26.11.2024 | Yesterday

Manfred “Manni” Bockenfeld

„Die schönste Zeit, die ich im Fußball hatte!“

Im Sommer 1981 wechselte Manfred Bockenfeld vom beschaulichen Niederrhein in die lebendige Landeshauptstadt. Er kam vom Nord-Zweitligisten 1. FC Bocholt, der es nach der Umstrukturierung nicht in die neugeschaffene eingleisige 2. Bundesliga geschafft hatte. Im Alter von 21 Jahren begann damit seine Profi-Karriere. Für die Rot-Weißen schoss er als gelernter Abwehrspieler in sechs Spielzeiten in 211 Pflichtspielen immerhin 29 Tore. Er sollte aber nicht nur in Düsseldorf viele emotionale Höhepunkte im Fußball erleben.

Mit der Fortuna durchlief er zunächst wechselhafte Jahre in der Bundesliga und im DFB-Pokal - mit glorreichen Siegen und schmerzlichen Niederlagen. Zugleich stieg er mit seinem kongenialen Partner auf der rechten Seite, Rudi Bommer, zum Nationalspieler auf. Und zu guter Letzt bekam „Manni“ von seinem neuen Trainer Willibert Kremer, der im Herbst 1981 auf Jörg Berger gefolgt war, einen Spitznamen verpasst, indem dieser das neue Mittelfeld-Duo schuf. Bockenfeld erinnert sich: „Damals hat mich der Trainer gefragt: ‚Bocki, kannst Du Dir vorstellen mit dem Rudi auf der rechten Seite zu spielen?‘ Na klar, habe ich geantwortet. Unser erstes Spiel war im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt.“ Und das war mit einem 3:1 und den Torschützen Bommer und Bockenfeld durchaus erfolgreich.

Es war das berühmte „blinde Verständnis“, welches auch Bundestrainer Jupp Derwall auf die beiden aufmerksam gemacht hatte. „Wir konnten uns immer aufeinander verlassen“, sagt Bockenfeld. Wobei er aber auch betont: „Unsere linke Seite mit dem schnellen Ralf Dusend und dem zweikampfstarken Sepp Weikl war genauso gut wie wir!“

Eine Laufbahn in vier Abschnitten
Nach der Europameisterschaft 1984 bestritt er sein einziges A-Länderspiel. Daneben kam er noch elfmal in der deutschen Olympia-Auswahl zum Einsatz und nahm an den Olympischen Sommerspielen in Los Angeles teil. „Das war das größte Erlebnis für mich als Fußballer, welches ich je hatte! Sicherlich neben dem Europapokalendspiel in Lissabon 1992, bei dem aber keine 20.000 Zuschauer waren. Im Stanford Stadium in Palo Alto hatten wir im Gruppenspiel gegen Brasilien das Vierfache. Als wir einmal den Ball weit über das Tor geschossen hatten, haben alle Zuschauer gejubelt. Die dachten, dass wir wie beim American Football ein Field Goal geschossen haben“, berichtet „Manni“ grinsend. Leider folgte im Viertelfinale beim 2:5 gegen Jugoslawien das Aus und die damit verbundene Heimreise.

Zu seinen sechs Jahren bis 1987 bei der Fortuna sagt er im Rückblick: „In Düsseldorf haben sich meine Familie und ich sehr wohl gefühlt, obwohl wir vor den Toren der Stadt in Mettmann gewohnt haben. Und zu meinem Heimatort Oeding im Kreis Borken war es nur eine knappe Stunde Fahrtzeit. Aber Düsseldorf war einfach eine geile Stadt!“ Nach dem Ende seiner Karriere Ende der 1990er Jahre ist er dennoch wieder in seine Heimat zurückgezogen, wo er heute noch lebt. Zunächst folgte nach seinem Weggang aus Düsseldorf im Sommer 1987 ein zweijähriges Intermezzo in Mannheim. Dazu sagt er zusammenfassend: „Bei Waldhof war für mich die lehrreichste Zeit meiner Karriere.“ Zweimal schafften die „Waldhof-Buben“ den Bundesliga-Klassenerhalt (inklusive erfolgreicher Relegation gegen Darmstadt 98).

