Zum 100. Geburtstag von Willi Wigold
Meisterspieler von 1933 und vierfacher Nationalspieler
Paul Janes, Ernst Albrecht und Jakob Bender - geschichtsbewusste Fortunen wissen diese Namen der glorreichen Zeit ihres seinerzeit noch vergleichsweise jungen Vereins bis heute genauestens zuzuordnen. Doch eine Mannschaft besteht aus elf Spielern - damals, in den Dreißigern des letzten Jahrhunderts, noch mehr als heute. Und wer, bitteschön, war dann Willi Wigold? Die Statistik verrät, dass auch er einer der Deutschen Meister aus Düsseldorf war. Der einzige Titel dieser Art in der über 114-jährigen Geschichte der Flingeraner, der Sieg, das Gefühl, sie einmal anfassen zu dürfen, die im sinnlosen Weltkrieg verloren gegangene Viktoria.
Er war Mittelfeldspieler, heute würde es heißen: "Teil der Mannschaft" - der immerhin besten die es in jenem Jahr in Deutschland gab. Dies kam nicht von ungefähr, denn schon damals galt die Nachwuchsarbeit von Fortuna als vorzüglich. Sicherlich wurden auch Transfers getätigt - wie der des aus Nürnberg kommenden Schorsch Hochgesang. Wigold war in Gerresheim aufgewachsen, hatte dort beim "Rasensport von 1908" gespielt, ehe er, im Alter von 21 Jahren, nach Flingern wechselte. Gefürchtet war er für seine Schussstärke, die ihn zu einem der erfolgreichsten Akteure des Vereins machte. Ein, nach heutigen Maßstäben, vergleichsweise kompliziertes Qualifikationsverfahren führte die Fortuna letztlich ausgerechnet nach Köln, um im Müngersdorfer Stadion das Finalspiel um den Meistertitel gegen Schalke 04 mit 3:0 zu gewinnen. Zwolanowski, Mehl und Hochgesang besorgten zwischen der 11. und 84. Minute die Treffer, die die Fortunen diesen Titel holen ließen. Das einzige Mal, dass dies dem Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 e.V. bis heute gelang. Deutscher Meister ‚33. Heute singt der Fanblock davon - nur damit es jeder weiß.
Willi Wigold war ein "Halbrechter", der mit Sicherheit über mindestens so herausragende Qualitäten verfügte, wie heutzutage manch anderer hofierter Nationalspieler. Nur war man damals von der medialen Bandbreite des 21. Jahrhunderts Lichtjahre entfernt. Es hätte wohl auch kaum zu ihm gepasst, denn der städtische Arbeiter war ein eher stiller Typ, aber ein echtes Vorbild. Auf und neben dem Platz, so weiß die Vereinschronik in den 1960ern zu berichten, galt er als "beispielgebend für die Jugend." Einer, der durch technisch perfektes Spiel glänzte und durch "seine immer korrekte Haltung im Leben wie auf dem Sportplatz" positiv auffiel.
Ob Wigold sich in "seiner" Zeit wohl der Nutella-Reklame verdingt hätte? Jener unselige Werbespot, dem der Fluch nachgesagt wird, dass sich ambitionierte Nationalspieler kurz nach dem Dreh ins Aus manövrieren? Zumindest von Wigolds Biographie her würde es passen. Denn obwohl Otto Nerz, der damalige Bundes-, pardon: Reichstrainer ihm beste Qualitäten attestierte, kam er gerade einmal auf vier Einsätze in der Nationalelf. Und das, obwohl er drei Tore schoss und mit dazu beitrug, dass Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1934 dabei sein durfte: In Italien anzutreten beim damals schon unglaublich großen Spektakel, das blieb ihm verwehrt.
Sein Leben verloren hat er am Ilmensee, beim Russlandfeldzug, im Range eines Obergefreiten. Über seinen genauen Todestag gibt es unterschiedliche Angaben - es soll der 08.12.1943 gewesen sein. Lange Zeit war nicht einmal bekannt, wo er beerdigt ist. Er war der Zweite aus der Meister-Mannschaft, den der Tod ereilte, nachdem Willi Pesch bereits 1940 bei einem Verkehrsunfall am Worringer Platz tödlich verunglückt war.
33 wurde er Meister. Gerade einmal 33 Jahre alt werden durfte er. Willi Wigold wurde am Donnerstag vor 100 Jahren geboren. Vergessen darf man ihn nicht.
Das Gruppen-Foto zeigt Ernst Albrecht, Willi Wigold, Georg "Schorsch" Hochgesang, Felix Zwolanowski und Stanislaus "Tau" Kobierski