Es hat sich kein Schlendrian eingeschlichen
Uwe Weidemann vor dem Spiel in Magdeburg
Am Samstag wird Fortuna ab 14 Uhr zu Gast sein beim 1. FC Magdeburg - einem Verein mit ebenfalls traditionsreichen Vergangenheit. Drei DDR-Meistertitel und 1974 der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger - jene Trophäe, die fünf Jahre später den Rheinländern vorenthalten bleiben sollte - stehen in der Erfolgsbilanz des Clubs aus der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts. Erst zum fünften Mal treffen beide Mannschaften in einem Meisterschaftsspiel aufeinander. Dabei ist die Bilanz ausgeglichen: Während beide Teams je einmal gewannen, stehen dem in den beiden übrigen Begegnungen unentschiedene Ergebnisse gegenüber.
An das letzte, Ende März dieses Jahres, werden sich viele noch sehr gut erinnern: Damals hatten die Flingeraner bei den heimstarken Magdeburgern noch zur Pause mit 2:0 vorne gelegen, ehe zwei Gegentreffer für den Endstand sorgten. Nicht wenige mutmaßen bis heute, dass dies der Mannschaft einen Genickschlag gab, von der sie sich in der Saison 2006/2007 nurmehr schwerlich zu erholen vermochte. Zur Saison-Halbzeit noch auf einem Aufstiegsplatz mussten die Rot-Weißen am Ende noch bangen Blickes auf die Abstiegsränge schauen.
Da sieht die momentane Situation bei den Flingeraner doch wesentlich erfreulicher aus. Nach acht Spielen hat das Team von Chefcoach Weidemann noch keinen einzigen Gegentreffer hinnehmen müssen, ist folglich niederlagenfrei und Tabellenführer. So ist es schon richtig einzuordnen, dass die Mannen um Kapitän Henri Heeren ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt haben, ohne dass dies als Überheblichkeit ausgelegt werden könnte. "Es hat sich kein Schlendrian eingeschlichen. Die Jungs arbeiten sehr konzentriert und natürlich haben sie den Ehrgeiz, dass die Null weiter stehen bleibt", hat der oberste Übungsleiter festgestellt.
Uwe Weidemann gibt sich aber keinen Illusionen hin, was die Ausgangslage vor dem Spiel in der Börde angeht: "Es ist doch klar, dass die ganze Liga nur darauf wartet, dass wir endlich ein Gegentor kassieren." Um zu präzisieren, dass dies insbesondere im Bergischen bei Verfolger Wuppertaler SV Borussia mit größter Genugtuung zur Kenntnis genommen würde. Die Frage sei eben nur, wann ein solches Tor falle und wie sein Team darauf reagieren werde. In der Tat eine neue Situation für ihn, als auch die Akteure auf dem Platz. Also ist das Rezept für eine erfolgreiche Mission im Osten der Republik sehr einfach: "Auch bei einem Gegentor gilt: Wir müssen mindestens genauso viele oder ein Tor mehr schießen." Keine neue, keine tiefe Erkenntnis, aber eine, die mindestens einen Punkt bringen würde. Was bei den bekanntermaßen heimstarken Magdeburgern schon als Erfolg zu werten wäre. Zuletzt verloren sie zwar in Oberhausen, doch bis dahin zeigte, nach einer Auftaktniederlage bei der Zweitvertretung von Werder Bremen, der Weg ganz klar nach oben. Und zuhause sind die Blau-Weißen bislang ungeschlagen. Entsprechend optimistisch äußerst sich Trainer Dirk Heyne in der Stadionzeitung des FCM: "Ich bin mir sicher, dass wir mit unseren tollen Fans im Rücken für eine große Überraschung sorgen werden."
Personell wird die Fortuna mit dem gleichen Kader antreten wie im Heimspiel gegen den SC Verl. Zwar plagt Andreas Lambertz eine Erkältung, doch ist sein direkter sportlicher Vorgesetzter optimistisch, dass er spielen kann. Da ärgert es Weidemann schon mehr, dass das Narbengewebe von David Krecidlo nach erfolgreichem Abschluss seiner Reha-Maßnahmen wieder aufgebrochen ist und er erneut pausieren muss. "Man kann sich vorstellen, was gerade in dem Jungen vorgeht." Die, die einsatzfähig sind, und nicht berücksichtigt sind für einen Einsatz im neunten Regionalligaspiel der Flingeraner, werden einmal mehr in der Reserve zum Einsatz kommen können: Ken Asaeda, Erdal Eraslan, Marek Klimczok, Adrian Spier und Tomislav Zivic.
Auch wenn dieser mitfährt wird Olivier de Cock, letzter Neuzugang der Fortunen mit internationaler Erfahrung, auch morgen nicht zwingend mit einem Einsatz rechnen dürfen. "Er ist Profi und weiß, dass er sich seine Chance erarbeiten muss." Er habe sich gut integriert und mache einen sehr positiven Eindruck - so wie alle anderen auch, die momentan nicht zur Stammformation gehören. "Jeder ist heiß auf seinen Einsatz - und entsprechend engagiert sehen die Leistungen auf dem Platz aus. Ich habe derzeit wirklich wenig zu meckern, denn alle, aber auch wirklich alle ziehen sehr gut mit." Dies könnte auch in Hinblick auf die noch lange Saison von entscheidender Bedeutung sein. Denn in früheren Spielzeiten waren Verletzungen und Sperren nicht selten die Ursache für zumindest temporäre Einbrüche.
Zur Taktik wollte sich Uwe Weidemann einmal mehr nicht en detail äußern: Es sei gut denkbar, dass ein ähnliches System wie in Dresden gespielt werde. Um sogleich nachzuschieben - und zugleich das zuvor Gesagte aufzuheben: "Oder auch mit zwei Spitzen."
Wichtig werde sein, dass man gegen die Magdeburger vor allen Dingen in den Standards sehr aufmerksam begegnet. Im Umkehrschluss bedeute dies, dass sich die Rot-Weißen keine "dummen Fouls am 16er erlauben dürfen", sondern eine engagierte und konzentrierte Leistung gefragt sein wird.
Seine persönliche Bilanz - in Magdeburg wird er zum 100. Mal bei einem Meisterschaftsspiel auf der Trainerbank sitzen - will Uwe Weidemann nicht überbewertet sehen. "Sicher bin ich ein bisschen stolz. Aber in erster Linie ist es das Team, das für eine erfolgreiche Umsetzung sorgt." Mit einem Schmunzeln ergänzte er dann aber doch: "Die Mannschaft wird schon alles dafür tun, dass wir auch auf der Heimreise eine gute Stimmung haben werden." Nicht nur dort würde die Laune bei einem entsprechenden Ergebnis recht positiv ausfallen.