Ein unterhaltsames torloses Unentschieden
Das Derby aller Derbys gegen den 1. FC Köln endet 0:0
Es sollte der große rheinische Gipfel werden - und wenn im Anschluss beide Trainer Zufriedenheit ausstrahlen und auch die Zuschauer sich einig sind, dass man eine über weite Strecken durchaus unterhaltsame Partie gesehen hat, dann kann ein torloses Unentschieden durchaus von einer gewissen Qualität zeugen. Wobei insbesondere die Hausherren durchaus gute Chancen hatten, gegen den frischgebackenen Bundesliga-Rückkehrer den Sieg für sich zu entscheiden und für eine Überraschung zu sorgen.
Noch bevor die Kicker aktiv ins Geschehen eingriffen, hatten sich der Erste Bürgermeister der Landeshauptstadt, Dirk Elbers, und Kölns Oberbürgermeister Schramma zum Mittelkreis begeben und den symbolischen Anstoß für diese prestigeträchtige Begegnung ausgeführt. Danach hatte Kapitän Andreas Lambertz an die beiden Politiker jeweils ein Trikot überreicht - der Kölner OB ist somit jetzt stolzer Besitzer eines Original-Auswärtstrikots der Fortuna mit der Aufschrift "Schramma - Düsseldorf".
Um kurz nach 19.30 Uhr ging es dann los - und dies eigentlich unter der Prämisse, dass Christoph Daum noch eine offene Rechnung mit der Fortuna gehabt haben dürfte. Denn als er mit den Kölnern zum letzten Mal in der Landeshauptstadt zu Gast war, verlor man mit 2:3. Doch Fortunen sind abergläubisch und nicht wenige wünschten eigentlich den Domstädtern einen Sieg an diesem Abend. Denn nach dem Sieg im Testspiel gegen Köln am Flinger Broich vor knapp einem dreiviertel Jahr folgte bekanntlich eine 0:3-Auswärtsklatsche im Meisterschaftsspiel gegen SV Babelsberg 03. Wer will schon gegen Paderborn verlieren - auch wenn bis dahin noch die Testspiele gegen Koblenz (im Rahmen der Saisoneröffnung am Samstag im Paul-Janes-Stadion) und bei Agon 08 anstehen?
Und so bauten die Domstädter von Anfang an eine regelrechte Druckwelle auf und schienen gleich für klare Verhältnisse sorgen zu wollen. Begleitet von altbekannten Schmähgesängen der Fortuna-Fans war es Novakovic, der den Ball nach nicht einmal 180 Sekunden nur knapp am Fortuna-Tor vorbeisetzte. Kurz darauf war ein beherztes Eingreifen von Jens Langeneke gegen Antar erforderlich, um eine frühzeitige Führung des Erstligisten zu vermeiden. Da waren gerade einmal gut zehn Minuten gespielt.
Und auch der ehemalige Fortuna-Youngster Adil Chihi hatte die Führung auf dem Fuß, doch ihm versprang der Ball, als er alleine auf Melka zulief.
Nach dieser gut 20 Minuten andauernden Sturm- und Drangphase sortierten sich die Flingeraner zusehends und suchten ihr Heil in der Offensive. Doch Mondragon vereitelte einen ersten ernsthaften Schussversuch in der 23. von Axel Lawarée.
Dennoch schien dies das Startsignal für den Drittligisten zu sein, der nun immer selbstbewusster auftrat. Chefcoach Norbert Meier charakterisierte dies in der anschließenden Pressekonferenz in Analogie zu Turnvater Jahns Maxime als "frisch, fromm, fröhlich, frei mitgespielt." sehr passend. Denn kaum drei Minuten später zog Andreas Lambertz unvermittelt aus etwa 20 Meter ab und worauf die Kugel nur ganz knapp über den rechten Winkel schoss.
Chance um Chance erarbeiteten sich die Hausherren nun, wie Lawarée in der 28., der aus kurzer Distanz knapp am Kasten vorbeischoss oder Christ, dessen Freistoß das gleiche Schicksal widerfuhr. Wenn man überhaupt von Härte sprechen konnte, so gab es zumindest in dieser Phase der Begegnung eine etwas härtere Gangart, die vom umsichtig pfeifenden Unparteiischen mit zwei Verwarnungen belegt wurden. Ansonsten blieb die Partie fair und "man sah", so Norbert Meier, "dass sich beide Teams darum bemühten, Verletzungen des Gegners zu vermeiden."
