23.11.2007 | 1. Mannschaft

Kader hat das Potential für die vorderen Plätze

Interview mit Wolf Werner vor dem Spiel gegen Erfurt

In unzähligen Spielen hatte er schon in der Bundesliga - bei Borussia Mönchengladbach - aber auch in der Regionalliga - mit Werder Bremen II und dem SV Wilhelmshaven - als Trainer fungiert. Am vergangenen Wochenende gab Wolf Werner, seit April Geschäftsführer Sport der Fortuna, nach der Beurlaubung des bisherigen Chefcoachs Uwe Weidemann, seinen Einstand an der Düsseldorfer Seitenlinie. Der Auftakt misslang zwar, aber damit teilt Werner das gleiche Schicksal wie viele seiner Vorgänger in der Vergangenheit, die in der Folgezeit noch wesentlich erfolgreicher operieren sollten. Wie er die aktuelle Lage bewertet und welche Maßnahmen unter der Woche ergriffen wurden, lässt er im Interview mit "Fortuna Aktuell" wissen.

Der Einstand in Babelsberg war - Ihren eigenen Worten zufolge - ein "Desaster". Wie sehen Sie dieses Spiel mit einigen Tagen Abstand?
Nachdem ich die Aufzeichnungen der Partie nochmals sehr genau studiert habe, muss ich feststellen, dass sich meine grundsätzliche Einschätzung nicht verändert hat. Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, wo wir es allerdings versäumt haben, aus drei ganz klaren Chancen ein Tor zu erzielen. Im Gegensatz dazu hatte unser Gegner nicht eine einzige Torszene in den ersten 45 Minuten zu verzeichnen. Ich habe in der Pause eindringlich darauf hingewiesen, dass es nach dem Seitenwechsel wieder beim Stande von 0:0 losgeht, dass der Gegner sich also durchaus anders und stärker präsentieren könnte und dieses Spiel keineswegs zu unseren Gunsten entschieden war. Spätestens als die Mannschaft nach dem frühen Gegentor ihre Ordnung aufgegeben hat, war für uns an diesem Tag nichts mehr zu gewinnen.

Woran lag das Ihrer Ansicht nach?
Die Mannschaft wollte nach dem Rückstand schnellstmöglich den Ausgleich erzielen. Sie wurde darüber hektisch und hatte nicht die nötige Geduld, die man in einer solchen Situation braucht. Dabei hatten wir in der 72. Minute eine Riesenchance zum Ausgleich, als der Torhüter gegen Christian Erwig super reagierte und Sebastian Heidinger den anschließenden Abpraller per Kopf gegen die Latte setzte. Dies hätte das Spiel möglicherweise anders verlaufen lassen. Alles in allem waren wir an diesem Tag nicht diszipliniert genug, geordnet und aggressiv auf den Ausgleich hinzuarbeiten, der bis zum 0:1 sicherlich mehr als verdient gewesen wäre.

Die Folgetore sind dann aus individuellen Fehlern entstanden...
Aus individuellen Ballverlusten weit in der Nähe der Mittellinie. Aber das Spiel der Babelsberger wurde auch extrem begünstigt durch das viel zu offensive Verhalten unserer Abwehrspieler. Wenn man alle drei Tore auf des Gegners Platz als Kontertore kassiert, dann muss jedem der Spieler bewusst sein, wie wenig clever wir uns im Abwehrbereich verhalten haben.

Sie haben dann versucht, noch mit Auswechslungen zu reagieren...
Auch an dieser Stelle war das Teamverständnis nicht ausgeprägt genug. Denn die Hereinnahme eines dritten Stürmers muss gleichzeitig für die Defensive ein Signal sein: Dass die Mannschaft dann noch offensiver ausgerichtet ist und sich jeder Abwehrspieler noch mehr auf seine Aufgaben, die ganz klar definiert sind, zu konzentrieren hat.

Nun gilt es heute gegen eines der Spitzenteams der Liga zu bestehen und am besten zu punkten...
Ich bin froh, dass wir heute mit Rot-Weiß Erfurt ein Spitzenteam der Regionalliga Nord zu Gast haben. Ich gehe davon aus, dass die Mannschaft daher mit der nötigen Konzentration und Aufmerksamkeit antreten wird. Ich bin auch sicher, dass es ein kollektives Fehlverhalten wie in der Begegnung beim SV Babelsberg nicht geben wird.

Wie war die Reaktion des Teams nach dem Spiel?
Das Ergebnis und die Spielweise haben unsere Akteure selbst sehr betroffen gemacht. Das hat für viel Gesprächsstoff untereinander gesorgt. Doch richtig erfasst haben sie die Tragweite, nämlich einstweilen die Rückkehr an die Tabellenspitze der Liga verpasst zu haben, erst nach drei oder vier Tagen.

Wie unter der Woche aufgebaut und motiviert?
In Trainingseinheiten mit kleinen Spielen habe ich versucht, der Mannschaft beim Überwinden ihrer Fehler zu helfen und Möglichkeiten aufgezeigt, wie man den Gegner mehr und effektiver unter Druck setzen kann. Der Teamgedanke muss noch mehr gestärkt werden. Die Mannschaft muss wieder als Einheit auftreten.

Erste Stimmen werden laut, die die Qualität der Mannschaft betreffen...
Unser Kader hat mit Gewissheit das Potential um die vorderen Plätze mitzuspielen. Allerdings fehlt uns - wie nicht erst im Spiel am letzten Wochenende zu beobachten war - der Killerinstinkt und Chancen eiskalt zu nutzen. Hieran müssen wir in jedem Fall noch sehr intensiv dran arbeiten.

Wie es sieht in personeller Hinsicht aus. Welche Spieler werden außer den Gesperrten in keinem Fall dabei sein?
Neben Adrian Spier, Ahmet Cebe und Robert Palikuca - die eben heute bzw. auch noch länger pausieren müssen - werden weiterhin Erdal Eraslan, Henri Heeren und Ivan Pusic nicht zur Verfügung stehen. Immerhin konnte Markus Anfang seit Mitte der Woche wieder ins Training mit der Mannschaft einsteigen.

Es haben sich viele Trainer beworben, war zu lesen. Doch eine andere Option wäre es, dass Sie nicht nur bis zur Winterpause den Platz an der Seitenlinie einnehmen werden...
Von meiner Seite her ist in diese Richtung nichts geplant. Ich bin zur Fortuna gekommen, um andere Aufgaben zu erfüllen.

Herr Werner, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen - nicht nur heute - viel Erfolg. (tk)

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