"Fünf Neue müssen sich erst einmal richtig einspielen"
VfL Bochum-Trainer Friedhelm Funkel vor dem Gastspiel bei der Fortuna
Es wäre absolut unrichtig, Friedhelm Funkel nachzusagen, er würde seit mehr als 600 Spielen seiner Trainer-Karriere im deutschen Profi-Fußball auf der Bank sitzen. Denn er sitzt selten und nutzt vielmehr die so genannte Coaching Zone in der Regel bis zum letzten Millimeter aus. Der 56-Jährige, der am Montag mit Bundesliga-Absteiger VfL Bochum bei der Fortuna zu Gast ist, ist immer wieder beliebtes Kameraobjekt, wenn er in seinem "Arbeitsbereich" sprintet, gestikuliert, zürnt und antreibt.
Denn der gebürtige Neusser lebt den Fußball mit Haut und Haaren - und zwar spätestens seit er 1974 seine erste von 13 Saisons als Spieler in Uerdingen begann. Mit einem Umweg über den 1. FC Kaiserslautern standen am Ende 16-Profi-Jahre auf dem Konto, in denen er 320 Erst- und 152 Zweitliga-Spiele bestritten hatte. Dabei gelangen dem offensiven Mittelfeld-Mann 149 Tore. Wir sprachen vor dem Spiel mit Funkel, der beim VfL Bochum im Sommer seine siebte Trainerstation angetreten hat.
Vor dem Sieg am Mittwoch gegen Arminia Bielefeld hatte es in der 2. Bundesliga für den VfL drei Niederlagen in Serie gegeben. Der Anhang schimpfte gehörig. Und Sie?
Funkel: "Ich auch, denn wer verliert schon gerne dreimal in Folge, wenn man angetreten ist, den VfL so schnell wie möglich wieder zurück nach oben zu führen."
Nennen Sie die Gründe, weswegen es beim VfL bisher nicht so richtig rund gelaufen ist...
Funkel: "Wir haben noch großen Steigerungsbedarf. Das liegt meines Erachtens daran, dass wir noch nicht gut eingespielt sind. Fünf Neue in der Anfangsformation, das benötigt seine Zeit, damit alles so läuft, wie ich mir das vorstelle."
Gut, dann wollen wir mal ans Eingemachte bei einigen Ihrer Neuen gehen. Was sagen Sie zum nordkoreanischen Nationalspieler Chong Tese, der in Japan geboren wurde?
Funkel: "Er war zuletzt nicht fit, nachdem er als zweifacher Torschütze bei unserem 3:2-Auftaktsieg gegen 1860 München zwei Treffer erzielt und eine sehr gute Vorstellung gegeben hatte. Ihn plagte eine Reizung im Knie. Wenn das behoben ist, wird er bestimmt wieder stärker auftrumpfen."
Ihr neuer Stürmer Mahir Saglik machte zuletzt einen unzufriedenen Eindruck. Täuscht dieser Eindruck?
Funkel: "Saglik war in Paderborn gut, in Karlsruhe hatte er auch eine gewisse Anlaufzeit benötigt. Er ist zurzeit zweifellos nicht ganz zufrieden, benötigt unbedingt Erlebnisse als erfolgreicher Torschütze. Er setzt sich selbst zu sehr unter Druck. Legt er die Verbissenheit ab, dann werden wir Freude an ihm haben."
Im Mittelfeld hatten Sie große Hoffnungen auf Faton Toski gesetzt...
Funkel: "Er hat noch nicht den Rhythmus gefunden, den ich bei ihm aus der Frankfurter Zeit kenne. Er muss schneller spielen, dadurch mehr Druck ausüben. Er soll sich auf einfachen Fußball besinnen. Das beherrscht er, wenn der Rhythmus da ist."
Auch Giovanni Federico wirkte bisher nicht so zwingend. Was erwarten Sie von ihm?
Funkel: " Kein Zweifel: Giovanni hat genügend Potenzial nach oben. Von ihm erwarte ich mehr Biss. Er kann das, davon bin ich überzeugt. Wenn er ins Rollen kommt, profitiert die ganze Mannschaft davon."
Was sagen Sie zur Düsseldorfer Fortuna, die auch ja auch nicht sonderlich gut aus den Startlöchern gekommen ist?
Funkel: "Mein Kollege Norbert Meier hat schon gleich nach dem Aufstieg gewarnt, dass es jetzt deutlich schwerer werden würde. Ich traue der Fortuna einiges zu. Der aktuelle Tabellenplatz gibt nicht das wieder, was die Truppe kann. Ich habe die Düsseldorfer beispielsweise bei der 1:2-Heimniederlage gegen Hertha BSC gesehen. Das Ergebnis war nicht gerecht. Die Mannschaft spielte enorm engagiert und hätte einen Punkt verdient gehabt."
Herr Funkel, wir danken für das Interview. (MSPW/tk)