Nach dem Seitenwechsel hatte der Fortuna-Chefcoach sein Team, wie angekündigt, unverändert auf dem Feld belassen, Christoph Daum hingegen zweimal gewechselt. Doch auch jetzt fanden die zwei Klassen höher spielenden Kölner keine Mittel, die Fortuna in die Knie zu zwingen. Ein Niveauunterschied zwischen beiden Clubs war kaum erkennbar - was aber sicherlich auch den Strapazen der Vorbereitung geschuldet war. Do hatte Fortuna in der 53. Minute die nächste Gelegenheit einzunetzen, als Ahmet Cebe abzog und Keeper Mondragon den Ball nur mit Mühe über das Gehäuse zu lenken vermochte. Kaum drei Minuten später stand Andreas Lambertz frei vor dem FC-Torwart, der aber den Schuss aus ca. drei Metern noch ablenken konnte. Auch der Abpraller, den Lawarée aufnahm, flog über den Kasten. Doch auch die Kölner wussten immer wieder einmal für Gefahr zu Sorgen, doch Melka, dem Coach Meier an diesem Abend eine "Leistung ohne Fehl und Tadel" attestierte, war stets auf dem Posten.
Doch selbst kurz vor Schluss lag noch das 1:0 für die Fortuna in der Luft: Zum einen, als Robert Palikuca einen Kopfball platzierte, den ein Kölner Abwehrspieler von der Linie kratzte. Der Defensiv-Hüne zog sich dabei eine Prellung am Auge zu und musste ausgewechselt werden. Zum anderen als Oliver Hampel alleine auf Torhüter Kessel zustürmte, der Hampels Schuss aber mit der Fußspitze um den Pfosten lenken konnte.
Das Spiel, das Guido Winkmann pünktlich nach 90 Minuten abpfiff, endete folgerichtig unentschieden. Sicherlich war es kein Spitzenspiel, doch die Leistung der Fortuna kontne sich, vor allem hinsichtlich des Spielaufbaus, durchaus sehen lassen. Das einzige, was Norbert Meier zu monieren hatte, kam altbekannt vor: "Leider haben wir die uns gebotenen Chancen nicht genutzt. Da hätten wir mutiger abschließen müssen. Daran müssen wir arbeiten." Ansonsten habe das Spiel seinen Zweck erfüllt und er sei insgesamt zufrieden.
Auch Christoph Daum war voll des Lobes - vor allem für die Fortuna: Es sei eine wunderbare Kulisse gewesen in der LTU arena und dies passe zur Fortuna, die "in eine andere Liga gehört." Die gezeigte Leistung lasse gute Perspektiven zu und habe Akzente setzen können. "Ich wünsche Norbert alles Gute und auch das Quäntchen Glück, das man braucht."
Fortuna Düsseldorf
1 Michael Melka, 2 Nils Fischer, 4 Robert Palikuca (89. 28 Johannes Walbaum), 6 Jens Langeneke, 7 Marco Christ, 8 Stephan Sieger (63. 18 Deniz Kadah), 9 Christian Erwig (63. 26 Kenan Sahin), 15 Ahmet Cebe (75. 14 Oliver Hampel), 17 Andreas Lambertz (88. Hamza Cakir), 24 Fabian Hergesell (63. 5 Henri Heeren), 25 Axel Lawarée (75. 29 Marcel Gaus)
1. FC Köln
1 Faryd Mondragon (75. 18 Thomas Kessler), Youssef Mohamad, 5 Ümit Özat (75. 8 Matthias Scherz), 6 Pierre Wome, 7 Nemanja Vucicevic (75. 15 Tobias Nickenig), 10 Thomas Broich (75. 29 Taner Yalcin), 11 Milivoje Novakovic (75. 16 André), 17 Kevin Pezzoni (46. 4 Marvin Matip), 19 Adil Chihi, 20 Roda Antar (46. 13 Daniel Brosinski), 26 Alexandar Mitreski (75. 25 Kevin Schöneberg)
Tore
Fehlanzeige
Schiedsrichter
Guido Winkmann
Gelbe Karten
Christ, Lambertz / Wome, Pezzoni
Zuschauer
11.234