17.01.2019 | Verein

Fortuna erinnert zum 100. Geburtstag an Toni Turek

In Erinnerung an den Ex-Fortunen und Weltmeister von 1954

Einer der bedeutsamsten Spieler in der Vereinsgeschichte der Fortuna wäre am heutigen Tag 100 Jahre alt geworden: Anton „Toni“ Turek. Der Torhüter, der 1954 mit der deutschen Nationalmannschaft großen Anteil am „Wunder von Bern“ und damit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1954 hatte, wird bis heute als Idol verehrt.

Toni Turek wurde gut 20 km von der Arena entfernt in Duisburg-Wanheimerort geboren. Er lernte Bäcker, fand aber schon als Kind zum Fußball und spielte bei Duisburg 1900. Über einige Umwege, wie Eintracht Frankfurt und SSV Ulm, gelangte er 1950 zur Fortuna. Hier bestritt er bis 1956 133 Partien in der Oberliga West.

Turek wusste schon in jungen Jahren durch seine Spielweise zu überzeugen. Bereits mit 16 Jahren stand sein Name im legendären Notizbuch des späteren Bundestrainers Sepp Herberger. Doch durch den Zweiten Weltkrieg, Fronteinsätze in Frankreich, Italien und Russland, stand Turek erst 1950, mit beachtlichen 31 Jahren, erstmals für die Nationalmannschaft zwischen den Pfosten. Damit ist er bis heute ältester Debütant im DFB-Team auf der Torhüter-Position.

„Toni“ verfügte über eine sehr große Reaktionsschnelligkeit, Übersicht und vor allem eine stoische Ruhe. Letzteres ließ sogar Nationaltrainer Herberger die Haare raufen, denn Turek blieb zuweilen selbst bei Bällen, die nur Zentimeter den Kasten verfehlten, ungerührt auf der Torlinie stehen, weil er nach eigenen Angaben anhand der Körperhaltung seiner Gegenspieler die Balllaufbahn vorhersehen konnte. Im DFB-Team kam er im Zeitraum von fünf Jahren auf 20 Einsätze - darunter die fünf wichtigen Spiele bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz, wo er im Übrigen als ältester Spieler des Turniers antrat.

Unvergessen ist bis heute nicht nur der 3:2-Sieg im Finale gegen Ungarn, sondern auch die Rundfunk-Reportage von Herbert Zimmermann, der im Endspiel eine Parade Tureks mit den denkwürdigen Worten zu kommentieren wusste: „Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott!“ Die Kirche war ob des in einem Atemzug vorgebrachten Vergleichs von Gott und Teufel zutiefst empört und wollte eine Rüge beim Rundfunkrat platziert sehen. Doch auch Bundespräsident Theodor Heuss schien die Zimmermann-Passage bekannt zu sein, als er zu Turek sagte: „Ich habe gehört, Sie seien ein Fußballgott. Ich denke, dass es reicht, wenn Sie ein guter Torhüter sind“, worauf Turek grinsend konterte: „Das ist doch auch was, oder?!“

Er sollte auch in den größten Momenten seines Lebens, da man ihn regelrecht in den Himmel lobte, fest auf dem Boden bleiben. Einer, der sich durch seine freundliche, bescheidene Art großer Beliebtheit erfreute. In einer Zeit des Wiederaufbaus, in denen Länderspiele regelrechte Volksfeste waren und gleichzeitig Millionen gebannt an den Radios saßen, weil es kaum Fernseher gab und die Fahrten zu Auswärtsspielen purer Luxus gewesen wären, stand Turek für Fairness, Korrektheit, Zuverlässigkeit und Fleiß. Damit wurde er nicht nur bei der Fortuna zur Integrationsfigur.

Doch Fortuna, bekanntlich nicht nur Glücks-, sondern auch Schicksalsgöttin, meinte es nicht gut mit ihm. Nachdem er 1957 seine Karriere beendet hatte, arbeitete er mehr als eineinhalb Jahrzehnte als Angestellter bei der Rheinbahn. Reichtümer konnten Fußballer in jenen Zeiten nicht anhäufen: Für den WM-Titel gab es gerade einmal 2.000 Mark, ein Auto und noch ein paar ansehnliche, aber letztlich vergängliche Geschenke.

Im Herbst 1973 wachte Turek eines Morgens auf und war vom Nabel abwärts gelähmt. Eine heimtückische Krankheit, gegen die er sich allen Unkenrufen zum Trotz wieder in ein halbwegs normales Leben zurückkämpfte. Doch weitere gesundheitliche Schicksalsschläge folgten. Und trotzdem ließ sich Turek nicht unterkriegen - auch weil ihn seine Frau Wilhelmine rührend unterstützte. Doch auch sie vermochte nichts auszurichten, als er Anfang 1984 schwere Herzprobleme bekam, denen ein Schlaganfall folgte, wonach er am 11. Mai 1984 in einem Neusser Krankenhaus im Alter von 65 Jahren verstarb.

Dies ist nun über drei Jahrzehnte her und doch ist Turek im Gedächtnis geblieben - mit dem Toni-Turek-Haus, dem Denkmal vor der Arena und vielen klugen Sätzen, die er gesagt hat.

„Ich bedauere nicht, dass mir der Fußball nicht das ganz große Geld gebracht hat. Wir haben die schönere Zeit mitgemacht, hatten ein besseres kameradschaftliches Verhältnis untereinander als die Profis heute“, sagte Toni Turek einmal in den frühen 1980er Jahren. Und: „Meine Bitte, bleibt Eurer Liebe zu Fortuna und der Sportstadt Düsseldorf treu.“

Und Toni, auch Dir werden wir in Gedanken immer treu bleiben.


Deshalb spielt die Fortuna im ersten Heimspiel des neuen Jahres gegen Leipzig (Sonntag, 27. Januar, 18:00 Uhr) in einem Toni-Turek-Sondertrikot. Außerdem hat der Bundesligist pünktlich zum 100. Geburtstag ein T-Shirt, einen Schal, eine Mütze und einen Pin produziert. Im Onlineshop sind die Turek-Artikel ab sofort erhältlich.

bundesliga.de

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