Respekt des Rekordmeisters und beste Werbung für Fortuna
Im Testspiel der Fortuna gegen den FC Bayern München ein 2:3
Fortuna Düsseldorf hat nach dem erfolgreich ausgespielten Stadtwerke Düsseldorf Wintercup am Samstag auch gegen den FC Bayern München ein mehr als respektables Ergebnis erreicht. Die Mannschaft von Chefcoach Norbert Meier unterlag zwar vor 31058 Zsuchauern am Dienstagabend gegen den deutschen Rekordmeister mit 2:3. Doch die Gastgeber konnten über weite Strecken des Spiels dem Gegner Paroli bieten und trugen so zu einem sehenswerten Spiel bei. Die Torschützen für Fortuna waren Christian Erwig und Olivier de Cock, während auf der Seite der Bayern Luca Toni und Jan Schlaudraff (2) erfolgreich waren.
Als ab 21.15 Uhr die Besucher die Düsseldorfer LTU arena verließen, waren alle in bester Stimmung. Und das bei diesem Endergebnis. Was aber kein wirklicher Widerspruch war, denn die Flingeraner hatten sich von niemand Geringerem als dem FC Bayern München schlagen lassen müssen - und zwar recht knapp. Mit dem Spielverlauf konnten alle beim Regionalligisten zufrieden sein: Trainer, Akteure und eben auch die Zuschauer, die in einem kurzweiligen Spiel mit sehenswerten Szenen fünf Tore gesehen hatten. Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld sprach anschließend von einem "sehr intensiven Spiel" Doch obwohl beide Mannschaften den nötigen Biss zeigten, ging es überwiegend fair zu.
Die Münchner Bayern waren um 17.30 Uhr zu ihrem vorletzten Test vor Wiederaufnahme der Rückrunde ohne die angeschlagenen Franck Ribéry (Oberschenkelverhärtung), Lukas Podolski und Michael Rensing (Rückenprobleme) in Düsseldorf-Lohausen gelandet und sogleich in die nahe gelegene LTU arena gefahren. Zum letzten Mal standen sie dort exakt 1099 Tage zuvor einer Mannschaft der Fortuna gegenüber - die sie 5:1 besiegten. Aus dem Fortuna-Team von damals standen heute nur noch Hamza Cakir und Andreas Lambertz auf dem Platz.
Dass die Bayern ihr Offensivspiel auch im Rheinland kultivieren würden, stand zu erwarten angesichts der Aufstellung mit den beiden Spitzen Miroslav Klose und Luca Toni. Doch auch die Elf um Kapitän Henri Heeren setzte die von Chefcoach Norbert Meier ausgegebene Direktive, offensiven Fußball spielen zu wollen, von der ersten Minute an eindrucksvoll um. So waren gerade einmal acht Minuten gespielt, als Ahmet Cebe auf Lambertz passte, dessen Schuss aber nur an den linken Pfosten ging und geklärt werden konnte.
Umgekehrt stand Melka mehrfach im Mittelpunkt des Geschehens - beispielsweise als er mit einer herausragenden Parade einen Schuss von Ottl zur Ecke klären konnte. Doch in der 33. Minute war auch der Zwei-Meter-Keeper machtlos und die Bayern gingen mit einer schnell vorgetragenen Ballstafette, bei der die Fortuna-Spieler einen Moment lang unaufmerksam zu sein schienen, mit 1:0 durch Toni in Führung. Der Ball war von Sosa über Klose zum Italiener gekommen, der keine Mühe hatte, die Kugel einzunetzen. Kaum hatte der Schiedsrichter wieder angepfiffen, war es Lucio, der mit einem gewaltigen Schuss den Ball ans Lattenkreuz knallte. Nun dachten nicht wenige, dass der FC Bayern kurzen Prozess mit den Fortunen machen würden.
Doch die Defensive stand überwiegend sicher und insbesondere Melka wusste sich einige Male auszuzeichnen. Wie in der 36., als er vor Toni rettete oder in der 41. nach einem Freistoß vor Klose. Gleichzeitig wusste sich die Abteilung Sturm und Drang auch einige Chancen zu erarbeiten, die aber leider zu keinem Tor führten, so dass es mit 0:1 in die Halbzeitpause ging.
Nach dem Seitenwechsel brachte Ottmar Hitzfeld nicht weniger als sieben neue Kräfte, doch auch Norbert Meier nutzte die offene Auswechselregelung für fünf Veränderungen gegenüber den ersten 45 Minuten. Luca Toni aber blieb - und sorgte insbesondere in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit für enormen Druck. Als er sich nicht selbst in die Torschützenliste eintragen konnte, bereitete er mit einem Steilpass in der 56. Minute das 2:0 durch den völlig frei stehenden Jan Schlaudraff vor, um zwei Minuten später beinahe noch das 3:0 zu erzielen, was jedoch Markus Anfang mit beherztem Einsatz zu verhindern wusste.
