern zum 3:1 in die Maschen. Mollenhauer (63.) und Stapel (65.) brachten die Fortuna endgültig auf die Siegerstraße. Erneut Thomas Adler war es dann, der vier Minuten vor dem Ende mit seinem Tor zum 6:1 den Schlusspunkt setzte und die Fortuna an die Tabellenspitze schoss. Trainer Aleksandar Ristic stellte nach dem Spiel nur zufrieden fest: "Meine Mannschaft hat sich in einen Rausch gespielt." Ein schöner Rausch. Ganz ohne Nebenwirkungen. Vielleicht kann unsere Mannschaft auch heute an das Jahr 1993 und an das Spiel der Hinrunde anknüpfen, um auch am Flinger Broich einen Rausch zu entfachen. (CZ)

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