Fortuna wird 120 Jahre alt
Der Traditionsverein aus Flingern feiert einen runden Geburtstag
Am 5. Mai 1895 begann die Geschichte der Fortuna. An jenem Tag wurde der „Turnverein Flingern“ gegründet. Damals stand jedoch zu Zeiten von Turnvater Jahn fast ausschließlich die Leibesertüchtigung im Vordergrund. Fußball, die sogenannte „Fußlümmelei“, war noch eine Randsportart. Nun wird „die alte Dame“ 120 Jahre jung. Längst ist für viele Menschen in und um Düsseldorf der Fußball und die Fortuna mehr als nur die schönste Nebensache der Welt. Die Schar der Gratulanten dürfte ziemlich groß sein. Die Fortuna blickt auf eine bewegende Geschichte mit vielen Aufs und Abs zurück.
Nach Gründung des Ur-Vereins dauerte es bis zum Jahr 1908, als am 1. Mai der „Düsseldorfer Fußballklub Spielverein“ aus der Taufe gehoben wurde. Nur drei Jahre später wurde der „Fußballklub Alemannia 1911“ gegründet. Ende 1912 kam es zur Umbenennung in „Fußballklub Fortuna 1911“. Zugleich wurde der Aufnahmeantrag beim Westdeutschen Spielverband eingereicht, dem für die Saison 1913/14 stattgegeben wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg verging ein Jahr, bis sich am 15. November 1919 der „Turnverein Flingern 1895“ und der „Düsseldorfer Fußballklub 1911“ zum Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 e. V. zusammen schlossen – heutzutage allgemeinhin unter dem Kürzel F95 bekannt und fortan als Fortuna Düsseldorf einen festen Platz auf der deutschen Fußball-Landkarte und in den Spielklassen einnehmend. Danach erlebten viele Fortunen in den folgenden Jahrzehnten einige sportliche Höhen und Tiefen.
Ebenso waren – und sind es immer noch - andere Sportarten unter dem Dach F95 vereinigt. Waren es in früheren Zeiten die Leicht- und Schwerathletik (mit Georg Liebsch als Weltmeister im Gewichtheben 1937), Geländesport oder Rugby, so sind es aktuell Handball, Laufen und Triathlon. Hauptaugenmerk war aber immer die Fußball-Abteilung, die sich als größte Erfolge den Gewinn der Deutschen Meisterschaft (1933), die Vize-Meisterschaft 1936 und die beiden DFB-Pokal-Siege 1979 und 1980 sowie das Erreichen des Europapokalendspiels 1979 in Basel, in dem die Fortuna dem FC Barcelona knapp mit 3:4 nach Verlängerung unterlag, auf die rot-weiße Fahne schreiben darf. Neben den fünf weiteren Finalteilnahmen spricht noch eine andere Statistik dafür, dass der DFB-Pokal in der Historie der Wettbewerb der Fortuna war: 18 Spiele in Folge blieben die Rot-Weißen zwischen August 1978 und Februar 1981 ungeschlagen. Ein Rekord, der noch heute Bestand hat und auch nicht so einfach zu brechen sein wird. Darüber hinaus brachte die Fortuna einige Fußball-Nationalspieler hervor, von denen zwei sogar Weltmeister (1954 Toni Turek und 1974 Dieter Herzog) wurden und einer Europameister (1980 Klaus Allofs).
Allerdings gab es in solch einem langen Zeitraum auch sportliche Rück- und Tiefschläge, finanzielle Schräglagen, vorzeitige Trainer-Wechsel, Unruhen im Vorstand und andere negative Begleiterscheinungen - eben alles, was einen „richtigen“ Fußball-Verein ausmacht. Nun ist die Fortuna in ihrem hohen Alter aber keineswegs müde geworden, sondern weiterhin sehr rüstig: Mit 114 Lenzen stieg sie 2009 in die 2. Bundesliga auf und schaffte mit 117 Jahren sogar die Rückkehr in der Beletage des deutschen Fußballs. Dies war die ingesamt 23. Saison des Traditionsvereins aus Flingern in der Bundesliga – dabei waren zwei dritte Plätze in den Spielzeiten 1972/73 und 1973/74 die größten Erfolge.
Aber gerade in der jüngeren Vergangenheit haben viele Fans bei der Fortuna einfach nur ihre Heimat gefunden. Aktuell bekennen sich mehr als 23.000 Mitglieder zu F95. Über 30.000 Zuschauer besuchen durchschnittlich die Zweitliga-Heimspiele dieser Saison in der ESPRIT arena. Im Kids Club werden seit mehreren Jahren die jüngsten Anhänger der Rot-Weißen betreut, die sich an zahlreichen Angeboten und Aktionen erfreuen – derzeit sind es über 2.000 Mitglieder. Im Fortuna-Kreißsaal im Florence-Nightingale-Krankenhaus erblickten nun schon über 1.300 Babys das Licht der Welt.
Darüber hinaus engagiert sich der Verein in vielen sozialen Projekten in der Landeshauptstadt sowie über die Stadtgrenzen hinaus, betreibt mehrere Schulprojekte und Kooperationen und beheimatet am Flinger Broich ein zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum (NLZ).
Es darf wohl zu Recht behauptet werden, dass die Fortuna lebt und immer wieder die Herzen von vielen Anhängern erobert, manch einen zu Tränen rührt, ebenso für positive Überraschungen gut ist und negativ in die Schlagzeilen kommt. Oder anders ausgedrückt: Mit der Fortuna ist es nie langweilig!