Es folgte der Wechsel an die Weser und damit für Bockenfeld der Aufstieg zu glorreichen Zeiten: „Bremen war natürlich das erfolgreichste Kapitel meiner Laufbahn mit den beiden DFB-Pokalsiegen 1991 und 1994, dem Triumph im Europapokal der Pokalsieger 1992 gegen AS Monaco und natürlich dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1993.“ Viel mehr kann ein Fußballer in so kurzer Zeit kaum erreichen! Und das alles an der Seite von Klaus Allofs, mit dem er in Düsseldorf nicht zusammengespielt hatte (Allofs wechselte 1981 zum 1. FC Köln, Anm. d. Red.) und mit dem er aber „noch heute regelmäßig telefoniert“. Aber auch zu anderen Weggefährten von einst hat er den Kontakt nie verloren: „Ich komme gerne ab und zu – nicht immer bei einer Entfernung von knapp 100 Kilometern – zu den Legendentreffen und freue mich auf ein Wiedersehen mit Dieter Brei, Benno Beiroth und vielen anderen. Das macht schon Spaß!“

Fortuna in aller Munde
Dann wird gerne über die „guten, alten Zeiten“ gesprochen und manchmal auch ein wenig die Geschichte verfälscht. „Bei jedem Treffen werden die alten Anekdoten noch schöner und herrlicher“, berichtet er mit einem Augenzwinkern. Nicht verfälscht werden kann aber die Tatsache, dass „Manni“ Bockenfeld maßgeblich am Höhenflug der Flingeraner in der Saison 1983/84 beteiligt war. Lange Zeit lag die Fortuna in der Spitzengruppe und wurde als Geheimtipp auf den Gewinn der Deutschen Meisterschaft genannt. Die beiden 4:1-Heimsiege gegen Borussia Mönchengladbach und Bayern München vor jeweils über 60.000 Zuschauern im Rheinstadion gehören noch heute zu den Meilensteinen in der Vereinsgeschichte - auch dank der Tore und Vorlagen vom Duo Bommer/Bockenfeld.

Es folgte indes ein Einbruch in der Rückrunde, den er sich im Rückblick nur wenig erklären kann: „Wir hätten nicht mitten in der Saison nach Korea fliegen sollen. Aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, warum wir so eingebrochen sind und beinahe noch abgestiegen wären. Denn der Zusammenhalt in der Truppe war gut. Es gab keinen Neid und keinen Knatsch in der Mannschaft.“ So beendete die Fortuna jene Spielzeit nur auf Platz 14. Es folgten ein 15. und ein 14. Rang in den beiden Jahren darauf, bevor im Frühjahr 1987 nach 16 Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit der Abstieg besiegelt war. Für Bockenfeld bedeutete dies das Aus, denn der Verein brauchte das Geld durch seinen Transfererlös.

F95 im Herzen und eine besondere Freundschaft
Doch den Kontakt hat er nicht abreißen lassen – weder zum Verein noch zu seinem Teamkollegen auf der linken Außenbahn. Das Zusammenspiel und das Verständnis der beiden auf dem Platz war wie eine Einheit – so als hätten sie ein Leben lang miteinander dort gespielt. Aber nicht nur beruflich, sondern auch privat haben sich die Familien damals wie heute gut verstanden und getroffen. „Immer, wenn ich nach Österreich in den Urlaub fahre, dann mache ich Halt in Aschaffenburg und besuche den Rudi“, erzählt Bockenfeld. Oder er kommt zwischendurch mal nach Düsseldorf in seine alte Heimat zu den Treffen der Ehemaligen und freut sich endlich wieder in dieser „geilen Stadt“ zu sein, in der er die schönste Zeit in seiner Fußballerkarriere erleben durfte!

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