29.12.2019 | Verein

Peter Biesenkamp und Lothar Weschke verstorben

Ein trauriger Jahresabschluss für die Fortuna

Fortuna Düsseldorf betrauert den Fortgang gleich zweier verdienter ehemaliger Spieler an diesem Wochenende: Amateurmeisterschafts-Spieler Peter Biesenkamp und Lothar Weschke, 1971 gemeinsam mit Biesenkamp Aufsteiger in die Bundesliga.

Als ein Großer galt Peter Biesenkamp schon immer - und dies nicht nur wegen seiner beachtlichen Statur. Als gerade 11-Jähriger war er zur Fortuna gestoßen und hatte alle Jugendabteilungen durchlaufen. Doch zunächst blieb ihm lediglich eine Rolle bei den Amateuren beschieden, ehe ihn 1968 der damalige Coach Otto Knefler „entdeckte“ und allmählich an die Lizenzmannschaft heranführte. So bestritt Biesenkamp mit 22 Jahren gegen den VfR Neuss sein erstes Pflichtspiel. Doch „Biesi“, wie er gerufen wurde, setzte sich durch und besonders unter Heinz Lucas genoss er großes Vertrauen, reifte weiter heran und avancierte zu einer der Leitfiguren in einem Team, das im Frühjahr 1971 die Aufstiegsrunde in die Bundesliga erfolgreich absolvierte: Der Grundstein für 16 Jahre ununterbrochene Erstklassigkeit - mit zwei bis heute einmaligen dritten Plätzen in der Bundesliga-Abschlusstabelle.

Biesenkamp galt als Spieler mit Übersicht, der für Ordnung sorgte und sich eher selten in den Angriff einschaltete. Doch ausgerechnet im Müngersdorfer Stadion sollte ihm sein erster Treffer in der Bundesliga gelingen - gegen den 1.FC Köln: „Ein langer Pass, der Torwart lief mir entgegen, ich machte einen Schlenker und dann war das Ding drin.“

Biesenkamp glänzte als Kämpfer, war präsent auf dem Feld, aber auch abseits des Rasens, was nicht nur an seiner Körperlänge von 1,90 Meter lag. Mit seinen 266 Einsätzen (inkl. Freundschaftsspielen) allein für die Profis hinterließ Biesenkamp dauerhaft einen derart guten Eindruck, dass er bis heute in einem Atemzug genannt wird mit Charakteren einer sportlich herausragenden Zeit der Fortuna in den Siebzigern - wie Egon Köhnen, Wilfried Woyke, Heiner Baltes, Fred Hesse, Dieter Herzog oder Reiner Geye.

Sein letztes Spiel als Profi bestritt Biesenkamp 1975, als er beim unvergesslichen 6:5 der Fortuna im Rheinstadion gegen den FC Bayern in der 85. Minute eingewechselt wurde - zweifelsfrei eine Geste der Anerkennung von Interims-Coach Manfred Krafft.

Gerade erst 29-jährig ließ sich der Libero reamateurisieren - um mit einem anderen ehemaligen Mitspieler, Benno Beiroth, einen ganz besonderen Coup zu landen: Die Deutsche Amateurmeisterschaft im Jahr 1977. Während Beiroth als Manager des Teams verantwortlich zeichnete, waren Biesenkamp und Hardy Helmreich - ebenfalls früherer Bundesliga-Spieler der Fortuna - die unbestrittenen Leitwölfe und verlängerten Arme von Trainer Roland Helfsgott. Nach dem Finale wurde er von den Medien als „Star des Tages“ gekürt, der unter Freudentränen bekanntgab, dass dies sein größter Erfolg, aber auch das unwiderrufliche Ende seiner Karriere gewesen sei: „Das ist mein schönster Tag bei der Fortuna. Was kann es für einen besseren Abschied vom aktiven Fußball geben.“

