20.11.2009 | 1. Mannschaft

Herzlichen Glückwunsch, Dietrich Weise!

Der Ex-Trainer der Fortuna schuf die Basis für die Erfolge im Pokal

Er galt als Wegbereiter des sportlich größten Erfolges der Fortuna und hat durch den Umbau sowie gezielte Verstärkungen den Rot-Weißen seine eigene Handschrift geben können, die sich noch Jahre später bemerkbar machen sollte. Die Rede ist von Dietrich Weise, einer der herausragendsten Trainer in den 70er Jahren, der bei den Flingeranern von 1976 bis 1978 Chef an der Seitenlinie war.Seit längerem im Süddeutschen beheimatet feierte am Samstag der Fußballlehrer seinen 75. Geburtstag. Fortuna Düsseldorf gratuliert Dietrich Weise zu seinem Ehrentag aufs Herzlichste - verbunden mit den besten Wünschen für viele weitere Jahre in Gesundheit und Zufriedenheit.

1934 in Gröben (Sachsen-Anhalt) geboren, schnürte er zunächst als Spieler in seiner Heimat die Fußballschuhe. Mit 24 Jahren, man schrieb das Jahr 1958, gelang ihm die Flucht aus der damaligen DDR und er ließ sich in Heilbronn nieder, wo er seine Laufbahn als Aktiver fortsetzen konnte.
Zum Trainerposten kam er wie die berühmte Jungfrau zum Kinde. "In unserer Mannschaft fehlte der etatmäßige Übungsleiter und so ließ ich mich nach langen Diskussionen dazu überreden, die Mannschaft zu trainieren", beschreibt Weise den ersten kleinen Schritt seiner Karriere an der Seitenlinie. Doch schnell stellten sich erste Erfolge ein, der Verein war mit seiner Arbeit zufrieden und hielt weiterhin an diesem eigentlich zunächst nur als Übergangslösung ausgelegten Modell fest. Erfolge in der höchsten Amateurklasse Baden-Württembergs trugen jedoch dazu bei, dass Weise auch selbst immer größeren Spaß an seiner Arbeit bekam. Dennoch wird der Jubilar nicht müde, immer wieder hervorzuheben, dass es nie seine Absicht gewesen sei, das Amt des obersten Übungsleiters zu übernehmen. "Nicht umsonst habe ich die Lehre zum Bücherrevisor (Anm. d. Red. Dies entsprach in der damaligen DDR dem Beruf des Steuerberaters) erfolgreich abgeschlossen. Ich hatte doch die feste Absicht, in dieser Branche zu arbeiten."

Doch seine Erfolge machten schon bald renommiertere Vereine auf seine Arbeit aufmerksam. So kam es, dass Bundesligist 1. FC Kaiserslautern Weise 1967 zunächst als Assistenztrainer verpflichtete. Nach drei Jahre saß er erstmals als Cheftrainer der Profimannschaft auf der Bank und betreute die "Roten Teufel" bis 1973. Anschließend wechselte er zur Frankfurter Eintracht und konnte dort innerhalb weiterer drei Jahre die ersten sportlichen Erfolge sammeln, denn die Mannschaft gewann unter Weise zwei Mal den DFB-Pokal.

1976 stand dann der Wechsel an den Rhein an. "Das Angebot er Fortuna hat mich schon sehr gereizt und nach meiner Zeit am Main suchte ich eine neue Herausforderung. So wechselte ich nach Nordrhein-Westfalen", begründete er diese Entscheidung. Fortuna war für den Fußballfachmann Weise schon damals kein unbeschriebenes Blatt mehr - schließlich kämpften die Landeshauptstädter schon seit 1971 in der Bundesliga und Weise war dadurch bereits mehrfach auf die Flingeraner getroffen. Seiner Meinung nach war das Team schon damals "zu allem fähig", was bedeutete, dass die Truppe um bis heute legendäre Akteure wie Fred Hesse, Egon Köhnen, Reiner Geye, Gerd Zewe, Wolfgang Seel und Wilfried Woyke nicht konstant genug spielte. Damit waren sie zwar in der Lage, jede Mannschaft zu schlagen, ebenso aber auch gegen jeden Verein eine Niederlage beziehen zu können. "Die Tatsache, dass mir die Stadt Düsseldorf sehr gut gefiel und das Umfeld des Vereins hundertprozentig stimmte, machte mir die Entscheidung doch um einiges leichter, die Mainmetropole zu verlassen", erinnerte sich Weise auch viele Jahre später noch an seine Zeit bei Fortuna, in der er sein Domizil in Erkrath aufschlug.

