Es wird eine echte Herausforderung
Chefcoach Norbert Meier vor dem Spiel in Sandhausen
Fortuna on tour - der fünfte Spieltag der 3.-Liga-Saison 2008/2009 führt die Rot-Weißen von Nordrhein-Westfalen über Rheinland-Pfalz in den Norden Baden-Württembergs zum SV Sandhausen. Mit vielen Problemen im Personalbereich geht es gegen einen Gegner, bei dem viele Fans jüngeren Jahrgangs glauben, er sei der Fortuna noch nie begegnet - aber halt: Da gab es doch noch ein Aufeinandertreffen im Jahr 1977...
Denn damals hatten die Flingeraner mit ihrer Zweitvertretung gegen die Badener durch ein 2:2-Unentschieden im Hinspiel und einen 1:0-Sieg im Rückspiel zum ersten und einzigen Mal die Deutsche Amateurmeisterschaft gewonnen. Ein Wettbewerb, der im Jahr 1998 zum letzten Mal ausgetragen wurde - wie auch der Europapokal der Pokalsieger, den es inzwischen nicht mehr gibt. Aber das ist ein anderes Kapitel.
Nun, drei Jahrzehnte später, ist die Erste Mannschaft gefordert, sich gegen ein Team durchzusetzen, das in den ersten Spielen der noch jungen Spielzeit eine wechselhafte Entwicklung zu zeigen wusste. Mit deutlicher Tendenz nach oben allerdings, wie die letzten Begegnungen zeigten. Davon konnten sich auch Fortunas Beobachter überzeugen, die im Vorfeld der am Sonntag um 14 Uhr von Schiedsrichter Thorsten Schriever geleiteten Partie Zeugen gleich zweier Spiele wurden: Die Heimpartie im Hardtwaldstadion gegen VfR Aalen, bei dem Sandhausen sehr viel Druck entwickelte, in Führung ging und erst unter dem Eindruck der hohen Temperaturen ihre Waffen strecken musste. Und bei Werder Bremen II - auf dem unter rot-weißen Anhängern inzwischen mehr als berüchtigten Platz 11 des Weserstadions - wo die Mannschaft von Trainer Gerd Dais mit 3:4 ebenfalls nur knapp unterlag. Doch spätestens der überzeugende 4:0-Sieg gegen Paderborn und der Auswärts-Dreier bei den Stuttgarter Kickers dürfte Warnung genug sein für die Flingeraner. Ob die allerdings tatsächlich notwendig ist, darf man angesichts der aktuellen personellen Situation ohnehin bezweifeln.
"Wer spielen wird, kann ich derzeit beim besten Willen nicht sagen", wusste Norbert Meier schon am Freitag die Medienvertreter - wahrheitsgemäß - zu informieren. Einzig, wer nicht spielen würde, stand definitiv fest: Eine Rückkehr von Andreas Lambertz, Robert Palikuca, Henri Heeren und Bekim Kastrati war nach einer weiteren Woche Rehabilitation, wo nach Meiers Empfinden "sowieso nur noch Fortunen anzutreffen sind", kategorisch ausgeschlossen. "Selbst wenn sie beim Mannschaftstraining wieder teilgenommen hätten: ‘Gesund’ ist immer noch nicht gleichbedeutend mit ‘fit’."
Und auch Torjäger Axel Lawarée muss, ausgehend von seinen Rückenproblemen, wegen nicht genau zu spezifizierender Schmerzen in Wade und Oberschenkel weiterhin passen. "Manchmal spielt dann auch die Psyche ein Rolle", so Fortunas oberster Übungsleiter, "aber Axel ist ein erfahrener Spieler und dann macht es wenig Sinn, ihn bringen zu wollen." Die 14 Tage, die sich nach dem Sandhausen-Spiel und bis zur nächsten Partie in der LTU arena gegen den SSV Jahn Regensburg am 13. September ergeben, kommen also wie gerufen, um auf die Rückkehr einiger Akteure hoffen zu dürfen.
Als ob dies nicht bereits genügte, hatte Norbert Meier den Einsatz eines anderen, sogar gesunden Spielers aus seinem Kader, in aller Deutlichkeit ausgeschlossen: Christian Erwig. Der etatmäßige Stürmer war in den vergangenen Tagen mit einem Verein in Verbindung gebracht worden, ohne dass sein Noch-Arbeitgeber über Details informiert gewesen wäre. Fast ungehalten reagierte Manager Wolf Werner gar, als das Gerücht kursierte, Erwig sollte am Freitag bei einer Pressekonferenz als Neuzugang bei Preußen Münster vorgestellt werden: "Ich weiß nicht, wie lange der sportliche Leiter dort schon im Amt ist. Aber auch er dürfte wissen, dass man sich vor einer Neuverpflichtung erst einmal mit dem abgebenden Verein unterhalten müsste." Da Erwig auch bei Schalke 04 II im Gespräch ist - hier liegt eine offizielle Anfrage vor - bleibt abzuwarten, ob die insgesamt wenig erfreuliche Entwicklung bald ein Ende nehmen könnte.
Norbert Meiers Personalnot drohte am Freitag indes sogar noch größer zu werden, denn auch Kenan Sahins Fahrt in den Rhein-Neckar-Kreis war ungewiss. Bei dem Deutsch-Türken waren nach einer Kernspin-Untersuchung die zuvor aufgetretenen Meniskusprobleme bestätigt worden. Immerhin: Sahin war dann doch mit an Bord, als das Team den Arena-Sportpark am frühen Samstagnachmittag verließ, um nach etwa dreieinhalb Stunden Busfahrt Quartier in der Nähe von Sandhausen zu beziehen.
"Wir werden zumindest keine Probleme mit der U 23-Regelung bekommen", flachste Norbert Meier mit leicht gequälter Miene. Denn mit den Youngsters wie Andreas Altenbeck, Marcel Gaus, Johannes Walbaum, aber auch Sebastian Heidinger, Deniz Kadah oder Fabian Hergesell sinkt der Altersschnitt doch empfindlich. "Dieses Spiel wird eine richtige Herausforderung, aber ich freue mich trotzdem auf dieses Spiel." Denn nun können sich die Akteure aus der zweiten Reihe beweisen und er sieht seine Aussage bestätigt, "dass hier jeder gebraucht wird. Das ist keine Floskel, wie man gerade jetzt sehen kann."
Der SV Sandhausen kann im Übrigen auf einige routinierte Spieler in seinen Reihen verweisen. Allen voran auf Roberto Pinto, der 128 Einsätze in der Bundesliga absovliert hat. Aber auch Marco Stark und Alf Mintzel. Oder aber Denis Bindnagel, der bis zum Sommer und viele Jahre bei der TSG Hoffenheim gespielt, wo er den Durchmarsch in die Beletage des deutschen Fußballs miterlebt hat. Aus dieser Zeit kennt Bindnagel auch Fortunas Abwehrspieler Stephan Sieger, dessen Trauzeuge er war. Diese Freundschaft wird zumindest am Sonntag für 90 Minuten ruhen müssen.