Mit engagierter Leistung zum Abschluss Charakter beweisen
Uwe Weidemann vor dem Saisonfinale gegen Gladbach
Die Saison 2006/2007 geht mit dem letzten Spieltag am 2. Juni zu Ende - für Fortunas aktuellen Regionalligakader bedeutet dies, noch einmal die Ärmel hochzukrempeln und sich gegen die bereits als Absteiger feststehende Zweitvertretung des VfL Borussia Mönchengladbach zu beweisen. Auch wenn es für die Flingeraner eigentlich um nichts mehr geht, erwartet Chefcoach Uwe Weidemann von seinen Schutzbefohlenen ein ordentliches Spiel, das einen angemessenen Ausklang einer eher weniger erfolgreich verlaufenen Spielzeit nach sich zöge.
Wenn Schiedsrichter Rainer Bippen aus Hamburg am Samstag ab 14 Uhr die Begegnung im Paul Janes-Stadion anpfeift, wird allerdings auch ein altbekanntes Problem neuerdings offensichtlich: Unter dem Eindruck der aktuellen Ausfälle innerhalb des Teams wird sich die Startelf fast von alleine aufstellen. Denn wie schon beim letzten Spiel müssen Markus Anfang und Oliver Barth passen, weil sie ihre Sperren aus dem HSV-Spiel weiter absitzen. Ein Quartett von Verletzten wird ebenfalls nicht im Kader stehen: Erdal Eraslan, Marcus Feinbier, Henri Heeren und David Krecidlo. Ob Denis Wolf (Schleimbeutel in Achillessehne) dazu beitragen kann, dass die Offensive die Bezeichnung "Sturm" zu Recht trägt, entscheidet sich erst kurzfristig. Und da die Zweite Mannschaft bereits seit 14 Tagen die Früchte ihrer Arbeit, den Aufstieg in die Oberliga, mit kontrolliertem Müßiggang genießen dürfen, stehen auch aus dieser Richtung keine Verstärkungen zur Verfügung. Selbst Dirk Böcker, dessen Einsatz in dieser Partie zur Diskussion stand, muss sich - auch unter dem Eindruck einer kurz zuvor verheilten Blessur - keiner weiteren Belastungsprobe unterziehen. Somit wird aller Voraussicht recht viel Platz auf der Reservebank vorherrschen.
Uwe Weidemann verlangt gewiss nicht zu viel, wenn er sagt: "Ich erwarte dennoch eine engagierte Leistung. Ich erwarte, dass diese Mannschaft ein letztes Mal Charakter beweist." Denn es werde, so die Einschätzung von Fortunas oberstem Übungsleiter, sicherlich keine große Kulisse am Flinger Broich zu erwarten sein, "doch die, die kommen, sind auch die Treuesten der Treuen und haben es mehr als verdient, ein vernünftiges Spiel zu sehen." Wobei sich Weidemann keinem großen Optimismus hingibt, mit einem einfachen Sieg eine insgesamt "verkorkste Rückrunde" wieder gut machen zu können.
Und vor den Gladbachern sollte man ohnehin gewarnt sein. Denn obwohl die "Fohlen" schon seit Monaten als sichere Absteiger gehandelt wurden, waren sie seit Mitte März in fünf Partien auf des Gegners Platz viermal siegreich - gegen Ahlen, Hamburg II, Wilhelmshaven und Hertha II - und erreichten in Emden ein Unentschieden. Somit gelten sie mittlerweile als Auswärtsschreck, der ganz nebenbei zuhause auch noch Holstein Kiel mit einem spektakulären 6:1 wegzufegen vermochte. Daher will Weidemann auch die taktische Marschrichtung, die bei allen Reserveteams der Bundesligisten gilt, bedingungslos gegen die Niederrheiner umgesetzt sehen: "Man muss ihnen den Spaß am Spiel nehmen, indem man aggressiv in die Zweikämpfe geht und den Ball fordert." Gegen HSV II sei dies gelungen, auch wenn "viele Nickligkeiten" den Spielverlauf bestimmten. "Am Samstag wird dies anders aussehen, da ich davon ausgehe, dass die Gladbacher Fußball spielen wollen."
Weidemann unterstrich dabei auch, dass er selbst von denjenigen eine tadellose Leistung erwarte, die den Verein verlassen werden. Denn unterdessen laufen die Kaderplanungen für die neue Saison auf Hochtouren. Wolf Werner, Geschäftsführer Sport der Fortunen, hatte in den vergangenen Tagen etliche Gespräch mit Spielern geführt - und es werden wohl noch einige folgen.
Die Neuverpflichtungen, die am Vortag bekannt gegeben wurden, seien schon länger im Focus gewesen. Wichtig für die Fortschreibung der Verhandlungen und den Abschluss der Verträge war letztlich der Sieg gegen den HSV gewesen. Weidemann schätzt die Neuen als Akteure, "die hungrig auf Erfolg sind", ohne konkret auf deren Qualitäten im Einzelnen einzugehen. Begründung: Das noch anstehende Spiel genieße eine größere Priorität.
Nach dem letzten Schlusspfiff wird die Mannschaft im Übrigen noch zu einem gemeinsamen Abendessen zusammentreffen. Dort werden auch die Spieler, die die Fortuna verlassen, verabschiedet. Am Sonntagmorgen kommt es dann zu einer letzten Zusammenkunft in alter Besetzung, bevor die Akteure einen relativ kurzen Urlaub antreten, der am 27. Juni mit dem wenig geliebten Laktattest endet. Ein Aktiv-Urlaub wird es alleine deshalb, weil die Pulsuhr ein treuer Begleiter in den etwas mehr als drei Wochen sein wird, "damit die Jungs nicht nur auf der faulen Haut liegen und sie beim plötzlichen Trainingsauftakt nicht all zu überrascht sind." Sicherlich kein schlechtes Ansinnen angesichts der zu erwartenden schweren Qualifikationssaison 2007/2008.