Im Derby hatte TuRU Düsseldorf die Nase vorn
Oberligist schlägt die Fortuna mit 3:1
Echte Volksfeststimmung herrschte am Mittwochabend auf der Oberbilker Sportanlage des Gastgebers TuRU Düsseldorf, denn zu Gast war kein geringer als der vermeintlich große Nachbar aus Flingern, die Fortuna, mit ihrem Regionalligateam. Ein Treffen zweier Teams, die seit Ewigkeiten das Fußball-Geschäft der Landeshauptstadt bestimmen. Und ebenso seit Ewigkeiten kein Spiel mehr gegeneinander ausgetragen hatten - auch nicht während einer Saisonvorbereitung. Am Ende mussten sich die Flingeraner mit 1:3 (0:1) geschlagen geben - und verloren mit Ivan Pusic einen wichtigen Spieler.
Es waren gut 1.500 Zuschauer, wie der Stadionsprecher der Hausherren in der zweiten Halbzeit annoncierte, die schon vor dem Match von der Organisation und den schon legendären Cevapcici vom Grill, die über die Jahre mittlerweile weit über die Grenzen Düsseldorfs hinaus an Berühmtheit erlangt haben, schwärmten. Wenn man denn welche bekam. Dass allerdings 15 Minuten nach Anpfiff immer noch Fußball-Begeisterte in der Schlange standen und um Einlass begehrten, wäre bei manch anderen Verein gewiss als grobes Manko herausgestrichen worden.
Doch das Sportliche dieses Abends war ohnehin interessanter, wenn nicht sogar brisanter. Denn kaum einer der Zuschauer hatte ernsthaft damit gerechnet, dass die "kleine" TuRU die Fortuna besiegen könnte. Und ihrer Rolle als Favoriten wurden die Rot-Weißen in den ersten gut 20 Minuten der Partie auch tatsächlich gerecht. Der Regionalligist begann engagiert und entwickelte durchaus sehenswerte Möglichkeiten. So in der 19. Spielminute als David Krecidlo Markus Anfang anspielte und dieser direkt auf Neuzugang Christian Erwig weiterleitete. Doch leider ging dessen Schussversuch ebenso über das Tor von TuRU-Keeper Agen, wie einige Minuten später ein Kopfball des Ex-Schalkers. Was in den folgenden knapp 70 Minuten folgte, fand Cheftrainer Uwe Weidemann dann alles andere als erbaulich: "Nach dem Gegentor war alles weg, was wir uns vorgenommen hatten. Alles, was wir in den letzten Tagen richtig gemacht haben, haben wir heute falsch gemacht." Das besagte Gegentor zum 1:0 fiel in Minute 27 und - wie so oft - sollte einmal mehr ein ehemaliger Fortune seinen alten Arbeitgeber zu ärgern wissen. Die Bilker befanden sich im Angriff als der Ball, einer Flipperkugel gleich, gegen diverse Schienenbeine der Fortuna-Abwehr prallte und zurückrollte, bis nach einem etwas beherzteren Schuss von Andreas Gensler ein ziemlich verdutzt drein schauender Michael Ratajczak im Kasten der Fortuna das Rund nur noch an sich vorbei über die Torlinie trudeln sah.
Die Halbzeitpause war wohl von einer etwas lauteren Ansprache Uwe Weidemanns gekennzeichnet, auch wenn ein komplett ausgewechseltes Team, in dem Andreas Lambertz Henri Heeren als Kapitän folgte, auf dem Platz stand. Geholfen hatte allerdings auch dies nicht viel. Zwar merkte man das Bemühen der Gäste, als beispielsweise ein Ball von Ivan Pusic nur knapp den Kasten verfehlte. Oder auch als Sebastian Heidinger sich in der 51. über die linke Seite durchkämpfte, aber aus spitzem Winkel nur den Außenpfosten traf. Da hatte es allerdings schon 0:2 gestanden, weil zwei Minuten zuvor der mittlerweile im Tor stehende Michael Melka chancenlos war, als Florian Greve seinen Freistoß aus gut 24 Metern so präzise ins linke obere Eck, dass man den Schuss ohne Übertreibung als unhaltbar werten durfte.
Bitter aus Sicht der Flingeraner: Ivan Pusic musste in der 63. Minute den Platz verlassen, nachdem er sich nach eigenen Angaben "das Knie verdreht" hatte. Eine genaue Untersuchung am Donnerstagmorgen wird Aufschluss über Art und Umfang der Schädigung geben. Sein Platz blieb unbesetzt, denn der auf der Auswechselbank sitzende Bekim Kastrati sollte weiterhin geschont werden, da leichte muskuläre Probleme bekanntlich schnell schlimmere Folgen nach sich ziehen können. In der Folgezeit plätscherte das Spiel vor sich hin, auch wenn beide Teams um Spielaufbau bemüht waren. Zwar kam die Fortuna in Unterzahl nach tollem Zuspiel des gut agierenden Oliver Hampel durch einen Treffer von Marco Christ noch zum 1:2-Anschlusstreffer in der Nachspielzeit, doch im direkten Gegenzug sicherte David Podlas mit dem 3:1 den nicht durchaus gerechten Sieg für die TuRU. Der Erste im Übrigen seit über 79 Jahren. Die "Turn- und Rasensport Union" besiegte an jenem Sonntagnachmittag des 17.06.1928 den "Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna von 1895 e.V." mit 3:1, wie Fortuna-Vereinsarchivar Marco Langer herauszufinden vermochte.
"Ich will das Spiel zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung nicht überbewerten", sagte Uwe Weidemann nach dem Spiel, doch wer den Trainer kennt, weiß, dass in der Bemerkung "aber es war halt ein Derby, das wir ebenso gerne gewonnen hätten." die eigentliche Wahrheit liegt.
Am Samstag folgt die Partie gegen VfL Bochum II in Recklinghausen, bevor das Spitzenspiel der Vorbereitung ins Haus steht: Am kommenden Mittwoch, im Paul Janes-Stadion ab 20 Uhr, gegen Galatasaray SK Istanbul. (jf)
TuRU Düsseldorf
Agen - Sesterhenn (63. Wanneck), Willems, Skrobisch, Greve - Alasan (63. Schulz-Winge), Seiter (63. Gashi), Weiß (63. Uzunay), Gensler - A yranci (46. Podlas), Lopez-Torres (63. Palac)
Fortuna Düsseldorf
1. Halbzeit
Ratajczak - Krecidlo, Cakir, Langeneke, Heeren - Costa, Anfang, Cebe, Klimczok - Erwig, Lawarée
2. Halbzeit
Melka - Asaeda, Palikuca, Eraslan, Hergesell - Christ, Lambertz, Hampel, Zivic - Pusic (63. verletzt ausgeschieden), Heidinger
Schiedsrichter
Oliver Post (Düsseldorf)
Zuschauer
1500
Tore
1:0 Gensler (27.), 2:0 Greve (50.), 2:1 Christ (90.+2), 3:1 Podlas (90.+3)