24.11.2007 | 1. Mannschaft

Der Egon wird heut’ 60

Gratulation an Fußball-Idol Köhnen zum Geburtstag

Es gab schon einige herausragende Spieler bei Fortuna, die hießen Anton, Erich, Ernst, Fred, Gerd, Klaus, Matthes, Paul, Peter, Reiner, Stanislaus, Thomas oder Willy. Sie waren ganz große Akteure, auf die man noch heute stolz ist, weil sie irgendwann einmal das Trikot mit dem F95-Emblem getragen haben. Ein Personenkreis von gut einem Dutzend, bei denen jeder Fortuna-Fan bis heute ins Schwärmen gerät. Und dazu zählt auch der Mann, den sie immer nur "den Egon" genannt haben, weshalb "Köhnen" fast reflexartig folgt. Besagter "Egon" feiert heute seinen 60. Geburtstag. Fortuna gratuliert herzlich und wünscht alles erdenklich Gute. Und lässt die Geschichte dieses herausragenden Fußballers noch einmal Revue passieren.

 

"Der Egon" - das ist das Synonym schlechthin für einen eisenharten Abwehrspieler, der immer uneitel genug war, sich selbst in seinen fußballerischen Qualitäten als "Grobtechniker auf dem Platz" zu bezeichnen. Wenn man allerdings den Nachweis, mit dem Ball umgehen zu können, in fast 800 Spielen erbracht hat, dann ist dies kein Zufall und keinesfalls nur aufs "Grobe" zu reduzieren. Wie das Paradebeispiel seiner Karriere belegt: "Der Egon" mag zwar nur ein Dutzend Tore geschossen haben - in seiner aktiven Zeit war es schließlich für einen Verteidiger geradezu verpönt, den Marsch über die Mittellinie anzutreten. Doch mindestens einen Treffer landete er, der von enormer Tragweite war, denn er leitete, bei gutem Willen, letztlich den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte der Fortuna ein. Es war das goldene Tor des DFB-Pokal-Viertelfinalspiels am 26. Dezember 1977. Da ging es gegen Schalke und im Kasten stand Fortunas späterer Torwart-Trainer Enver Maric. "Der Egon" überwand "Mara", die Fortuna kam über den Sieg im Halbfinale gegen Duisburg ins Finale, verlor zwar gegen Köln, die aber gleichzeitig Deutscher Meister wurden, wodurch die Flingeraner in den Europapokal der Pokalsieger einzogen. Ein schicksalhaftes Spiel von Basel hätte es nie gegeben, wenn "der Egon" nicht getroffen hätte, in der 69. Minute dieses zweiten Weihnachtsfeiertages 1977.

Dabei war seine Fußball-Karriere gar nicht so eindeutig vorgezeichnet. Es hätte auch Handball oder Leichathletik werden können. Denn "der Egon" war von Grund auf ein sportbegeisterter Mensch, den es, in Schwanenberg/Erkelenz geboren, mit seiner Mutter irgendwann ins westfälische Versmold verschlagen hatte. Dort versuchten ihn Fortuna-Funktionäre, die auf ihn in der Sportschule Kaiserau bei einem Jugend-Nationalmannschafts-Training aufmerksam geworden waren, ausfindig zu machen. Die Legende berichtet von kärglichen Verhältnissen, die er in Düsseldorf antraf - doch der Wille zählte und der Ehrgeiz, den nur einer entwickelt, der sich für etwas entschieden hat und dann mit Leib und Seele umsetzen will.

Das war 1966, in Fortunas erstem Bundesligajahr. Sang- und klangloser Abstieg in die Zweitklassigkeit und triumphaler Aufstieg folgten. Dem folgte die beste Zeit der Vereinsgeschichte der letzten 35 Jahre: Noch unter Trainer Heinz Lucas gelang es der Mannschaft 1972/73 und 1973/74 jeweils einen 3. Platz in der Bundesliga zu erkämpfen. Die UEFA-Cup-Teilnahmen zeitigten keine herausragenden Ergebnisse, doch die Fortuna aus der Landeshauptstadt wurde plötzlich in ganz Europa wahrgenommen. Parallel dazu verlief allerdings auch die schwärzeste Zeit in der Karriere von "Egon". Denn im Oktober 1972 erlitt er eine schwere Verletzung auf dem Platz. Fast eineinhalb Jahre brauchte er, um wieder richtig auf die Beine zu kommen. Aufgeben?! Nein, das kam für "den Egon" nicht in Frage. Als er ab 1973/1974 wieder regelmäßig auf dem Platz stand, war dies auch zugleich die torreichste Zeit in seiner Bundesliga-Karriere mit sechs Treffern. Scheiterte man 1978 noch im Finale des DFB-Pokals, hielten "der Egon" und seine Kameraden gleich zweimal hintereinander, 1979 und 1980, die begehrte Trophäe in den Händen. Er stand natürlich auch in der legendären Elf von Basel, die sich anschickte, Europameister zu werden - und sich doch mit dem zweiten Platz begnügen musste. Doch auch daran, dass sich Fortuna Düsseldorf noch heute, da man in der Regionalliga spielt, auf Platz 16 der ewigen Bundesliga-Tabelle befindet, hat "der Egon" einen großen Anteil.

Seine Zeit bei der Fortuna endete für den gelernten Bankkaufmann 1981 unter Umständen, die nicht schön, die er aber nicht mehr für weiter erwähnenswert hält. Dem Verein ist er dennoch treu geblieben.

Gut 25 Jahre nach seinem letzten Spiel im Rheinstadion findet man beim "googlen" seinen Namen inzwischen über 1150-mal im Internet und er hat es sogar zu einem Eintrag bei Wikipedia gebracht. Wenn man "den Egon" so ansieht, so ist die Ähnlichkeit zu früher, da er noch aktiv spielte, frappierend. Der "breite Scheitel", inzwischen schlohweiß, ist auch heute noch signifikantes Merkmal von "Eeeeeeeegon", wie ihm bis heute der Schlachtenruf der Fortuna-Fans in den Ohren klingen dürfte. "Der Egon", der seit heute 60 Lenze zählt, geht zwar nicht mehr ganz so oft zu den Spielen "seines" Vereins, doch "sein" Verein ist die Fortuna stets geblieben. Er weiß um die Geschichte und damit um die Probleme, die die "launische Diva vom Rhein", wie es einmal Fortuna-Archivar Marco Langer in seinem Buch so treffend zu formulieren wusste. Bis heute ist er der Überzeugung, dass man bei Fortuna nach dem Europacup-Finale den Umbruch verpatzt hat. "Wir waren damals eine echte Größe in Deutschland, ja, in Europa. Doch von der Tradition kann man sich in der Gegenwart nichts kaufen." Statt auf Kontinuität zu setzen, habe man immer wieder neue Präsidien, neue Trainer und neue Spieler geholt. "Ein fortwährender Kreislauf, der nicht gut gehen konnte." Köhnen hat die Hoffnung allerdings immer noch nicht aufgegeben. Immerhin konnte man sich aus der Oberliga verabschieden und spielt oben mit in Liga drei. Dort, so weit unten, hat "der Egon" nie gespielt. Aber dennoch wird er weiter die Daumen drücken, damit Fortuna den Weg zurück in höhere Klassen findet. So wie heute, wo er mit den anderen Fortunafans mitfiebert, und 90 Minuten vergessen wird, dass es eigentlich ein ganz besonderer Tag für ihn ist. Aber so ist er halt, "der Egon". (tk)

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