26.02.2009 | Verein

Heinz-Henning Schell verstorben

Bild-Redakteur war drei Jahrzehnte Berichterstatter der Fortuna

Eigentlich sollte in wenigen Wochen sein letzter Arbeitstag beginnen. Schwer vorstellbar bei diesem Mann, weil er auch im siebten Lebensjahrzehnt durch sein ausgesprochen agiles Auftreten so überhaupt nichts mit einem designierten Rentner gemein hatte. Seine Zeit nach dem Arbeitsleben hatte Heinz-Henning Schell jedoch bereits sorgsam vorbereitet. Der verheiratete Redakteur der Bild-Zeitung nannte ein Haus im sonnigen Süden sein eigen, in das er sich, so oft es ging, schon seit geraumer Zeit zurückzog, und das auch für den Ruhestand als Refugium gedacht war.

 

In den letzten Kriegstagen in Dresden geboren und in Lübeck aufgewachsen, kam Schell in den 1970er Jahren ins Rheinland und widmete sich schon früh dem Thema Fortuna. Er erlebte unvergessliche Spielzeiten mit großen Erfolgen, wie das Finale in Basel, wo er ebenso hautnah dabei war, wie bei Punkt- und Pokalspielen oder in Trainingslagern, aber auch bei fast jedem Testspiel - selbst wenn dies mitten in der Lüneburger Heide stattfand.
Er wurde aber auch Zeuge des Abstiegs der Rot-Weißen, in denen er das Geschehen mit Leidenschaft für den Beruf und Akribie in der Sache begleitete. Dabei legte er nicht selten den Finger in offene Wunden, was nicht nur aus seiner Sicht der Ereignisse begründet lag, ihm aber nicht nur Freunde verschaffte. Doch Schell ließ dies unbeeindruckt, zeigte vielmehr mit seiner verbindlichen Art, auf Mitmenschen zuzugehen, seine Bereitschaft zum Dialog. Er war kein Kritikaster, denn Dinge, von denen er überzeugt war, dass sie gut waren, wusste er auch als gut zu apostrophieren. Damit verstand er es oftmals auch diejenigen, die ihm kritisch gegenüber standen, für sich zu gewinnen.

 

Sein fast beiläufig Vorgebrachtes "Sagen Sie, eine Frage hätte ich da noch..." wird bei manchem Befragten in Erinnerung bleiben. Denn entweder verbarg sich dahinter tatsächlich nur die kurze Bitte um Präzisierung eines Sachverhaltes, oder aber es war die Ouvertüre für einen umfangreichen Themenkatalog, der bald darauf in gedruckter Form nachzulesen war.

 

Bei den Pressegesprächen, bei Spielen in der LTU arena, aber auch in anderen Sportarten, in denen Heinz-Henning Schell ein ausgewiesener Experte war, werden sein Gesicht, seine markante Stimme und sein trockener, norddeutscher Humor fehlen. Ebenso, wie seine Leser auf die von ihm formulierte Schlagzeile verzichten müssen, nach der Fortuna Düsseldorf am Ende der Saison endlich in die Zweite Liga zurückkehrt. Denn das hatte er, bei aller kritischen Distanz, auf die er stets bedacht war, doch noch unbedingt miterleben wollen.

 

Heinz Henning Schell verstarb am Mittwochmorgen in Essen im Alter von 64 Jahren an Krebs.

bundesliga.de

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