"Wenn einer eine Reise tut..."
Fortuna vor dem Auswärtsspiel beim FC Energie Cottbus
Das Schöne am Dasein eines Fußball-Fans aus Düsseldorf ist es, Orte kennenlernen zu dürfen, die man - zumindest als gemeiner Rheinländer - nicht zwingend zu Gesicht bekommen würde. Cottbus dürfte wohl einer dieser Orte sein. Am kommenden Samstag tritt die Fortuna in der Niederlausitz beim FC Energie an und erteilt ihren mitgereisten Anhängern auf diesem Wege wieder eine fröhliche Lektion Landeskunde.
Zumal die Rot-Weißen und ihr Anhang nach dem 1:0-Sieg gegen den FC St. Pauli wieder verstärkte Reiselust verspüren dürften, auch wenn das Ziel im gut 650 Kilometer entfernten deutsch-polnischen Grenzland liegt. Doch soll sich der Trip dorthin lohnen, gilt es, im "Stadion der Freundschaft" drei Punkte zu erhaschen. Eine Aufgabe, die auch schon vor den Auswärtsspielen beim FSV Frankfurt und dem Karlsruher SC in der Öffentlichkeit zur dringenden Pflicht erklärt worden ist und den Fans allmählich den kalten Schweiß auf die Stirn treibt. Nun also ein neuerlicher Anlauf - im Brandenburgischen.
Doch Gelegenheit macht bekanntlich Diebe und die Gelegenheit am kommenden Samstag ist mehr als günstig: Mit ihrem Sieg bei 1860 München hat sich Energie wohl endgültig aller Abstiegssorgen entledigt und kann eine Heimniederlage durchaus verkraften. Zudem ist die Mannschaft von Trainer Pele Wollitz momentan personell etwas ramponiert. Die Stammspieler Sascha Dum und Marco Kurth fehlen am Samstag gelbgesperrt, Innenverteidiger Markus Brzenska dürfte handbruchsbedingt ausfallen und der Einsatz des Chinesen Shao (Sprunggelenksentzündung) steht ebenfalls noch in den Sternen.
Nicht zu vergessen, der Blick auf die Konkurrenz: Pauli (55 Punkte) und Augsburg (54 Punkte) spielen bekanntermaßen gegeneinander (Montag, 20.15 Uhr) und nehmen sich, wie es immer heißt, die Punkte gegenseitig weg. Ein Sieg in Cottbus könnte demnach den Rückstand der Fortuna (49 Punkte) auf den Relegationsrang auf drei oder - je nach Spielverlauf in Hamburg - gar bis zu zwei Punkte schmelzen lassen.
Doch sollte der Ausflug an die Spree, die bei günstigen Windverhältnissen aus dem Stadion heraus per kräftigem Spannstoß durchaus zu erreichen ist, nicht von Erfolg gekrönt sein, so ist Cottbus zumindest kulturell allemal eine Reise wert. Auch wenn Cottbus selbst mit vielerlei Nettigkeiten aufwarten kann - ein Gang durch den Branitzer Park samt gleichnamigem Schloss ist dabei dringend zu empfehlen - darf die Devise gelten: Der Weg ist das Ziel.
Gönnt man sich den Spaß und reist von Düsseldorf aus mit dem Auto gen Osten, weist einem der Routenplaner mehrere Wege. Der zweifellos kürzeste (650 Kilometer, einfache Fahrt) führt über die A2 und vorbei an Bielefeld, Hannover, Braunschweig und Magdeburg. Viel Beton und wenig Landschaft - Geschmackssache also. Wer aber Zeit und Muße hat, auch links und rechts der Autobahn mal einen Stopp einzulegen, dem sei die südliche Anfahrt über die A4 ans Herz gelegt. Diese Variante ist nur unwesentlich länger, führt aber vorbei an Deutschlands Kultur-Perlen Erfurt, Weimar, Leipzig und Dresden. Kurz bevor man Cottbus erreicht, darf sich das Auge in Höhe Senftenbergs zudem an der größten künstlichen Seenplatte Europas erfreuen.
Es heißt, "Wenn einer eine Reise tut, der hat was zu erzählen." In diesem Fall also ganz bestimmt. So oder so...