Das war 2020
JAHRESRÜCKBLICK: Die Fortuna hat turbulente zwölf Monate hinter sich
In manchen Fällen nützt es nichts, lange um den heißen Brei herumzureden. Das Jahr 2020 war kein schönes. Punkt. Die Fortuna ist wie der gesamte Fußball-Kosmos, wie jede Düsseldorferin und jeder Düsseldorfer und letztlich wie die ganze Welt durch zwölf schwierige Monate gegangen, in denen es nicht nur Höhepunkte gab, sondern auch komplizierte Herausforderungen zu lösen und bittere Rückschläge wegzustecken galt. Und das – man ist geneigt zu sagen: ausgerechnet – im Jubiläumsjahr. Ein Rückblick:
Die Fortuna hatte große Pläne. Wirklich große Pläne. Als der Traditionsverein aus Flingern im Januar das Programm vorstellte, das er sich für sein Jubiläumsjahr 2020 überlegt hatte, waren von einem großen Altstadtfest über einen Wettbewerb für Düsseldorfer Schulen bis hin zu einem Theaterstück alle Veranstaltungen geplant, bei dem die Fortuna-Familie auch außerhalb der Arena zusammengefunden und das 125-jährige Bestehen ihres Vereins gefeiert hätte.
Wenige Monate und einen Ausbruch einer globalen Pandemie später war an diese Veranstaltungen nicht mehr zu denken.
Die Fortuna feierte am 5. Mai ihr Jubiläum – aber in ganz anderer Form, als sie es eigentlich geplant hatte. Aus den Fenstern des Rathauses heraus spielten ihr Musiker ein Geburtstagsständchen. Via Social Media erreichten die Rot-Weißen unzählige Glückwunsch-Gratulationen, -Fotos und -Videos. Zahlreiche Fortuna-Anhänger dekorierten ihre Häuser in rot und weiß, um die Stadt am 125. Geburtstags ihres Herzensclubs angemessen zu färben. So wurde es trotz allem ein schöner Geburtstag, der gemeinsam mit den F95-Fans umso größer nachgefeiert wird, wenn es die Entwicklungen der Corona-Pandemie eines Tages wieder zulassen.
Sportlich übrigens lief es in der ersten Hälfte des Kalenderjahres ebenfalls nicht rund. Ende Januar trennten sich die Rot-Weißen als Tabellenletzter der Bundesliga von ihrem langjährigen Trainer Friedhelm Funkel. Uwe Rösler übernahm, doch der Spielbetrieb wurde knapp einen Monat nach seinem Einstand aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochen. Zweieinhalb Monate lang ruhte der Ball in der Bundesliga – die Saisons im Nachwuchs- und Amateurbereich wurden gänzlich abgebrochen – ehe es Mitte Mai ohne Zuschauer weiterging.
Im Saisonendspurt fehlte den Rot-Weißen das, was sie vermutlich mehr als alles andere gebraucht hätten: Die leidenschaftliche und bedingungslose Unterstützung ihrer Fans im Stadion. So mühten sich die Rot-Weißen bis zum letzten Spieltag nach Kräften, in der Bundesliga zu bleiben. Doch trotz aller spielerischen Verbesserungen, trotz aller herausgearbeiteten Führungen, trotz zig Hoffnungsschimmern wie dem Last-Minute-Punkt in Leipzig oder dem Heimsieg gegen Schalke stieg die Fortuna an einem traurigen Juni-Samstag an der Alten Försterei in Berlin in die 2. Bundesliga ab.
Die Probleme waren im Sommer noch lange nicht vorbei. Die aufgrund des großen personellen Umbruchs ohnehin schon komplizierte Vorbereitung wurde durch zwei Corona-Infektionen innerhalb der Mannschaft zusätzlich erschwert. Das Schlüsselwort der letzten Monate lautete daher immer wieder: Geduld.
Und jetzt – in der Schlussphase eines turbulenten Jahres – scheint sich diese Geduld auszuzahlen. Die Fortuna-Verantwortlichen haben nach Wochen voller personeller Probleme Geduld bewahrt und können nun wieder auf einen Kader zurückgreifen, der zeigt, welche Qualität in ihm steckt. Sie haben nach schwachen Auswärtsspielen und zu wenig Gefahr vor dem gegnerischen Tor Geduld bewahrt und sehen nun eine Fortuna, die gleichzeitig mutiger und sicherer mit dem Ball geworden ist und wieder Spaß macht. Sie haben auch Geduld bewahrt, die das Team vor Weihnachten durch eine beeindruckende Serie auf Tabellenplatz fünf und in direkte Nähe zu den Aufstiegsplätzen gebracht hat.
Der Jahresabschluss war weniger versöhnlich, denn nach einer unnötigen Niederlage in Essen ist die Fortuna einen Tag vor Heiligabend in der zweiten DFB-Pokal-Runde ausgeschieden. Dennoch lässt sich nach den letzten Wochen eine ganz wichtige Sache festhalten: 2020 war beileibe nicht alles schlecht. Die Fortuna hat sich in einer Phase, die manche als die schwerste Krise der Nachkriegszeit bezeichnen, mehr über Solidarität mit allen Düsseldorferinnen und Düsseldorfern identifiziert als über Tore und Tabellenstände. Die Fortuna hat solide gewirtschaftet und das Geschäftsjahr trotz großer Komplikationen mit einer Schwarzen Null abgeschlossen – Dank der Solidarität aller Fortunen: Fans, Sponsoren, Mannschaft und Mitarbeiter haben für ihren Verein verzichtet. Die Fortuna setzt sich ligaweit für eine gerechtere Verteilung der TV-Gelder und mehr Solidarität untereinander ein. Die Fortuna hat bewiesen, dass sie eine virtuelle Mitgliederversammlung professionell durchführen kann und ihr gerade in diesen Zeiten Kommunikation und Austausch mit der Fortuna-Familie am Herzen liegen. Die Fortuna gibt jungen Talenten aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum eine Chance, sich in der 2. Bundesliga zu beweisen. Und der Club setzt sich weiter stark für seine Werte ein, hilft Bedürftigen seiner Stadt und steht aktiv für einen respektvollen und toleranten Umgang ein.
Diese Punkte sind von großer Bedeutung und Gründe, positiv ins Jahr 2021 zu gehen. In ein Jahr, in dem die Fortuna und ihre Fans – obwohl nie wirklich getrennt – hoffentlich endlich wieder auch im Stadion zusammenfinden werden.