Lange Jahre schnürte der Besitzer eines Möbelgeschäftes noch gerne die Fußballschuhe und spielte in der Traditionself „Fortuna 70“, so auch bei der letzten Begegnung der Fortuna im März 2002 im Rheinstadion. Ein All-Star-Team, dem unter anderem Tote-Hosen-Frontmann Campino angehörte. Schmunzelnd meinte er später: „Ich war an dem Tag wohl derjenige auf dem Rasen, der Anfang der Siebziger gegen den FC Chelsea das allererste Spiel nach dem Umbau des Stadions bestritten hat, als auch das Abschiedsspiel.“

Der Fortuna weiterhin eng verbunden, war es um die Gesundheit von Peter Biesenkamp in den letzten Jahren nicht zum Besten bestellt. So lebte er in einem Seniorenheim der Caritas an der Grafenberger Allee und somit in der Nähe seiner geliebten Altstadt, wo er früher wohnte, seine Freunde traf und sich großer Beliebtheit erfreute. Peter Biesenkamp verstarb am Sonntagmorgen in einer Seniorenresidenz in Flingern im Alter von 73 Jahren.

Geradezu tragikomisch ist, dass beide fast gleichzeitig Verstorbenen viele Spiele gemeinsam bestritten. Denn insgesamt vier Jahre - von 1968 bis 1972 - schnürte Lothar Weschke seine Fußballstiefel für die Fortuna. Er war einer der wenigen im damaligen Team, die über Bundesliga-Erfahrung vom ersten Tag verfügten, da er ab 1963 in Braunschweig unter Vertrag stand. Nachdem er zu den Offenbacher Kickers gewechselt war, stand er auch im Fokus der seinerzeit Verantwortlichen der Fortuna, allen voran dem heutigen Ehrenpräsidenten Hans-Georg Noack. Schließlich galt es damals, einen geeigneten Nachfolger für den zurückgetretenen Bernie Steffen zu finden.

Erst, nachdem der Aufstieg der Hessen in die Bundesliga feststand, durfte Weschke an den Rhein wechseln. Hier sah er nicht nur die Perspektive für eine berufliche Zukunft, sondern auch sein persönliches Glück. „Ein Wechsel war damals noch gar nicht so einfach. Aber ich hatte nun mal meine festen Vorstellungen, wie mein Leben, vor allem auch nach dem Fußball, weitergehen sollte“, sagte Weschke.

16-mal trug sich Weschke zu Zweitliga-Zeiten in die Torschützenliste ein, bestritt drei der Aufstiegsspiele 1971 und erzielte dabei den wichtigen Führungstreffer zum 1:0 beim 4:2 bei Wacker Berlin. Ausgewechselt wurde er in dieser Partie in der 75. Minute - gegen Peter Biesenkamp.

Weschke war ein verlässlicher Kämpfer, der mit seinen ausgezeichneten Flankenbällen als mannschaftsdienlicher Vorbereiter galt. Als guter, beidfüßiger Techniker wurde er, wie schon zuvor in Offenbach, auch in Düsseldorf vom Publikum sehr geschätzt. In der ersten Liga sollte Weschke jedoch nur noch selten zum Einsatz kommen. Dies veranlasste ihn, zum Ende der Saison 1971/1972 den Verein zu verlassen, um beim damaligen Südwest-Zweitligisten Röchling Völklingen seine Karriere 1975 ausklingen zu lassen.

Auch in und vor allem nach seiner Zeit im Saarland hatte der selbständige Versicherungskaufmann Weschke den Kontakt zum Verein nie verloren. So pflegte er bis zuletzt den Kontakt zu alten Kameraden - beispielsweise, wenn die „Fortuna 70“ zu Feierlichkeiten zusammentraf oder ein Beisammensein beim gemeinsamen Frühstück anstand. Lothar Weschke entschlief am Sonnabend in seinem 77. Lebensjahr nach langer schwerer Krankheit in einer Klinik.

Fortuna Düsseldorf wird Peter Biesenkamp als auch Lothar Weschke in dankbarer Erinnerung behalten und ihnen ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt den Familien und Freunden der Verstorbenen.

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