28.03.2014 | Faninfos

Ergebnisse der Aufarbeitung der Vorkommnisse in Frankfurt

Fortuna Düsseldorf informiert nach intensiven Gesprächen und Analysen

In den letzten Tagen hat sich Fortuna Düsseldorf intensiv um die Aufarbeitung der Vorkommnisse während des Auswärtsspiels beim FSV Frankfurt gekümmert. In diesem Zuge wurden auch Gespräche zwischen Vorstandsmitgliedern der Fortuna und den Führungsgremien der Gruppen "Bushwhackers" und "Dissidenti" geführt. Nach der folgenden Analyse ist der Verein zu wichtigen Ergebnissen gekommen.

Fortuna Düsseldorf hat seit Anfang Februar gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe „Anti-Diskriminierung“ den Hintergrund der im Fortuna-Fanblock angebrachten Fahne des Fanclubs „Frente“ von Atletico Madrid geprüft. Dem Verein war zwar die Freundschaft zwischen den Gruppen „Bushwhackers Düsseldorf“ und „Frente Atletico" bekannt, jedoch fehlten Kenntnisse über Gruppenzusammensetzung und Erscheinungsbild der Gruppe „Frente Atletico“. Dementsprechend sollten in der Folgezeit Gespräche zwischen dem Verein, den „Bushwhackers Düsseldorf“ und den beteiligten Gruppen und Verbänden der AG „Anti-Diskriminierung“ stattfinden. Diese Gespräche kamen allerdings durch die Absage der „Bushwhackers“ aufgrund von Vorbehalten und Kommunikationsproblemen nicht zustande.

Im Rahmen von Fortunas Auswärtsspiel beim FSV Frankfurt (22. März) wurde die besagte Fahne „Frente Atletico“ durch ein Einzelmitglied der Gruppe „Bushwhackers Düsseldorf“ und Personen der Gruppe „Junge Solinger Bande“ aufgehängt. Nach Durchsicht der belastbaren Videoaufzeichnungen ist folgendes festzuhalten: Zunächst entwickelte sich eine Diskussion zwischen dem genannten Personenkreis, zwei Einzelmitgliedern von „Ultras Düsseldorf“ sowie Mitgliedern von „Dissidenti“. Im Zuge der Diskussion kam es zunächst zu verbalen Auseinandersetzungen, die durch Personen anderer Fangruppen und Dachverbände (SCD, UD) geschlichtet werden wollten. Der erste Akt der körperlichen Gewalt ist hier jedoch klar dem Einzelmitglied der Gruppe „Bushwhackers“ zuzuordnen. Daraufhin entwickelten sich mehrere körperliche Auseinandersetzungen, bis die Polizei einschreiten musste und die Situation beruhigte.

Fortuna Düsseldorf distanziert sich entschieden von Gewalt, Gewaltandrohung und gewaltsuchenden Personen, gegen die der Verein konsequent vorgeht. Bedrohungsszenarien jedweder Form wird der Verein nicht tolerieren. Dementsprechend erteilt der Verein gegen zwei Personen, die mit aktiver körperlicher Gewalt an der Auseinandersetzung beteiligt waren, darunter ein ehemaliger Hooligan der Gruppe „Fortuna Terror“, mit sofortiger Wirkung Hausverbote und spricht in Zusammenarbeit mit dem FSV Frankfurt bundesweite Stadionverbote aus. Nach der endgültigen Auswertung aller zur Verfügung stehender Videobilder wird gegen jede Person, der bei der Auseinandersetzung in Frankfurt aktive Gewalt beweisbar ist, in den kommenden Tagen ein Stadionverbotsverfahren eingeleitet.

Der Verein stellt in diesem Zusammenhang klar, dass er einen Diskurs über Problematiken innerhalb der Fanszene jeder Zeit aktiv moderiert und betreut. Problematiken, die das Gesamtbild des Vereins belasten können, müssen hierbei zunächst beweisbar überprüft werden, um zu einem Ergebnis zu kommen und anschließend entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Am gestrigen Donnerstag wurden in zwei verschiedenen Gesprächen zwischen Vorstandsmitgliedern der Fortuna und den Führungsgremien der Gruppen „Bushwhackers“ und „Dissidenti“ die Ereignisse aufgearbeitet. Dabei wurden die Ansichten der jeweiligen Gruppen und des Vereins ausgetauscht.