Ungeachtet dieses Rückstands zeigten sich bei den Fortunen keinerlei moralische Verschleißerscheinungen und man versuchte, offensiv gegenzusteuern - bspw. über Erwig in der 58. oder Heeren in der 61. Eben diese beiden sollten in der 69. Minute dafür mit dem ersten Erfolgserlebnis belohnt werden, denn Erwig erzielte den 1:2-Anschlusstreffer auf Vorlage seines Kapitäns. Euphorie kam nicht nur unter den Fortuna-Fans auf, als die Bayern die alte Fußball-Weisheit untermauerten, dass sich Tore besonders gut machen lassen, wenn der Gegner noch jubelt. Denn im direkten Konter und während Minute 71 nahm sich Schlaudraff erneut den Ball und hämmerte ihn aus ca. 12 Metern in die Maschen. Wiederum ohne Chance: Michael Melka.
Kurz darauf, in der 73., musste Andreas Lambertz nach einem Zusammenprall mit van Bommel mit einer Oberschenkelprellung den Platz verlassen. Für ihn kam Claus Costa, während eine weitere Minute später Melka erneut eine Großtat vollbrachte und er einmal mehr Toni zu stoppen vermochte.
Die Bayern ließen es in der Folgezeit vielleicht etwas ruhiger angehen, so dass Fortuna mit ihren Angriffsbemühungen wieder besser zum Zuge kam. Nachdem Costa noch mit einem Kopfball nach de Cock-Flanke an Dreher gescheitert war, bahnte sich in der 78. Minute die nächste Überraschung an. Denn nachdem Erwig von Demichelis von den Beinen geholt worden war, gab es einen Freistoß. Markus Anfang lief an, passte auf Erwig, der auf de Cock weiterleitete, worauf der Belgier mit dem Ball ins Tor dribbelte und auf 2:3 verkürzte.
Es gab noch weitere Chancen für die Hausherren, insbesondere in der 89. Minute, als Bekim Kastrati am herausstürzenden Bayern-Keeper Dreher scheiterte.
Der Düsseldorfer Stürmer musste im Übrigen - in Folge eines Zweikampfs in der 55. Minute mit van Buyten - direkt nach dem Spiel ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil er eine Hodenquetschung erlitten hatte. Kastrati wird dadurch für vier bis sechs Wochen ausfallen.
So wussten die Bayern das Ergebnis sicher über die verbleibenden Minuten zu bringen und feierten einen Sieg, der - gemessen am Gesamtverlauf - sicherlich verdient war.
Nach dem Spiel sagte Norbert Meier: "Es hat mir Spaß gemacht, unserer Mannschaft zuzuschauen. Ich bin sehr zufrieden, denn wir haben uns achtbar aus der Affäre gezogen."
Meiers Dank galt ausdrücklich allen Verantwortlichen, die das Kommen der Bayern ermöglicht hatten, wie auch dem FC Bayern selbst. "Wir haben damit gegen das Beste, was Deutschland zu bieten hat, gespielt." Auch in Hinblick auf das dritte und letzte Highlight am kommenden Samstag gegen Borussia Mönchengladbach sagte der Fußballlehrer: "Diese Woche war eine Ausnahme, die wir nutzen wollten. Wer schafft es schon, innerhalb einer Woche solche Mannschaften an einen Ort zu holen? Wir sind froh darüber, aber ab kommenden Montag geht für uns alle der Alltag weiter."
Auch die Bayern fanden lobende Worte, wie etwa Coach Ottmar Hitzfeld, für den die Fortuna "topmotiviert und läuferisch sehr stark war" oder Uli Hoeneß, der unterstrich, "dass diese Mannschaft bewiesen hat, dass sie nicht in die Regionalliga, sondern in eine höhere Klasse gehört."
Fortuna Düsseldorf
Melka - Krecidlo (46. Hampel), Palikuca (46. Cakir), Langeneke, Heeren (80. Spier) - Cebe (87. Klimczok), Lambertz (73. Costa), De Cock, Heidinger (46. Anfang) - Kazakis (46. Kastrati), Lawarée (46. Erwig)
FC Bayern
Kahn (46. Dreher) - Sagnol (46. Lahm), Lucio (46. Van Buyten), Breno (46. Demichelis), Lell - Schweinsteiger (46. Altintop), Ottl, Van Bommel (46. Zé Roberto), Sosa (69. Kroos) - Klose (46. Schlaudraff), Toni
Schiedsrichter
Marc Seemann (Essen)
Zuschauer
31.058
Tore
0:1 Toni (33.), 0:2 Schlaudraff (56.), 1:2 Erwig (70.), 1:3 Schlaudraff (72.), 2:3 De Cock (79.)
Gelbe Karten
Palikuca, Kastrati / Van Bommel