Doch stand seine Arbeit am Flinger Broich zunächst unter keinem guten Stern. Denn die Fortuna startete mit einer Niederlagenserie in die Saison 1976 und war nach fünf Spieltagen mit 0:10 Punkten Tabellenletzter. Die Verantwortlichen des Vereins blieben indes gelassen und sowohl aus dem Umfeld der Fortuna als auch aus den Medien hielt man sich mit überzogener Kritik an Weises Arbeit zurück - eine Tatsache, die, so der 75-Jährige, "im heutigen Zeitalter nicht mehr möglich wäre". Um weiter auszuführen: "Wir wussten, dass die Mannschaft besser war, als ihr Tabellenplatz. Die Spiele gingen schlichtweg unglücklich verloren."
Berufsskeptikern mag diese Feststellung wie eine Ausrede erscheinen. Doch die Ergebnisse untermauern Weises Beurteilung: Eine 1:2-Niederlage beim FC Bayern nach 1:0-Führung durch Bommer. Ein 1:3 gegen Braunschweig nach 1:0 durch Seel. Eine 2:4-Pleite bei Tennis Borussia Berlin - nach einer Aufholjagd zum 2:2. Und ein 1:2 bei Schalke 04, wo es bis kurz vor Schluss 1:1 gestanden hatte.
In den darauf folgenden Spielen konnten die Fortunen jedoch ihre Klasse aufblitzen lassen und holte 17:7 Punkte. Wäre der verpatzte Saisonstart nicht gewesen, dann hätte die Fortuna zur Winterpause auf dem 1. Tabellenplatz stehen können. Der Erfolg hatte sich also eingestellt und die Rot-Weißen konnten sich in den folgenden Jahren, da Weise in Düsseldorf Trainer war, als Spitzenmannschaft des deutschen Fußballs etablieren. Bevor er ein Angebot des DFB wahrnahm, hatte Weise dafür gesorgt, dass die Fortuna erstmals nach langer Zeit wieder einmal ins DFB-Pokalfinale einzog, während man in der Bundesliga in dieser Saison 1977/1978 den fünften Platz belegte.
Sein größter Coup gelang Weise allerdings mit der Verpflichtung von Hans-Dieter Tippenhauer, der mit gerade einmal 33 Jahren einer der jüngsten Trainer in der Bundesliga war. Tippenhauer, mit dem Weise schon zusammen in Frankfurt gearbeitet hatte, sollte nur ein Jahr nach dem Ausscheiden Weises aus dem Fortuna-Trainerstab mit dem Erreichen des Europacup-Finales in Basel den bis heute sportlich größten Erfolg des Flingeraner Fußballvereins erringen. Keiner zweifelte, dass Dietrich Weise durch seine zuvor akribisch geleistete Arbeit seinen Anteil nach seinem Weggang hatte.

So fiel dem Trainer aus Leidenschaft sein Abschied aus Düsseldorf sehr schwer, doch das Angebot des Deutschen Fußball-Bundes, die Verantwortung für den Nachwuchs in Deutschland zu übernehmen, war einfach zu verlockend. Die nun folgende Zeit sollte die sportlich erfolgreichste werden in Dietrich Weises Biographie. 1981 vermochte er - ausgerechnet im Rheinstadion - mit der U 18-Mannschaft den Europameistertitel (1:0 gegen Polen) zu gewinnen. Um ein Jahr später noch eins draufzusetzen und in Australien den Weltmeistertitel (4:0 gegen Kathar) mit der U 20 zu verbuchen.

Nach schweren gesundheitlichen Problemen Mitte der 80er Jahre - er hatte von 1983 bis 1987 erneut die Frankfurter Eintracht trainiert - suchte er die Herausforderung im Ausland, setzte sich in Ägypten gegen Hitze und große Sprachprobleme durch und führte das afrikanische Land 1990 zur WM nach Italien.
Anschließend wechselte er ins kleine und beschauliche Liechtenstein, baute dort die Nationalmannschaft auf und verpflichtete den ehemaligen Fortuna Spieler Ralf Loose als Nationaltrainer.

Den Kontakt nach Düsseldorf hat er bis heute nicht verloren. Zusammen mit seinem ehemaligen Schützling Gerd Zewe, der einmal sagte, dass Weise für ihn der beste Trainer in seiner Karriere gewesen sei, besuchte er sogar schon die ESPRIT arena und auch das Gelände am Flinger Broich. "Ich war ziemlich erstaunt und finde es toll, was Fortuna hier mit Hilfe der Stadt umgesetzt hat", stellte Weise erfreut fest. Da wäre er gerne noch einmal jünger und würde sicherlich mit großer Leidenschaft, die ihn immer ausgezeichnet hat, an seiner alten Wirkungsstätte arbeiten. Und nicht wenige glauben, er würde auch heute noch an Erfolge alter Tage anknüpfen können.

bundesliga.de

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