Im Gespräch mit den „Bushwhackers Düsseldorf“ versicherten diese, dass sie Stadionverbote oder andere Ausschlüsse seitens Fortuna Düsseldorf von der dem Verein bekannten Einzelperson, die an der besagten Auseinandersetzung beteiligt war, natürlich akzeptieren. „Bushwhackers“-Mitglied Jochen Dancker betonte, dass er kein Bedrohungsszenario über die Medien schaffen wollte, und entschuldigte sich dafür, dass dieser Eindruck entstanden ist. Die „Bushwhackers“ erklärten, dass sie politisch nicht interessiert sind, sich als Gruppe von jedwedem rechts- oder linksextremen Gedankengut distanzieren und Personen, welche Fortuna Düsseldorf als politische Bühne nutzen, nicht in ihrer Gruppe dulden und in einem solchen Fall gruppeninterne Selbstreinigungsmechanismen greifen. Dass die „Bushwhackers“ unpolitisch sind, kann durch die dem Verein bekannten Untersuchungen der Polizei Düsseldorf bekräftigt werden. Versuchen der Medien, die Gruppe „Bushwhackers Düsseldorf“ in eine rechtsorientiere Ecke zu drängen, tritt der Verein entschieden entgegen.

Im Rahmen der Untersuchungen zum Ateltico-Fanclub „Frente“ ist die Fortuna auf Bildmaterial und ein Video gestoßen, in dem Mitglieder der besagten Fangruppe zu sehen sind, die über die gesamte Spielzeit rechtsradikale Parolen riefen. Dieses Material wurde den „Bushwhackers“ präsentiert. Der Verein kann nach diesen Ergebnissen der Untersuchungen die Fahne „Frente Atletico“ im eigenen Fanclub nicht tolerieren und wird eine Änderung der Stadionordnung mit dem Verbot „weltweiter faschistischer Symboliken und Gruppen“ anstreben. Die „Bushwhackers“ versicherten, die Fahne nicht erneut aufzuhängen. Darüber hinaus wurde besprochen, dass die „Bushwhackers“ zur kommenden Saison aus Block 160 in einem mit dem Verein noch abzustimmenden anderen Stadionbereich umziehen.

Im Gespräch mit der Gruppe „Dissidenti“ bekräftigte diese, dass sie der Gruppe „Bushwhackers“ keinen rechtsradikalen Hintergrund unterstellt. Der Gruppe „Dissidenti“ wurde im weiteren Verlauf das Anbringen von Aufklebern zum Zwecke der Provokation anderer Fan-Gruppen untersagt. Außerdem wurden Gespräche zwischen „Ultras Düsseldorf“ und „Dissidenti“ thematisiert. In diesen wurde besprochen, dass die Gruppe „Dissidenti“ in Zukunft nicht mehr im Block 42 stehen kann, sondern bis zum Saisonende - mit Unterstützung des Vereins - in die Blöcke 12 und 13 auf der Warsteiner-Tribüne wechselt. Bedingt durch diesen Umzug gelten für die Gruppe „Dissidenti“ nicht mehr die Freiheiten innerhalb der Stadionordnung für die selbstverwaltete Kurve. Sämtliche Aktionen müssen bei der Fanbetreuung der Fortuna aktiv und konstruktiv angemeldet werden. Arbeitskarten für die „Support Area“ müssen dem Verein zurückgegeben werden.

Fortuna Düsseldorf steht zu einer vielfältigen Kurve, die das gesamtgesellschaftliche Bild widerspiegelt. Personen, die jedoch die bewusste Provokation durch Aktionen und Zeigen von Tätowierungen mit rechtsradikalem Hintergrund, werden nicht toleriert.

Der Aufarbeitungsprozess der Geschehnisse wird transparent, offen und mit seinen Fans erfolgen. Dazu wird in der kommenden Zeit ein offenes Fantreffen einberufen, bei welchem alle Fangruppierungen herzlich eingeladen sind, um den Verein aktiv bei der Aufarbeitung zu unterstützen.

Dirk Kall, Vorstandsvorsitzender Fortuna Düsseldorf: „Das Engagement gegen Diskriminierung, Rassismus, Homophobie und Sexismus ist keine Politik, sondern Toleranz und Gleichberechtigung gehören zur klaren Ausrichtung des Vereins. Der Verein begrüßt und unterstützt dies alleine schon aufgrund seiner Satzung, der Einberufung der AG ‚Anti-Diskriminierung‘ und Partnerschaften mit Organisationen wie F.A.R.E, Misereor und Refugees Welcome.“

Sven Mühlenbeck, Vorstand Organisation und Spielbetrieb: „Nach der Aufarbeitung der Vorkommnisse in Frankfurt besteht die große Chance eines Neuanfangs, bei dem die Beteiligten auch vom Verein unterstützt werden. Hierbei sollte ein neuer Weg des Gemeinschafts- und Wertegefühls angestrebt werden, der nur durch gegenseitige Toleranz und Unterstützung realisierbar ist. Dabei sollte für alle Fortuna Düsseldorf im Vordergrund stehen.“

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