Es gibt keinen Gegner, den man unterschätzen darf
Chefcoach Norbert Meier vor dem Spiel beim SC Verl
Fortuna gegen den SC Verl - auf dem Papier eigentlich eine klare Sache. Während mancher die Partie im Ostwestfälischen als eine der eher einfachen Aufgaben in der laufenden Spielzeit bewerten mag, warnt Fortunas Chefcoach Norbert Meier vor einer nicht zu unterschätzenden Herausforderung. Zumal die Rot-Weißen - keine drei Tage nach der Heimniederlage gegen Dynamo Dresden - im Stadion an der Poststraße punkten sollten, um an den Aufstiegsplätzen dranzubleiben.
"Es gibt keine einfachen Gegner und keinen, den man unterschätzen darf. Wir haben es oft genug erlebt, dass in dieser Liga jeder jeden schlagen kann." Sicherlich ein vielfach gehörter Satz, beim Pressegespräch am Karfreitag auch vom obersten Übungsleiter der Flingeraner bemüht, aber ein Richtiger, der durch die Wiederholung nicht im Geringsten an Bedeutung verliert. Denn der 16. der Tabelle war schon für so manche Überraschung gut und hatte erst am letzten Spieltag - in Unterzahl - Gegner Rot-Weiß Oberhausen das Leben schwer gemacht.
Die Chance, sich mit einem Dreierpack weiterhin für den Kreis der Aufstiegsaspiranten zu empfehlen, sollte das Team besser nutzen als zuletzt. "Leider haben wir das, was wir in der ersten Halbzeit gut gemacht haben, nicht über 90 Minuten durchgezogen", blickte Norbert Meier noch einmal auf die Partie gegen die Sachsen zurück. Auch er war, wie viele Augenzeugen an diesem Abend, der Meinung, dass der Führungstreffer der Gäste glücklich und unhaltbar war. "Dennoch haben wir uns dadurch nicht schockieren lassen, sondern Fußball gespielt und verdient ausgeglichen." Das Manko, das letztlich zum kompletten Punkteverlust führte, sah der Coach darin, "dass wir nicht mehr unser Spiel gemacht haben." Statt nach neuerlichem Rückstand - eine Verkettung von individuellen Fehlern führte zum Strafstoß gegen die Fortuna - in Ruhe den Neuaufbau voranzutreiben, sei seine Mannschaft hektisch geworden. "Wir hätten mehr über die Außenbahnen operieren müssen." Und es wäre mehr Geduld gefragt gewesen, was angesichts der Tatsache, dass viele Akteure nicht ihr gewohntes Niveau zu erreichen vermochten, ein weiterer ausschlaggebender Punkt für die Niederlage war. Logische Schlussfolgerung: "Ich will eine Reaktion sehen, mit einer Niederlage umzugehen!"
Die Rahmenbedingungen werden dabei in Verl etwas anders sein, als anderer Stelle bei Auswärtsspielen. Denn das mit einem Top-Zuschlag belegte Meisterschaftsspiel findet in einem Stadion statt, das mit maximal 5.000 Zuschauern zu den eher kleineren Austragungsstätten in dieser Liga zählt. Dafür ist unter Kennern der Stadion-Snack, die Bratwurst, mit erheblichen Vorschuss-Lorbeeren belegt und kann sich durchaus mit den legendären Produkten in Wattenscheid, Bocholt oder Gütersloh messen. Die Reise nach Verl anzutreten - die Bahn setzt eigens einen Sonderzug hierfür ein - macht indes nur Sinn, wer eine Eintrittskarte besitzt. Denn es werden keine Tageskassen geöffnet, was die Wahrscheinlichkeit, doch noch ein Ticket zu ergattern, auf null reduzieren dürfte.
Am Freitagnachmittag hatte Norbert Meier nochmals zu einem Training eingeladen, bevor das Team die Reise gen Nordosten antrat, um ein Hotel im benachbarten Gütersloh zu beziehen. Mit 19 Kickern im Übrigen, einem Spieler mehr als sonst also, was allerdings unter dem Eindruck geboten ist, weil Kenan Sahin (Rückenprobleme) und Ahmet Cebe (Schlag auf das Knie) leicht angeschlagen sind. Bei den beiden wird sich kurzfristig entscheiden, ob ein Einsatz in Frage kommen wird. Ob Marco Christ seine Qualitäten unter Beweis stellen darf, ließ Norbert Meier offen. "Er hat gut trainiert, machte einen sehr ordentlichen Eindruck und will angreifen. Das ist aber, was ich auch erwarte." Denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft und derzeit sieht es so aus, als würden viele Spieler auf ähnlichem Niveau operieren, was Verantwortlichen und Fans nur gleichermaßen recht sein kann. Wenn es denn dann besser läuft als zuletzt gegen Dresden.