Pokal-Highlight kurz vor Weihnachten

VORBERICHT: Fortuna trifft im DFB-Pokal auswärts auf Rot-Weiss Essen

Es war einer dieser Momente, in dem wieder einmal schmerzlich bewusst wurde, wie sehr zurzeit Zuschauer in den Stadien fehlen. Als die Fortuna am 8. November Rot-Weiss Essen in der zweiten Runde des DFB-Pokals zugelost bekam, werden sich viele Fans über dieses attraktive Los gefreut haben – nur um unmittelbar danach festzustellen, dass das traditionsreiche West-Derby vor vollen Rängen sicher noch prickelnder wäre. Dennoch: Auf die Fortuna wartet einen Tag vor Heiligabend ein echtes Highlight zum Jahresabschluss.

Der Gegner

Mythos Hafenstraße
Tradition in jeder Ecke. So könnte man die Hafenstraße, Heimat von Rot-Weiss Essen, prägnant zusammengefasst beschreiben. Wer auf die Straße, an der das Stadion Essen liegt, einbiegt, kann kaum anders, als beim Hafenstübchen vorbeizukommen, wo sich RWE-Fans seit Jahren vor den Partien ihres Lieblingsvereins auf die anstehenden 90 Minuten einstimmen. Genau dort, wo heute der Stadion-Parkplatz liegt, reckten sich bis 2012 die Tribünen des Georg-Melches-Stadions in die Höhe. Ein alter Flutlichtmast, der nicht abgerissen wurde, erinnert an die traditionsreiche Spielstätte der Bergeborbecker, die mittlerweile dem knapp 20.000 Plätze fassendem Stadion Essen gewichen ist. An vergangene Tage erinnert an diesem Ort auch eine Bronzestatue Helmut Rahns. Der „Boss“, wie er nur gerufen wurde, erzielte mit dem 3:2 im WM-Finale 1954 gegen Ungarn das vielleicht bedeutendste Tor der deutschen Fußball-Geschichte und war einer der größten Spieler, die je für RWE aufliefen.

Ist es dieses Jahr soweit?
Seit Jahren arbeitet Rot-Weiss Essen daran, endlich die Viertklassigkeit zu verlassen und in den Profifußball zurückzukehren. Letztmals spielten die Essener in der Saison 2006/07 in der 2. Bundesliga. In diesem Jahrzehnt waren die Rot-Weißen immer wieder nah dran am Aufstieg: Mal wurden sie Dritter, mal Fünfter, mal Vierter, doch zum großen Wurf reichte es nie. Das könnte sich in diesem Jahr ändern. RWE führt die Regionalliga-Tabelle an und hat zurzeit sieben Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten Borussia Dortmund II – allerdings hat der BVB auch zwei Spiele weniger absolviert. Die Essener sind in dieser Saison noch ohne Niederlage und stehen bei 50 Punkten aus 20 Partien.

Das Aufrüsten zahlt sich aus
Zwei Gründe für den Essener Höhenflug in dieser Saison sind zwei prominente Transfers, die der Deutsche Meister von 1955 getätigt hat: Torwart Daniel Davari kam mit der Erfahrung aus 29 Bundesliga- und 75 Zweitliga-Spielen an die Hafenstraße und blieb in dieser Saison in 18 Einsätzen zehn Mal ohne Gegentor – eine beeindruckende Quote. Mit Simon Engelmann holten die Rot-Weißen zudem einen klassischen Knipser vom Liga-Konkurrenten Rödinghausen. 2019 (19 Tore) und 2020 (26 Tore) sicherte sich Engelmann bereits jeweils die Torjäger-Krone in der Regionalliga West. Und er ist auf dem besten Weg, seinen Erfolg zu wiederholen: 18 Mal traf der 31-Jährige in 20 Spielen bereits.

Die Fortuna

Mit Rückenwind ins West-Duell
Die Mannschaft von Cheftrainer Uwe Rösler wird die knapp 40 Kilometer lange Anreise ins Ruhrgebiet mit viel Rückenwind antreten können. Die Flingeraner gewannen ihre letzten vier Ligaspiele allesamt und kommen endlich auch auswärts ins Rollen. Vor der Partie beim Viertligisten jubelten Rouwen Hennings und Co. zuletzt zwei Mal hintereinander in der Fremde (2:1 in Karlsruhe, 3:0 auf St. Pauli). Gegen RWE soll der fünfte Streich gelingen, ehe es für die Fortunen in die in diesem Jahr deutlich verkürzte Winterpause geht.

Das sagt Uwe Rösler
„Rot-Weiss Essen kann man eigentlich nicht als Regionalliga-Mannschaft bezeichnen. Sie arbeiten quasi unter Profi-Bedingungen und haben viel Qualität im Kader. Sie haben seit einem halben Jahr kein Pflichtspiel verloren und dominieren ihre Liga. Ich habe schon nach dem St.-Pauli-Spiel betont, wie wichtig mir der Pokal ist und wie bedeutend es ist, dass wir unser positives Momentum beibehalten. Deswegen müssen wir in unserem vierten Spiel innerhalb von zehn Tagen an unsere Leistungsgrenze gehen, um die Partie zu gewinnen.“

Personal-Update

• Luka Krajnc und Matthias Zimmermann haben am Dienstag nicht mit der Mannschaft trainiert, sondern lediglich Laufrunden absolviert. Krajnc fällt aufgrund von muskulären Problemen aus. Zimmermann hat auf St. Pauli einen Pferdekuss abbekommen. „Es ist ein Wettkampf gegen die Zeit. Die Tür für einen Einsatz steht aber noch offen”, so Rösler.
• Ohne Krajnc wird der linke Platz in der Viererkette frei. Hier werden die Fortuna-Fans aller Wahrscheinlichkeit nach entweder einen Debütanten oder einen Rückkehrer zu Gesicht bekommen: Leonardo Koutris und Florian Hartherz stehen gegen RWE beide im Kader.
• Die Fortuna wird an der Hafenstraße mit einer Viererkette auflaufen, wie Rösler auf der Pressekonferenz erklärte.  
• Seine Aufstellung hat der Fußballlehrer allerdings noch nicht verraten – auch seiner Mannschaft nicht. „Das werde ich erst am Mittwoch tun“, sagte Rösler.
• Kelvin Ofori steht in Essen zur Verfügung, fällt aber anschließend für das Zweitliga-Spiel gegen den SC Paderborn (Montag, 4. Januar) aus. Der Grund: Ofori reist an Weihnachten nach Ghana, um seine Familie zu besuchen. „Er ist 19 Jahre jung und hat seine Familie seit anderthalb Jahren nicht gesehen. Deswegen haben wir ihm erlaubt, diesen Besuch zu machen. Er kehrt an Silvester nach Düsseldorf zurück und darf nach fünf Tagen Selbstisolation und zwei negativen Corona-Tests zur Mannschaft zurückkehren. Wenn nichts dazwischenkommt, steht er gegen Braunschweig wieder zur Verfügung“, erklärt Rösler.
  
  

Fan-Infos

Die Partie zwischen der Fortuna und Rot-Weiss Essen findet ohne Zuschauer statt. Sky Sport 3 überträgt das DFB-Pokalspiel live. Alternativ können Fortuna-Fans den Liveticker in der F95-App oder die Social-Media-Kanäle der Fortuna verfolgen.